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(08.07.2015 / saj)

Erster Schritt Richtung Industrie 4.0

Als Vorbild für kleine und mittelständische Unternehmen erarbeitet der Verpackungshersteller Sanner im Cypiflex-Projekt Industrie-4.0-Lösungen.

Dass Industrie 4.0 nicht allein Thema der Großindustrie ist, zeigen die Sanner GmbH und sechs Partner mit dem von der IHK Darmstadt initiierten Projekt namens Cypiflex. Ziel ist die prototypische Umsetzung eines Vorgehensmodells zur Entwicklung und Einführung von Industrie-4.0-Lösungen. Darin dient das Familienunternehmen, das hochwertige Kunststoffverpackungen für Pharma-, Medizin- und Healthcare-Produkte herstellt, als Pilotprojekt, aus dem Handlungsempfehlungen und Anreize für andere kleine und mittelständische Serienfertiger abgeleitet werden können.


Wenn kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) hierzulande mit der Produktion in Billigländern Schritt halten wollen, müssen sie ihre Kapazitäten optimal nutzen. "Wir streben einen schonenden Umgang mit allen Ressourcen und noch mehr Effizienz in der Produktion an", so Holger Frank, CEO bei Sanner. "Dies kann uns nur gelingen, wenn wir den Möglichkeiten von Industrie 4.0 offen begegnen und lernen, diese bestmöglich einzusetzen." Eine optimale Gelegenheit dazu bietet das von der Hessen Agentur GmbH geförderte besagte Projekt, in dem Sanner als Pilotprojekt fungiert. "Damit sind wir Vorreiter im deutschen und internationalen Mittelstand", betont Frank.


Um Industrie 4.0 möglichst effizient in die verschiedenen Abläufe von Sanner zu integrieren, arbeiten Projektpartner aus allen Bereichen mit: Die Axxessio GmbH, die Eckelmann AG und die Software AG bringen ihre Expertise in den jeweiligen Fachgebieten mit ein. Die IHK Darmstadt mit ihren beiden Clustern "IT for works" und "Automatisierungsregion" übernimmt den Transfer der Ergebnisse in die KMUs der Region. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch den Fachbereich "Datenverarbeitung in der Konstruktion" der TU Darmstadt.


Auf dem Weg zu intelligenten Produktion 


Die Projektgruppe "IT und Prozesse" erarbeitet Lösungen, um die einzelnen Produktionsanlagen stärker miteinander zu vernetzen. Der Initiator des Projekts, Sascha Peters von der IHK Darmstadt, beschreibt das Optimierungspotenzial: "Typischerweise sind in Großunternehmen Produktions- und Logistikprozesse viel stärker vernetzt als in kleineren und mittelständischen Betrieben. Durch Industrie-4.0-Lösungen sollen Anlagen künftig nicht nur mit der Zentrale, sondern auch untereinander kommunizieren, um die innerbetrieblichen Prozesse nachhaltig zu optimieren. Sämtliche Parameter werden von den Maschinen erfasst und gesteuert. So lassen sich Ausschuss und Stillstandzeiten senken und gleichzeitig die Leistung steigern."


Um die Vereinfachung und Automatisierung einzelner Prozessschritte geht es auch in der Projektgruppe "Intralogistik". Ein Ziel besteht darin, Kartonagen und Holzpaletten aus der Produktion zu entfernen und den Warenfluss effizienter zu gestalten. Die verschiedenen Konzepte werden über eine dynamische Simulationssoftware auf ihre Wirksamkeit hin überprüft, was die Auswahl des besten Konzeptes erleichtert. 
Aufbauend auf den Ergebnissen denkt Sanner bereits über weitere Maßnahmen nach: Ein digitales Kundenportal etwa soll in Zukunft sämtliche Aufträge koordinieren und somit für kürzere Lieferzeiten und schnellere interne Abstimmungsprozesse sorgen. 

 

Selbstverständlich werden die Neuerungen im Unternehmen länger dauern als in der Simulationen von Cypiflex. Frank rechnet mit mehreren Jahren für die Einführung von Industrie 4.0: "Wir wollen keinen harten Schnitt, der alles verändert – die Technologie soll in und mit unserer Firmenkultur wachsen." Oberstes Ziel des Unternehmens sei der optimale Einsatz von Ressourcen und ein langfristiges Wachstum. Auf diese Weise kann sich Sanner, wie es heißt, mit Industrie 4.0 auch in Zukunft als wettbewerbsstarker Wirtschaftspartner und attraktiver Arbeitgeber in Deutschland behaupten.