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(28.05.2015 / saj)

"Viel Gerede, wenig Krise"

Wie die European Web Association (EWA) mitteilt, rolle es bei Print: Deutschlands große Rollenoffsetdruckereien produzierten so viel wie nie zuvor.

In Deutschlands großen Rollenoffsetdruckereien ist von einer "Printkrise" wenig zu spüren. Das Druckvolumen (Papiertonnage) hat im Vergleich zum Vorjahr um 2,8% zugelegt. Vor allem das Geschäft mit Werbebeilagen sorgt weiterhin für ein Mengenwachstum in diesen Betrieben. Bezogen auf die "Normalkapazität" (Fünftagewoche, Dreischichtbetrieb) waren die Druckereien letztes Jahr voll ausgelastet. - Dies geht aus einer Analyse der Unternehmensberatung Michael Dömer hervor, die im Auftrag der EWA auf Basis von Zahlen aus den Mitgliedsfirmen erstellt wurde.


Die EWA ist die länderübergreifende Interessenorganisation des Rotationsdrucks für Deutschland, Österreich, die Schweiz und die Niederlande. Sie ist in verschiedenen Gremien und Dachorganisationen wie dem BDI/BDA vertreten.

 

Die aktuell 33 Unternehmer und Geschäftsführer, die im Rahmen der EWA aktiv sind, repräsentieren zusammen 67 Unternehmen mit über 4 Mrd.  Euro Jahresumsatz. Deren Maschinenkapazität steht für rd. 80% der Branche in den deutschsprachigen Ländern. 

 

Die Standbeine dieser Druckunternehmen sind neben den Werbebeilagen vor allem Zeitschriften und Kataloge. Das Druckvolumen der ausgewerteten Mitgliedsfirmen ist – umgerechnet auf die Anzahl produzierter 16-Seiter – von 2008 bis 2014 nahezu kontinuierlich gestiegen: von 52,1 Mrd. auf 65,1 Mrd. Dies ist ein Plus von 25%. 

 

Die Anzahl der gerüsteten Druckformen (ebenfalls umgerechnet auf die Basis der 16-Seiter) stieg von 339.938 auf 419.237 – und damit um 23%. Die durchschnittliche Auflage der Druckaufträge lag zwischen 2008 und 2014 stabil im Korridor zwischen 153.000 und 165.000 Expl.

 

Selbst die in den Offsetdruckereien eingesetzte Papiermenge legte innerhalb dieses Sechsjahre-Zeitraums um 20% auf zuletzt 2,211 Mio. t zu. Dass dieser Wert niedriger als die Menge der gedruckten Seiten ist, zeigt, dass das durchschnittliche Papiergewicht der Druckprodukte zurückgeht. Die Differenz ist aber auch eine Folge des immer umweltverträglicheren Druckvorgangs: Dank moderner Maschinenregeltechnik konnte die Ausschussquote im Rollenoffset (Einrichte- und Fortdruckmakulatur) in den vergangenen Jahren deutlich gesenkt werden.

 

An der jährlichen Untersuchung zur Auslastung der Branche nahmen dieses Mal 32 Unternehmen bzw. Unternehmensgruppen mit 182 Rollenoffsetmaschinen teil.  Mit 6371 gemeldeten Auslastungsstunden waren die Druckmaschinen letztes Jahr – bezogen auf die "Normalkapazität" – zu 105,9% ausgelastet. Nimmt man die maximal mögliche Laufzeit (Rund-um-die-Uhr-Betrieb an 365 Tagen pro Jahr) als Referenz, dann liegt die Auslastungsquote bei 72,7%.

 

Diese Werte setzen einen Trend der vergangenen Jahre fort, als die Auslastung der Rollenoffsetmaschinen stets über dem Normalkapazitätswert lag. Die 105,9% bedeuten jeweils ein Plus gegenüber den Werten der beiden Vorjahre (105,2/104,4).

 

Erwartungsgemäß war die Auslastung der leistungsfähigsten Maschinen (mit 48 bis 96 A4-Seiten je Überrollung) wieder am besten. Die entsprechenden Auslastungsquoten bewegten sich zwischen 116,1 und 123,2% (Normalkapazität) bzw. 79,7 und 84,6% (Maximalkapazität).

 

Das Mengenwachstum und die gute Maschinenauslastung in den deutschen High-Volume-Druckereien belweist, wie es heißt: Die Unternehmen haben sich sehr gut für den medialen Wettbewerb aufgestellt und Werbebeilagen sind als Push-Medium vor allem für den Handel mehr denn je unverzichtbar.

 

Unternehmensberater Michael Dömer kommentiert die Zahlen: "Erneut beweisen die sehr detaillierten faktenbasierten Untersuchungen, dass Print insgesamt weiterhin eine starke Bedeutung hat. Natürlich muss das nach Produktgruppen differenziert betrachtet werden. Die hohe Auslastung bei steigenden Kapazitäten falsifiziert die These enormer Überkapazitäten.  Dies darf aber nicht zur Beruhigung und einem Weiter-so führen. Das Leistungsspektrum und die Art der Leistungserbringung und damit die Strategie müssen sich recht schnell weiterentwickeln, um auch Geld zu verdienen und die Unternehmen im Wandel von Märkten ertragsoptimal zu sichern. Dazu ist die gute Auslastung eine wichtige Voraussetzung, aber auch eine Gefahr, Veränderungen zu ignorieren."

 

Der Druckunternehmer Johannes Helmberger, Geschäftsführer der Fr. Ant. Niedermayr GmbH & Co. KG (Regensburg) sagt: "Print ist und wird ein stabiler Bestandteil im crossmedialen Werbemix bleiben. Die Frage 'Print oder Nonprint?' hat sich überholt, es geht nur darum, wieviel Print für den individuellen Kommunikationsbedarf sinnvoll ist."