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(12.05.2015 / saj)

KBA mit 27% mehr Aufträgen

Die wirtschaftlichen Kennziffern der Koenig & Bauer AG (KBA) für das erste Quartal ergeben nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden Claus Bolza-Schünemann "noch ein differenziertes Bild". Entgegen dem Branchentrend lag der Auftragseingang mit 306,7 Mio. Euro um 27 % über dem Vorjahr und der Auftragsbestand war um etwa 130 Mio. höher als zu Quartalsbeginn.

Dagegen gibt es noch Nachholbedarf bei Umsatz und Ergebnis. Mit 177,3 Mio. Euro lag der Konzernumsatz um 16,9% unter dem Vorjahreswert. Das Konzernergebnis vor Steuern (EBT) war vor allem aufgrund der geringen Auslieferungen und des damit niedrigen Quartalsumsatzes sowie der Auslastungsprobleme an den inzwischen neu dimensionierten deutschen Rollenstandorten mit –17,7 Mio. Euro ebenfalls niedriger als 2014 (–12,1 Mio.). 


Dennoch hält der Vorstand an seiner positiven Prognose fest. Bolza-Schünemann: "Weit über 50% des Konzernumsatzes wird KBA in der zweiten Jahreshälfte erwirtschaften, mit entsprechend positiven Folgen für das Ergebnis. Angesichts der guten Projektlage bin ich trotz der schwächeren ersten beiden Quartale zuversichtlich, dass wir das für 2015 angestrebte Umsatzziel von über 1 Mrd. Euro bei einem gegenüber 2014 gesteigerten EBT und einer EBT-Rendite von bis zu 2% erreichen.


Neue Segmentberichterstattung und Gesellschaftsstruktur


Der Quartalsbericht teilt das Konzerngeschäft erstmals in die Segmente "Bogenoffsetmaschinen (Sheetfed Solutions)", "Digital- und Offset-Rollenmaschinen (Digital & Web Solutions)" und "Spezialmaschinen (Special Solutions)". Zu Letzterem gehören unter der Marke "KBA-Notasys" die neu formierten Gesellschaften im Wertpapierdruck sowie die in diversen Verpackungsmärkten tätigen KBA-Unternehmen Metalprint, Meprint, Metronic, Kammann und Flexotecnica.  

 

Mehr Transparenz, klare Management-Verantwortung und mehr strategische Flexibilität sind die Ziele der vorgeschlagenen neuen Gesellschaftsstruktur, über welche die Aktionärsversammlung am 21. Mai entscheiden wird. Demnach sollen die Sheetfed Solutions in Radebeul und die Digital & Web Solutions in Würzburg als eigenständige operative Einheiten aus der Muttergesellschaft ausgegliedert werden. Als weitere Geschäftseinheiten sind die standortübergreifende Produktion (Industrial Solutions) und die Wertpapieraktivitäten in Würzburg vorgesehen. 


Die ausgegliederten Gesellschaften sollen als AG & Co. KGs mit der Koenig & Bauer AG als alleinigem Komplementär operieren. Als Holding übernimmt sie mit einem dreiköpfigen Vorstand zentrale und strategische Aufgaben. Die übrigen Vorstände werden Geschäftsführer der ausgegliederten Gesellschaften. Der Vorstand will Quersubventionen unterbinden und das Kapital gezielt einsetzen, um die erforderliche höhere Kapitalrendite nachhaltig zu erreichen. Bei Zustimmung der Aktionäre soll die neue Struktur rückwirkend zum 1. Januar 2015 in Kraft treten, operativ arbeiten die genannten Einheiten bereits seit einem Jahr entsprechend.  

 

Niedriger Umsatz und Produktmix belasten 


Mit 546,7 Mio. Euro lag der Auftragsbestand Ende März um fast 130 Mio. Euro über dem Wert zu Jahresbeginn. Der Umsatzrückstand, der Produktmix und noch nicht vollständig abgebaute Leerkosten im Segment "Digital & Web" belasteten die Ertragsentwicklung. Die Bruttomarge verminderte sich von 25,4 auf 20,6%, das EBIT von –10,2 Mio. Euro auf –16,2 Mio. Nach Steuern ergibt sich  ein Konzernergebnis von –16,9 Mio. Euro (2014: –14 Mio.) und ein anteiliges Ergebnis je Aktie von –1,01 Euro (2014: –0,85).  


Im größten Segment (Sheetfed Solutions) war der Auftragseingang in den ersten drei Monaten mit 174,7 Mio. Euro um 30,5% höher als 2014, während der Umsatz mit 109,8 Mio. leicht unter dem Vorjahreswert blieb. Die Book-to-Bill-Ratio ließ das Auftragspolster um 26,7% auf 246,6 Mio. Euro anwachsen. Das Segmentergebnis war durch margenschwächere Produkte und Aufwendungen für die Restrukturierung des internationalen Vertriebsnetzes mit –2,7 Mio. Euro etwas niedriger als 2014. Im weiteren Jahresverlauf sollen die steigenden Auslieferungen auch das Ergebnis sukzessive verbessern.  


Im Segment "Digital & Web Solutions" stieg das Neugeschäft gegenüber 2014 um 5,7% auf 27,9 Mio. Euro. Der Umsatz unterschritt mit 13,3 Mio. Euro den Vorjahreswert von 41,5 Mio., was wesentlich zum Segmentergebnis von –8,7 Mio. beitrug. Einsparungen durch die umfassende Kapazitätsanpassung und anstehende Auslieferungen sollen sich aber positiv auf die Umsatz- und Ertragsentwicklung in den Folgequartalen auswirken. Die Bearbeitung neuer Geschäftsfelder für die Rotajet-Anlagen und die Kooperation mit HP im digitalen Wellpappendruck ergeben, wie es heißt, günstigere strategische Perspektiven für dieses neu zugeschnittene Segment.  


