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(04.02.2015 / saj)

"Im Mittelmaß lauert der Tod"

Der Gastredner Gerhard Nagel provozierte bei der Schlussveranstaltung des Druckforums nicht nur mit dem Titel seines Vortrages, sondern auch mit seinen Thesen. Letztendlich gab er jedoch den Besuchern viele Denkanstöße mit auf den Weg.

"Ist es haltbar, sich auf Papier zu konzentrieren? – Dann sind Sie tot!", so begann Nagel seinen Vortrag. Die Unternehmen der Druckindustrie stehen unter einem gewaltigen Positionierungsdruck am Markt. Alle Claims scheinen verteilt, alle Nischen besetzt. Wenige mutige Unternehmer sind im Online-Geschäft mit Niedrigpreis-Konzepten übrig geblieben. Die Gesetze des Akzidenzmarkts haben sich komplett verändert. 

 

Für die verbleibenden, noch unklar positionierten Unternehmen bleibt nun: Langsam sterben? Die Firma verkaufen? Auf eine Änderung der Großwetterlage hoffen? Kopf in den Sand stecken und weiter wie bisher?

 

Ein Unternehmer muss handeln, wenn er sieht, dass sein Markt kollabiert. Also gibt es nur eine Devise: Heraus aus der Beliebigkeitsfalle, hinein in "einzigartige" Ansätze und Konzepte. "Sie müssen Ihr Geschäft hinterfragen, Tabugrenzen überschreiten, dabei muss jeder individuell seinen Weg finden", so Nagel. 

 

Doch wie lässt sich so ein Konzept überhaupt entwickeln? Für die Unternehmer stellt sich die existenzielle Frage: Wozu gibt es mein Unternehmen? Wie definieren wir uns? Was ist überhaupt unser Markt?

 

Doch nur wenige Unternehmer haben den Mut, sich diesen Fragen zu stellen. Tonnen von Stahl, Jahrzehnte geübte Glaubenssätze, gewachsene Firmenkulturen und riesige Bankfinanzierungen hindern oft am freien Denken. Deshalb sollten sich die Unternehmen die entscheidenden Fragen stellen: Wollen wir weiterhin eine Druckerei sein? Brauchen wir überhaupt Druckmaschinen? Ist unsere Kernkompetenz, das Bedrucken von Papier?

 

"Wenn Sie dremal ja sagen, dann gehören Sie zu den gefährdeten Unternehmen", provozierte Nagel. "Sie glauben weiterhin an einen Markt, der preislich kollabiert ist, der eine immer geringere Qualitätskultur hat und in dem es eine nicht mehr überschaubare Zahl sterbender Unternehmen gibt, die in ihrer letzten Not das Preisniveau noch weiter zerstören. Auch jahrzehntelange Kundenbeziehungen sind kein Garant! Haben Sie den Mut, das Ihnen so ans Herz gewachsene Unternehmen völlig umzukrempeln!" 

 

"Schaffen Sie es, sich geistig freizumachen, um einen eigenen Weg zu gehen, mit Mut, Risikobereitschaft und einen Spirit for Change?", fragt Nagel. "Es geht darum, das alte Unternehmen zu transformieren in etwas Neues, nehmen Sie hier Ihre Mitarbeiter ins Boot! Es geht um die richtige Mischung aus Verändern und Bewahren. Alles hängt an einem strategisch durchdachten Masterplan, der in detaillierter Arbeit zu entwickeln und umzusetzen ist. In der Fähigkeit, einen solchen Masterplan zu erschaffen und konsequent zu Ende zu führen, trennt sich die Spreu vom Weizen – eine Überlebensfrage für alle unklar positionierten Unternehmen der Druckindustrie."