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(25.07.2016 / saj)

Gesellentaufe für sechs Azubis

Die Schreiner Group, ein Familienunternehmen aus Oberschleißheim mit rd. 1000 Beschäftigten, beging die alljährliche Gautschfeier.

Bei dieser jahrhundertealten Zeremonie werden die Auszubildenden des Druckerhandwerks in einem 600-l-Wasserbottich von ihren Sünden während der Lehrzeit reingewaschen. Durch die Zeremonie führte der historisch gewandete Gautschmeister, der die Lehrzeit des Nachwuchses mit launigen Versen Revue passieren lies. Der Festakt ist ein Höhepunkt für die gesamte Belegschaft, der in diesem Jahr mit einem Sommerfest ausklang.

 

Wenn einmal im Jahr ein großer Bottich mit 600 l Wasser gefüllt wird, der Gautschmeister seine Rede anstimmt, die Packer nach den Kornuten – also den Auszubildenden –  greifen und die Schleißheimer Schlosspfeifer durch den Hof der Schreiner Group marschieren, ist es wieder soweit: Vor versammelter Mannschaft werden die frisch ausgebildeten Mediengestalter, Medientechnologen Flexodruck sowie die Maschinen- und Anlagenführer gegautscht.

 

Diese Zeremonie hat bei den Druckern bekanntlich eine lange Tradition und sie wird auch bei der Schreiner Group schon seit 13 Jahren gepflegt. Das Gautschen stammt aus dem 16. Jahrhundert. Damals wurden die Gesellen der sogenannten Schwarzen Zunft mit der Taufe symbolisch von "Unfug, Fehlerhaftigkeit, Murkserei und Hudelei" der Lehrzeit reingewaschen. In diesem Jahr wurden sechs Kornuten bei der 13. Gautschfeier in den Gesellenstand erhoben. 


Gautschmeister Dieter Eckardt konnte sich auch diesmal die ein oder andere Anekdote aus der Ausbildungszeit von Said Anwari, Christian Frohsz, Andreas Gareis, Janina Heudecker, Michael Sarvi, und Sebastian Schuch nicht verkneifen. Gut gelaunt und unter viel Applaus wurden die sechs Auszubildenden anschließend ganz nach alter Tradition von den Packern in den bereitstehenden Bottich getaucht – bei den sommerlichen Temperaturen fast eine Wohltat. Anschließend erhielten sie den Gautschbrief, der ihre Taufe bestätigt.


Roland Schreiner, geschäftsführender Gesellschafter der Schreiner Group: "Auch wenn wir heute ein international tätiges Unternehmen mit 1000 Mitarbeitern und Produktionsstätten in drei Ländern sind, liegt uns die Pflege dieser Tradition sehr am Herzen. Für uns ist es wertvoll zu wissen, auf welchen handwerklichen Wurzeln unsere Arbeit und damit unsere High-Tech-Label basieren. Denn so können wir unseren eigenen Qualitätsanspruch besonders gut auch bis nach China transportieren."


Dieter Eckardt, eigentlich Leiter der Weiterverarbeitung: "Ich bin seit vielen Jahren mit Leib und Seele Gautschmeister. Für mich haben die Traditionen unserer Zunft eine sehr hohe Bedeutung und ich möchte sie an die neuen Jünger Gutenbergs weitergeben. Zudem ist es eine von vielen Möglichkeiten für uns, den Auszubildenden unsere Wertschätzung und Anerkennung entgegenzubringen." 


Der Begriff "Gautschen" stammt übrigens wie der Brauch selbst aus einem anderen alten Handwerk: Beim Schöpfen von Papier wird damit der erste Entwässerungsschritt bezeichnet, bei dem das frisch geschöpfte Papier vom Sieb auf eine Filzunterlage gelegt wird.