DRUCKSPIEGEL-BLOG


von Stefan Breitenfeld

17.11.2022

Design, Nachhaltigkeit

Die zirkuläre Verpackung der Zukunft entwerfen

Die Pandemie hat zu einer Veränderung des Konsumverhaltens der Verbraucher und Verbraucherinnen beigetragen. Die Menge an Mahlzeiten zum Mitnehmen, Bestellungen nach Hause und Online-Shopping nimmt weiter zu. Es liegt in unserer Verantwortung, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um diesen Trend nachhaltiger zu gestalten.

Ratschläge für Designstudierende, die an der Better With Less - Design Challenge teilnehmen. Von Ilkka Harju, Direktor Verpackungsdienstleistungen, EMEA & APAC, Metsä Board & Vorsitzender der Better With Less - Design Challenge-Jury.

Markeninhaber, Verpackungshersteller und Kartonlieferanten wie Metsä Board müssen zusammenarbeiten, um die Verwendung erneuerbarer Materialien zu fördern, das Abfallaufkommen zu reduzieren und die Verpackung nach dem Gebrauch leicht recycelbar zu machen. Gleichzeitig ermutigen wir auch alle Designer, den gesamten Lebenszyklus der Verpackung zu berücksichtigen. Neue Konzepte sollten die Verwendung erneuerbarer Rohstoffe maximieren und den Materialverbrauch minimieren. Wir wissen, dass die Gewichtsreduzierung der Verpackung erhebliche Auswirkungen auf ihre Nachhaltigkeit hat. Daher ist die Entwicklung von leichtgewichtigen Verpackungen, die zusätzlich zweckmäßig sind und leicht recycelt werden können, ein wesentlicher Bestandteil der Kreislaufwirtschaft.

Auch und vielleicht sogar besonders Designstudierende können Trendsetter für nachhaltige Verpackungen sein. Das ist die Botschaft unserer dritten Runde der Better With Less - Design Challenge. Ziel ist es, neue Talente zu finden und Ideen für kreislauffähige Verpackungen zu verfeinern – mit praktisch null Abfall. Neben einem Preisgeld für die drei besten Zero-Waste-Verpackungsdesigns gewinnt ein:e Student:in ein Praktikum im Excellence Center von Metsä Board in Finnland.

Hier sind wertvolle Ratschläge für alle Teilnehmenden von einigen unserer geschätzten Jurymitglieder:

Brian Collins, Chief Creative Officer bei Collins: „Man merkt, dass man etwas Neues erfindet, wenn man sich an der Grenze zwischen dem, was man weiß, und dem, was man nicht weiß, befindet. An diesen Grenzen blüht und explodiert die Vorstellungskraft quasi. Dort sollten Sie leben und arbeiten und sich entfalten, während wir alle versuchen, neue Wege zu finden, um Designer und gleichzeitig bessere Bewohner:innen der Welt um uns herum zu sein. Ignorieren Sie all den Unsinn der Leute, die sagen: ‚Neu denken, neu vorstellen, neu erfinden!‘ Denken Sie einfach. Einfach vorstellen. Einfach erfinden.“

Ben Parker, Mitbegründer des kreativen Designstudios Made Thought: „Die Art, wie wir nehmen, herstellen und verschwenden, ist die Geschichte, die uns den Rest unserer Karriere beschäftigen wird – mit neuen Systemen, neuen Modellen, Herkunft, Provenienz, Auswirkungen, Rückverfolgbarkeit, Transparenz, Schuld, Haftung, Verantwortung. Es geht um die Auswirkungen und das Erbe, das die Dinge hinterlassen. Wir leben jetzt in einer Zeit, in der sich alles verändert und neu überdacht wird. Was für eine tolle Zeit, um Designer zu sein!

