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(20.06.2016 / saj)

Steigende Investitionen erwartet

Der Verband Druck und Medien in Baden-Württemberg (VDM) berichtet zum Halbjahreswechsel zur wirtschaftlichen Lage der Druck- und Medienindustrie. Neben einem Rückblick auf das vergangene Jahr wird ein Ausblick auf das laufende gegeben.

Nach Auseinandersetzungen haben sich der BundesverbandDru ck und Medien und Verdi in der vierten Verhandlungsrunde auf ein neues Lohnabkommen geeinigt. Dieses sieht innerhalb einer 29-monatigen Laufzeit zwei lineare Erhöhungen vor: Ab dem 1. Juli werden die Löhne der gewerblichen Arbeitnehmer der Druckindustrie um 2% erhöht, zum 1. August 2017 steigt der Lohn um weitere 1,8%. Der Abschluss gilt vorbehaltlich der schriftlichen Zustimmung der Tarifvertragsparteien bis zum 11. Juli.


Mit diesem Abschluss haben sich die Tarifparteien auf ein Ergebnis geeinigt, das hinter den Tarifverhandlungsabschlüssen anderer Branchen in diesem Jahr liegt. Damit sei der schwierigen Situation der Branche Rechnung getragen worden, heißt es. 

 

Wirtschaftliche Lage nicht zufriedenstellend


Der Druckindustrie gelang es nicht, vom allgemeinen Wirtschaftswachstum des Jahres 2015 zu profitieren. Noch immer gibt es einen enorm hohen Wettbewerbsdruck in der Branche, der sich ungünstig auf Umsatz und Ertragslage auswirkt.


Die Betriebe der deutschen Druck- und Medienwirtschaft mit über 50 Mitarbeitern erwirtschafteten 2015 einen Umsatz von 11,86 Mrd. Euro, das sind 2,7% weniger als im Vorjahr. Die Entwicklung des gesamten Branchenumsatzes, der alle Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 17.500 Euro umfasst, wird nach Schätzungen des Bundesverbandes ebenfalls negativ ausfallen. Nach einem stabilen Jahr 2014 wird für 2015 ein Umsatzrückgang von 2% auf 20,3 Mrd. Euro prognostiziert.


Die bundesweite Kapazitätsauslastung ging letztes Jahr um drei Prozentpunkte auf 83,7% zurück, was eine laut Verband nicht zufriedenstellende Ertragslage für die Unternehmen bedeutet.


Steigende Investitionen im Drupa-Jahr 


Bessere Finanzierungsbedingungen für Druckunternehmen lassen erwarten, dass aufgeschobene Investitionen im Drupa-Jahr 2016 nachgeholt werden. Motive für die Investitionen der letzten Jahre waren im Wesentlichen Ersatzbeschaffung und Rationalisierung. In das Drupa-Jahr 2016 aufgeschobene Investitionen sollen nun nachgeholt werden.

 
Die Prognose für 2016 geht von einer Steigerung der Investitionstätigkeit bei bundesweit allen Betrieben mit über 20 Beschäftigten um 7,3% auf 644 Mio. Euro aus. Gemäß einer KFW-Umfrage hätten sich – wie es heißt, längst überfällig – nun endlich auch die Finanzierungsbedingungen für Druckunternehmen verbessert, was die Investitionstätigkeit zusätzlich unterstütze.


Neben den Wachstumsmärkten "Digitaldruck" und "Verpackungsdruck" sind es Investitionen in technische Innovationen, die neue Geschäftsfelder eröffnen. Die größten Wachstumschancen liegen in der Weiterentwicklung hin zur Druckindustrie 4.0, in der Kunden und Lieferanten, Maschinen und Material, Produktion und Dienstleistungen (global) vernetzt werden.

 

Die größten Kostentreiber sind nach wie vor die steigenden Preise für Material, Maschinen und Energie. In einer Verbesserung der Einkaufsorganisation sehen die Betriebe der Branche auch die größten Einsparpotenziale.

 

In den 97 vom statistischen Landesamt erfassten Betrieben mit über 50 Beschäftigten in Baden-Württemberg arbeiteten letztes Jahr rd. 10.700 Menschen. Dies sind ca. 475 weniger als in den im Jahr 2014 erfassten 99 Betrieben. 

 

Die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen mit Druckberufen ging von 1700 im Jahr 2014 auf 1572 letztes Jahr zurück. Dem gegenüber standen vor zwei Jahren 357 und letztes Jahr 379 offene Stellen.

 

Die Konsolidierung in der baden-württembergischen Druckbranche geht weiter. Zwar pendelte sich die Anzahl der Insolvenzen in den vergangenen beiden Jahren im einstelligen Bereich ein. 2014 gingen acht Betriebe in die Insolvenz, 2015 waren es neun. Allerdings scheiden immer noch zahlreiche Betriebe durch Aufgabe aus dem Markt aus.


Vergleicht man die Gesamtzahl der Auszubildenden im ersten Ausbildungsjahr im Verbandsgebiet mit dem Vorjahr, so ist eine leichte Steigerung von etwas mehr als 4% auf insgesamt 675 zu verzeichnen, 2014 waren es noch 648.


Über die drei Ausbildungsjahre hinweg wurden in der Druck- und Medienindustrie letztes Jahr 1956 Auszubildende beschäftigt. Dies sind rd. 3% mehr als 2014. Die leicht erhöhte Anzahl der Ausbildungsverhältnisse wirkt sich minimal auf die Ausbildungsquoten aus. Sie liegt wie im Vorjahr konstant bei knapp 10%. 

 

Optimistischer Ausblick 


Gemäß GFK-Konsumklimaindex wird die hohe Kaufbereitschaft der Verbraucher auch 2016 in Deutschland weiter anhalten. Daraus ergeben sich potenziell positive Impulse auf die Werbeausgaben und den Verpackungsdruck. Der ZAW erwartet zudem steigende Ausgaben für Werbung, u.a. aus großen Sportereignissen wie den Olympischen Spielen oder der Fußball-EM 2016, wovon ebenfalls ein Impuls für die Druckindustrie ausgehen kann.


Die Nettowerbeeinnahmen im Jahr 2015 von 15,22 Mrd. Euro liegen leicht unter dem Wert des Vorjahres. Der Printanteil betrug letztes Jahr 56 %. Für das laufende Jahr wird ein ähnlicher Wert erwartet.