Im Segment "Special Solutions" legten die Bestellungen um 31% auf 117,4 Mio. Euro zu. Der Quartalsumsatz war mit 63,2 Mio. Euro um 8,1% geringer als 2014. Das Segmentergebnis betrug 1,2 Mio. Euro gegenüber 4 Mio. im Jahr 2014. Bei beiden Kennziffern erwartet das Unternehmen, wie verlautbart, im dritten und besonders im vierten Quartal mit der Auslieferung größerer Wertpapieraufträge eine deutliche Belebung.  


Zu Umsatz, Liquidität und Beschäftigung 


Gegenüber 2014 sank der Inlandsumsatz um 8,8 Mio. Euro auf 35,3 Mio. Die Exportquote stieg von 79,3 auf 80,1%. Die Lieferungen ins europäische Ausland reduzierten sich auf 46,3 Mio. Euro. Die Regionalquote war mit 26,1% unterdurchschnittlich. Das Nordamerika-Geschäft legte von 24,4 Mio. auf 30,2 Mio. Euro zu, der Umsatzanteil von 11,4 auf 17%. Die Region Asien/Pazifik trug mit 28,5% bei. Wegen der Nachfragedelle in China lag das Umsatzvolumen mit 50,5 Mio. Euro unter dem Vorjahr mit 64,9 Mio. Mit 15 Mio. Euro bzw. 8,5% waren Lateinamerika und Afrika am Konzernumsatz beteiligt.  


Der Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit verbesserte sich trotz beachtlicher Mittelabflüsse für Abfindungen auf –29,3 Mio. Euro (2014: –51,3 Mio.). Weniger Forderungen aus Lieferungen und Leistungen und höhere Kundenanzahlungen trugen dazu bei. Durch das aktive Working-Capital-Management wurde das Vorratsvermögen gegenüber dem Vorjahr um rund 70 Mio. Euro abgesenkt. Der freie Cashflow nach Abzug der Mittel für Investitionen war mit –31,1 Mio. Euro ebenfalls besser (2014: –54,4 Mio.). Neben Kreditlinien standen zum 31. März liquide Mittel von 186 Mio. Euro zur Verfügung. Nach Abzug der Bankverbindlichkeiten von 16,8 Mio. Euro errechnet sich eine Nettoliquidität von 169,2 Mio. Die weitere Absenkung des Abzinsungssatzes für inländische Pensionen trug wesentlich zur Reduzierung der Eigenkapitalquote auf 18% bei.  


Ende März waren in der Gruppe 5321 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt: 916 weniger als im Vorjahr. Ohne Auszubildende, Praktikanten, freigestellte Mitarbeiter und Beschäftigte in Altersteilzeit sank die Belegschaft im Konzern auf 4711. Sie soll nach Abschluss des Konzernumbaus nächstes Jahr auf rd. 4500 schrumpfen. Die Ausbildungsquote betrug 6,1%.  

 

Prognose


Mit fast 30% mehr Neuaufträgen im ersten Quartal sieht sich das Unternehmen als gut behauptet, denn nach VDMA-Angaben wurden in diesem Zeitraum über 12% weniger deutsche Druckereimaschinen bestellt. Im Geschäftsbereich "Sheetfed Solutions" habe sich die gute Auftragsentwicklung im April fortgesetzt. Die erfolgreiche Print China und die starke Stellung im Verpackungsdruck seien hilfreich gewesen. Auch Notasys, Digital & Web, Metalprint, Flexotecnica und andere Gesellschaften hätten weitere Neubestellungen gemeldet.


Im laufenden Jahr wird sich, wie es weiter heißt, die Lieferstruktur bei KBA nachhaltig verändern. Das Rollenoffsetgeschäft trägt zunehmend weniger zum Konzernumsatz bei. Dagegen gewinnt der High-Volume-Inkjet an Bedeutung, denn Digital & Web Solutions adressiert auch neue Anwendungen wie den industriellen Dekordruck. Die gemeinsam mit HP entwickelte Inkjet-Web-Press für den Wellpappenmarkt eröffne zusätzliche Perspektiven. Sie entsteht in Würzburg und soll im vierten Quartal vorgestellt werden.  


Über die Hälfte des Konzernumsatzes entfallen heute auf Bogenoffsetanlagen und dazugehörige Systeme. Dabei dominieren Verpackungskunden das Geschäft von Sheetfed Solutions sowie der meisten Gesellschaften im Segment "Special Solutions". Den größten Umsatz- und Ergebnisbeitrag bei den Spezialmaschinen leisten Systeme für die Banknotenproduktion. Die meist staatlichen Kunden kommen in der Regel von außerhalb der Industrieländer. Dies erschwert die Planbarkeit des Wertpapiergeschäfts. Die breite Aufstellung der Gruppe nivelliert allerdings segmentspezifische Nachfrageschwankungen und erleichtert die Anpassung an Marktveränderungen.  


Branchentypisch wird der Konzern einmal mehr weit über die Hälfte des Umsatzes in der zweiten Jahreshälfte machen. Dies gilt auch für den Wertpapierbereich. Vor diesem Hintergrund sei das Umsatzziel von gut 1 Mrd. Euro im laufenden Geschäftsjahr weiter realistisch. Auch an der angekündigten Ergebnisverbesserung auf eine EBT-Marge von bis zu 2% vom Umsatz hält der Vorstand, wie es heißt, angesichts der erwarteten Umsatzsteigerung fest.