Die größte Herausforderung an Nachhaltigkeit ist es, sie begehrenswert zu machen – ich will sie, ich brauche sie nicht nur. Die meisten nachhaltigen Produkte sind einfach langweilig. Wir müssen also eine neue Ästhetik finden – eine neue Sprache, die über den Glanz und das Glänzen von Plastik und Synthetik hinausgeht. Wir müssen eine Ästhetik finden, die natürlicher ist – und die ohne Giftstoffe in die Erde zurückkehren kann. Oder eine Produktästhetik, mit der die Menschen gerne leben und mit der sie alt werden können. In den nächsten 28 Jahren werden weitere 2 Milliarden Menschen auf der Erde leben – entwerfen Sie für sie. Das ist eine großartige Gelegenheit, mit innovativen Ideen, Systemen und Denkweisen etwas Neues zu schaffen.“

Carin Blidhold Svensson, Kreativdirektorin und Gründerin von BVD, rät den Studenten: „Schauen Sie sich Ihren Alltag an und Situationen, in denen Sie auf Verpackungen stoßen, die nicht optimal funktionieren und Sie vielleicht sogar ärgern. Betrachten Sie den gesamten Weg des Produkts von der Herstellung bis zum Ende der Nutzung. Welche Probleme können durch das strukturelle Design und die grafische Kommunikation gelöst werden? Welches sind die Schmerzpunkte und wo liegen sie? Wo können Sie Verbesserungen vornehmen? Oder fangen Sie einfach mit Ihren Lieblingsdingen an – welche Art von Produkten oder Dienstleistungen verleihen Ihnen Energie und Freude? Nutzen Sie diese Energie für Ihre Kreativität.

Konzentrieren Sie sich dann darauf, ein Problem zu lösen, anstatt viele. Es ist wahrscheinlich unmöglich, alle Probleme zu lösen, also suchen Sie nach dem offensichtlichsten Hindernis. Bietet vielleicht das Material selbst eine Möglichkeit, von Plastik auf Papier umzusteigen, um eine bessere Lösung zu finden? Oder kann Ihre Idee dafür sorgen, dass frische Lebensmittel länger haltbar sind und die Lebensmittelverschwendung verringert wird?

Oder ist die größte Herausforderung die Vermeidung von Verpackungsabfällen und die Minimierung des Materialverbrauchs? Wenn es bei Ihrer Idee um Kreislaufwirtschaft geht: Wie können Sie den Verbrauchern helfen, zu recyceln und dies effektiv mit der Verpackung kommunizieren?“

Brandi Parker, Leiterin der Abteilung für Nachhaltigkeit bei Pearlfisher: „Als Student hat man den großen Vorteil, dass man nicht in der Branche tätig ist; man ist noch nicht abgestumpft oder zynisch geworden durch die harten Realitäten der Geschäftswelt. Nutzen Sie dies zu Ihrem Vorteil. Lassen Sie sich von nicht-traditionellen Bereichen inspirieren – ja, Sie sollen die Probleme lösen, die sich Ihnen stellen und die in der Welt existieren, aber tun Sie dies aus Ihrem eigenen Blickwinkel.

Eine außergewöhnliche und oft übersehene Quelle ist die Natur. Sicher, es klingt banal oder vielleicht sogar klischeehaft, aber die Biomimikry und die Technologie, die sich aus der Beobachtung der natürlichen Welt ergeben hat, haben die Nachhaltig deutlich vorangetrieben. In der Natur gibt es keine Verschwendung. Was für den einen ein Abfall ist, wird von jemand anderem neu verwendet: Beispielsweise fallen abgestorbene Blätter auf den Boden und werden von Insekten, Einzellern und Pilzen aufgenommen und zersetzt – so werden sie zu deren Nahrung und Nährstoffen. Da Papier und faserbasierte Materialien aus der Natur stammen, kann ich mir keine stärkere Verbindung vorstellen. Auf welche Weise werden faserbasierte Materialien in Zukunft eine harmonische Beziehung mit der Natur ermöglichen? Wie kann das bescheidene Stück Papier, das große Zivilisationen inspiriert und in die Lage versetzt hat, ihre Geschichte zu teilen und Informationen über Generationen hinweg weiterzugeben, weiterhin enorme Veränderungen in unserer modernen Gesellschaft bewirken?“

Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Einreichung Ihrer Beiträge (bis zum 1. Dezember 2022) finden Sie hier: www.betterwithless.org.

Ilkka Harju leitet das Verpackungsdesignteam von Metsä Board im Excellence Centre in Äänekoski, Finnland. Er ist dafür bekannt, dass er durch die Zusammenarbeit mit anderen Designern und Technologieexperten die Grenzen des Designs verschiebt.

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