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(02.06.2015 / saj)

Drupa-Preis 2015 geht an Nina Kleinöder

Im Fokus der 32-jährigen Wissenschaftlerin steht der betriebliche Arbeitsschutz in der westdeutschen Eisen- und Stahlindustrie im 20. Jahrhundert.

Die Historikerin Dr. des. Nina Kleinöder hat den diesjährigen Drupa-Preis gewonnen. Ausgzeichnet wurde die Oberhausenerin für ihre Dissertation "Betrieblicher Arbeitsschutz in der westdeutschen Eisen- und Stahlindustrie im 20. Jahrhundert. Strukturen, Akteure und Verflechtungsprozesse". Den Preis überreichten Claus Bolza-Schünemann (links im Bild, Vorsitzender des Vorstands der Koenig & Bauer AG und Vorsitzender des Drupa-Komitees), Werner M. Dornscheidt (rechts, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf) und Prof. Dr. Anja Steinbeck (2.v.l., Rektorin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) im Rahmen einer Festveranstaltung im Düsseldorfer Industrieclub.

 

In ihrer preisgekrönten Arbeit setzt sich Kleinöder mit der sinkenden Anzahl der Arbeitsunfälle in der deutschen Eisen- und Stahlindustrie seit den 20er- und 30er-Jahren und den Ursachen dieses Trends auseinander. Denn – davon ist sie überzeugt – dieser Trend ist nicht allein auf Technisierung und Automatisierung oder eine zunehmende Arbeitsschutzgesetzgebung zurückzuführen. Vielmehr sind die Hintergründe wesentlich komplexer. An dieser Stelle setzt die Wissenschaftlerin an: Sie versucht Antworten auf Fragen zu finden, die helfen sollen, die wahren Ursachen aufzudecken. - Wie war eine nachhaltige Senkung der Unfallzahlen möglich? Welche Akteure arbeiteten zusammen, welche Motive verfolgten sie dabei? 

 

Kleinöder geht dabei exemplarisch vor, nimmt die Entwicklung der Unfallzahlen an vier Unternehmen der Eisen- und Stahlindustrie aus der Rhein-Ruhr-Region (Hoesch, Krupp, Mannesmann und Thyssen) unter die Lupe. Die Wissenschaftlerin deckt auf diese Weise im Verlauf ihrer Arbeit ein komplexes Netzwerk der Verflechtung unternehmensinterner und externer Einflüsse auf – sowie einen Mix aus ökonomischen, politischen und humanistischen Motiven, die zwischen Freiwilligkeit und Regulierung rangieren, zwischen betriebswirtschaftlicher Realität und gesellschaftlichem Anspruchsdenken.

 

Die Entwicklung des Arbeitsschutzes in seiner heutigen Ausprägung ist – so ihre zentrale Erkenntnis – das Resultat eines kooperativen Verflechtungsprozesses zahlreicher Akteure und Einflüsse aus Gewerkschaften, Verbänden, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, mit dem entscheidenden Kriterium: Die Unternehmen der Eisen- und Stahlindustrie haben dabei eine erfolgreiche und einflussreiche Rolle gespielt und damit bewiesen, dass betrieblicher Arbeitsschutz und die Gesunderhaltung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch eine Herzensangelegenheit ist.

 

Nina Kleinöder wurde 1983 in Oberhausen geboren und studierte nach dem Abitur Neuere und Neueste Geschichte einschließlich Landesgeschichte, Wirtschaftsgeschichte sowie Neuere Anglistik und Amerikanistik an der Heinrich-Heine-Universität. 2009 beendete sie das Studium mit "Magister Artium" und schloss direkt ihr Promotionsstudium in der Fachrichtung "Geschichte" an.