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(23.06.2015 / saj)

Duft als Wirkungsverstärker

Der Briefkuvert-Hersteller Mayer-Kuvert-network bringt einen neuartigen "Duftbrief" auf den Markt, der gezielt die Stimmung und das Unterbewusstsein der Empfänger ansprechen soll. Dabei wird eine zeitverzögerte Wirkung angewandt, was mit den bisherigen Anwendungen im Papierbereich nur noch wenig gemein habe.

Der Heilbronner Kuverthersteller Mayer Kuvert-network GmbH hat jetzt erstmals das Verfahren von Aromasäulen auf Briefe übertragen. Solche Geräte werden hauptsächlich dazu eingesetzt, um Verbraucher im Einzelhandel mit Hilfe von Duftstoffen in erhöhte Kaufbereitschaft zu versetzen. Sie verbreiten einen angenehmen Geruch, der die Kunden länger im Laden verweilen lässt. Weil dies nicht durch das Internet erzeugt werden kann, entsteht ein Wirkungsvorteil gegenüber Online-Angeboten.

 
Das Unternehmen hat das dahinter stehende Wirkungsprinzip weiterentwickelt und verfeinert. Damit unterscheidet es sich grundlegend von den bisher bekannten Anwendungsformen im Bereich bedufteter Papiere. Gemeinsam mit dem Duftwirkungsforscher Dr. Patrick Hehn wurde erstmals ein Datenbanksystem entwickelt, das unterschiedliche Düfte mit Hilfe von Algorithmen bestimmten Assoziationen, Produktbereichen und Zielgruppen zuordnet. Auf diese Weise lassen sich Duftstoffe wesentlich zielgerichteter und wirksamer als bisher einsetzen. Die Aufnahmebereitschaft für die Werbebotschaft oder das Angebot soll dadurch unterstützt werden.

 
So erzeugt z.B. ein Reiseveranstalter mit dem Duft einer bestimmten Sonnencreme Interesse für Mittelmeerreisen. Der Duft von frischem Gras kann die Kaufentscheidung für ein bestimmtes Smartphone oder Tablet unterstützen. Und der Geruch einer Himbeere macht Lust auf die neue Mode-Winterkollektion.

 
Zum Zuge kommt ein doppelter Effekt: Beim Öffnen des Kuverts werden kleine Mikrokapseln zerstört und Duftstoffe freigesetzt. Diese sind für einen kurzen Moment bewusst wahrnehmbar und steigern die Aufmerksamkeit des Empfängers. Gleichzeitig werden aber auch einzelne Duftmoleküle auf den Kuvertinhalt übertragen. Aufgrund dieser Übertragung entsteht ein zeitverzögerter Zusatzeffekt. Während das Kuvert zur Seite gelegt wird, ist der Duft beim Lesen des Briefinhaltes kaum noch wahrnehmbar. Er erreicht jedoch das Unterbewusstsein. Die bisherige Aufforderung, eine bestimmte Fläche zu reiben, entfällt.

 
Die Geruchsforschung hat herausgefunden, dass durch diese "sanfte" Beduftung das limbische System im Gehirn stärker stimuliert wird als durch intensiver wahrgenommene Düfte, die manchmal sogar als unangenehm empfunden werden können. Sowohl die Duftauswahl als auch die Auftragsintensität werden bei dem neuen Verfahren individuell auf die Werbebotschaft und auf die Mailinggestaltung ausgerichtet. Man spricht hier von olfaktorischer, optischer und haptischer Kumulation.

 
Das neue System wird unter der Marke "proscent" auf den Markt gebracht. Am 24. Juni soll es erstmals einem breiten Publikum auf der Nürnberger Direktmarketingmesse Co-reach vorgestellt werden.

 
Wer das neue Verfahren für seine Kundengewinnung einsetzen möchte, kann sich jene  Duftkomposition und Auftragsintensität errechnen lassen, die am besten zum jeweiligen Angebot und zum Image passen. Weil dabei viele Einflussfaktoren eine Rolle spielen, könne man sich der perfekten Duftlösung nur annähern. Deshalb schlägt das System jeweils jene  drei Duftlösungen vor, die statistisch am ehesten passen. Es besteht die Möglichkeit, diese miteinander zu testen. So lasse sich jener Favorit ermitteln, der die größte Rücklaufquote erreichen könnte. Das System ist sogar, wie es heißt, in der Lage, Richtwerte von Response- und Ertragssteigerungen für die jeweilige Mailingaktion hochzurechnen.

 
Damit bei besonders sensiblen Briefempfängern allergische Reaktionen vermieden werden, verwendet das Unternehmen nach eigenen Angaben nur geprüfte und zugelassene Duftstoffe ohne Alkohole oder Glykole von namhaften europäischen Anbietern.