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(28.11.2014 / saj)

Verband besorgt um Österreichs Druckereien

Österreichs Druckereien kämpfen immer stärker gegen Konkurrenz aus dem Ausland. Speziell die Rollenoffsetbetriebe, die große Auftragsvolumina wie Flugblätter, Kataloge oder Magazine fertigen, vermerken in den letzten drei Jahren eine Abwanderung von Aufträgen in die Nachbarländer von bis zu 30%. Vor allem große Unternehmen und Handelskonzerne zieht es ins Ausland.

"Alle reden davon, dass Österreichs KMU das Rückgrat der heimischen Wirtschaft sind. Gleichzeitig beobachten wir in der Druckbranche seit Jahren den Trend, dass Großaufträge immer öfter nach Deutschland, Ungarn, in die Slowakei oder nach Italien vergeben werden", ist Gerald Watzal (Bild), Präsident des Verbandes Druck & Medientechnik, besorgt. Die großen Rollenfffsetdruckereien wie das Niederösterreichische Pressehaus, die Leykam Druck GmbH & Co KG, die Druckerei Ferdinand Berger und die Oberndorfer Druckerei, die rund ein Viertel des gesamten Branchenumsatzes repräsentieren, vermelden einen Auftragsentgang bei Flugblättern und Katalogen zwischen 25 und 30%. Der Verband schätzt den Anteil jener Auftraggeber, die ausschließlich auf heimische Druckunternehmen zählen, sogar nur auf knapp über 50%.
 
Unter den Auftraggebern, die ihre Flugblätter und Kataloge überwiegend im Ausland drucken lassen, sind Namen wie Hartlauer, Zgonc, Baumax, Obi, XXX-Lutz oder die Pfeiffer- Gruppe. Deren Kataloge und Flugblätter werden zwar gezielt für den österreichischen Markt produziert, gedruckt wird aber in Italien, Slowenien, Deutschland oder Polen. Dabei sind sich alle Rollenoffsetdrucker einig, dass sie diese Aufträge mindestens genauso gut und verlässlich drucken könnten. 


"Doch oftmals werden österreichische Druckereien nicht einmal eingeladen, ein Angebot zu legen. Diese Entwicklung bedauern wir als Branchenverband natürlich sehr, hat dies doch Konsequenzen für alle unsere Betriebe und Arbeitnehmer", so Watzal. Dass die Branche seit Jahren kämpft, ist kein Geheimnis. Der Branchenumsatz stagniert, gleichzeitig sinken die Preise für Gedrucktes, und immer mehr Betriebe kämpfen ums Überleben. Allein im ersten Halbjahr ist die Zahl der österreichischen Druckereien wieder um 14,7% geschrumpft, jene der Arbeitnehmer um 6,8%. 
 
"Wir können und möchten niemanden vorschreiben, welche Druckerei sie oder er wählt, aber wir appellieren an die Unternehmen und an die Auftraggeber – schreibt eure Aufträge in Österreich aus!", richtet der Präsident allen potenziellen Auftraggebern aus. Wer in Österreich drucken lässt, habe zudem Vorteile: Die Transportwege sind kürzer, die Abstimmung und speziell bei heiklen Aufträgen die Beratung kann persönlicher sein, und die Ansprechpartner sprechen die gleiche Sprache. "Außerdem können sich die Auftraggeber bei Streitigkeiten auf den Gerichtsstandort Österreich verlassen."
 
Den Mehrwert von Gedrucktem aus Österreich ins Bewusstsein zu rücken, ist das wichtigste persönliche Anliegen von Gerald Watzal. Das zweite ist, die Rahmenbedingungen für die österreichischen Unternehmen zu schaffen, damit sie langfristig wettbewerbsfähig sind – auch gegenüber der Konkurrenz aus den Nachbarländern. 


"Im Moment sind wir beim Export von Druckwerken unter den Schlusslichtern. Die Wirtschaft wird immer internationaler – da können wir uns nicht auf eine Insel der Seligen zurückziehen, sondern müssen unsere Mitglieder dabei unterstützen, exportfit zu werden und zu bleiben. Und diesen Weg können wir nur gemeinsam mit den Arbeitnehmern und mit der Gewerkschaft gehen", ist Watzal überzeugt.