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(29.04.2015 / saj)

Rückläufiges China-Geschäft belastet Maschinenbau

Die Druck- und Papiertechnik „made in Germany“ hält einen Weltmarktanteil von mehr als 25% – es gab für 4,18 Mrd. Euro Ausfuhren. Das abgelaufene Geschäftsjahr war geprägt von einer Abkühlung in China. In den USA ist ein Aufwärtstrend zu verzeichnen. Das Geschäft in Europa sei stabil.

Die Marktaussichten in China, das Engagement für ein starkes transatlantisches Freihandelsabkommen und der Umgang mit dem digitalen Wandel in der Druckindustrie waren die Themen der heutigen Jahresmitgliederversammlung des Fachverbandes Druck- und Papiertechnik im VDMA. 

 

Außerdem wurde im Zuge der Versammlung am Würzburger Stammsitz der Koenig & Bauer (KBA) AG die Friedrich-Koenig-Medaille verliehen – erst zum elften Mal seit 1953. Erstmals ging die Auszeichnung für besondere Verdienste in der Druck- und Papiertechnik an einen Ingenieur, der nicht in Deutschland lebt und arbeitet: Ted Cyman, Vizepräsident Forschung & Entwicklung beim US-Medienkonzern RR Donnelley, erhielt die nach KBA-Gründer Friedrich Koenig benannte Medaille für seine herausragenden Entwicklungen im Bereich des Digitaldrucks.

 

Druckindustrie im Wandel


Die Auszeichnung wirft ein Schlaglicht auf den Wandel der Druckbranche. Der Trend zu digitalen Medien bringt kleinere Druckauflagen mit sich, die oft "on Demand" gedruckt werden. Kleine, individualisierte Auflagen ziehen deutlich veränderte Wertschöpfungsketten nach sich. Flexiblere Technik ist gefragt. Zugleich sinkt die Nachfrage nach Druck- und Papiertechnik. 

 

Auch 2014 waren die Umsätze und Auftragseingänge des deutschen Druck- und Papiermaschinenbaus rückläufig. Gerade die Umsätze bleiben um 12% hinter dem Vorjahreswert zurück. "Es gibt nichts zu beschönigen: Der Markt für Druck- und Papiertechnik ist rückläufig", sagte Dr. Markus Heering, Geschäftsführer des Fachverbandes Druck- und Papiertechnik im VDMA. Die Branche müsse sich dieser Tatsache stellen. 

 

In einem Podiumsgespräch erläuterten Geschäftsführer von Mitgliedsunternehmen, mit welchen Strategien die Druck- und Druckmaschinenindustrie den Wandel angehen. Sie weiten ihren Branchenfokus aus, treiben die Fusion digitaler und analoger Verfahren voran und setzen ihr Know-how und ihre häufig über Jahrzehnte aufgebauten globalen Fertigungs-, Vertriebs- und Servicestrukturen ein, um in wachsenden Märkten wie dem Verpackungsdruck mitzumischen. 

 

Dabei unterstützt sie der Fachverband mit Initiativen wie dem Forum Packmittel. Mit den zwei Fachverbänden Kunststoff- und Gummimaschinen sowie Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen tritt es als gemeinsame Plattform im VDMA an, um Wissen zu bündeln, Marketing und Messeauftritte in wichtigen Absatzregionen zu koordinieren und gemeinsame vorwettbewerbliche Forschung anzustoßen. "Wir sind überzeugt, dass der deutsche Maschinen- und Anlagenbau im wachsenden Verpackungsmarkt eine gute Rolle spielen kann, weil wir die Gesamtkette inkl. Recycling beherrschen", so Heering.

 

Chancen in Auslandsmärkten nutzen


Trotz sinkender Umsätze verbuchte die Druck- und Papiertechnik "Made in Germany" im vergangenen Jahr noch immer einen Weltmarktanteil von über 25% und ein Ausfuhrvolumen von 4,18 Mrd. Euro. Der Rückgang zum Vorjahr, als die Ausfuhren 4,45 Mrd. Euro erreichten,  war zu drei Vierteln der Abkühlung in China geschuldet. 


Die Ergebnisse einer heute vorgestellten "Wettbewerbsstudie China 2015" im Auftrag des Fachverbandes deuten an, dass vorerst nicht mehr mit Wachstumsraten wie in den vergangenen Jahren zu rechnen ist. Gerade im Zeitungs- und Bücherdruck flaut die Nachfrage nach Neuanlagen ab. Besser sieht es im Verpackungsdruck und im Tissue-Markt aus. Allerdings verdeutlicht die Studie, dass Chinas Maschinenbauer technisch rasch aufholen. Da auch sie die Flaute im Heimatmarkt spüren, drängen sie verstärkt ins Ausland.


Positiv entwickelten sich die Ausfuhren in die USA und ins europäische Ausland. "Mit 45% ging fast die Hälfte der Ausfuhren unserer Branche in europäische Länder", erklärte Heering in Würzburg. Es zahle sich aus, dass die Unternehmen ihre Kunden im europäischen Ausland und in den USA zu keiner Zeit vernachlässigt haben. In den Vereinigten Staaten stieg die Nachfrage in allen Bereichen – also bei den Druckereimaschinen, in der Papiertechnik und bei Papierverarbeitungsmaschinen. 


Um die guten Beziehungen auf dem amerikanischen Markt zu festigen und die Rahmenbedingungen zu harmonisieren, engagieren sich der Fachverband und die amerikanische Association for Suppliers of Printing, Publishing and Converting Technologies (NPES) gemeinsam für ein starkes transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP). Ganz im Zeichen dieser Zusammenarbeit war NPES-Präsident Ralph J. Nappi heute zu Gast auf der Mitgliederversammlung in Würzburg.

 

Ausblick auf die Drupa 


Vom 31. Mai bis 10. Juni 2016 will die Drupa wieder alle wichtigen Akteure der Druck- und Papierwelt nach Düsseldorf locken. Die Weltleitmesse für Print und Crossmedia Solutions will mehr Raum für Zukunftstechnologien wie Printed Electronics oder 3D-Druck bieten. Diese inhaltliche Neuausrichtung kommt offensichtlich an. Schon jetzt sind laut Messeleitung über 90% der gesamten Ausstellungsfläche fest gebucht. "Als Anbieter von Druck- und Papiertechnik freut uns das sehr", sagte Heering. "Wir freuen uns auf die Drupa 2016."