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(27.11.2014 / saj)

200 Jahre Zylinderdruckmaschine

Am 29. November 1814 wurde nach 360 Jahren Gutenbergscher Handpresse zum ersten Mal die Londoner "Times" auf einer Doppelzylindermaschine von Friedrich Koenig und Andreas Bauer mit Dampfmaschinenkraft gedruckt.

Damit feiert in diesem Jahr der maschinelle Zeitungsdruck sein 200-jähriges Bestehen (das Foto zeigt einen Nachbau im KBA-Werksmuseum im Maßstab 1:2). Besessen von der Idee, die körperlich harte Arbeit an der Buchdruck-Handpresse durch eine dampfgetriebene Druckpresse zu ersetzen, hatte der gelernte Drucker und geniale Erfinder Friedrich Koenig rotierende Zylinder in den Druckprozess eingefügt. Deshalb spricht man bis heute vom Rotationsdruck.

 

Der Feinmechaniker Andreas Bauer half ihm im industriell damals fortgeschrittenen England, eine funktionsfähige Druckmaschine zu bauen. Mit ihrer Zylindermaschine haben Koenig und Bauer nicht nur Muskelkraft durch Maschinenkraft ersetzt. Sie haben darüber hinaus die technischen Voraussetzungen für die Verbreitung gedruckter Medien an weniger wohlhabende Bevölkerungsschichten geschaffen und einen wichtigen Beitrag zum Aufbau einer informierten Gesellschaft geleistet.

 

Knapp drei Jahre später gründeten die beiden Pioniere im Kloster Oberzell bei Würzburg die Schnellpressenfabrik Koenig & Bauer als weltweit erste Druckmaschinenfabrik. Gegenüber auf der anderen Mainseite befindet sich bis heute das Stammwerk der Koenig & Bauer AG (KBA). Alle anderen deutschen Druckmaschinenbauer gingen direkt oder indirekt aus der fränkischen Wiege hervor, indem qualifizierte Mitarbeiter im 19. Jahrhundert die unternehmerische Selbstständigkeit suchten.


Wichtiger Meilenstein

 

Die Doppelzylindermaschine war ein bedeutender Meilenstein in der über 500-jährigen Geschichte des Drucks. Ihre Stundenleistung von 1100 bedruckten Bogen gegenüber 240 Bogen mit der Gutenbergschen Handpresse brachte fast die fünffache Produktivität. Die Grunderfindung von Koenig, Papier und später auch viele andere Bedruckstoffe als Einzelbogen oder als Bahn von der Rolle über einen drehenden Zylinder zu führen und direkt oder indirekt (über einen dazwischen geschalteten Gummituchzylinder im Offset) mittels einer mechanisch eingefärbten Druckform zu bedrucken, gilt bei den analogen Druckverfahren bis heute. Auch im Digitaldruck sind rotierende Zylinder oder Trommeln für den Papierlauf die Regel.

 

Die nunmehr 200 Jahre zurückliegende Premiere von London betraf nur anfangs den Zeitungsdruck. Wenig später wurden auch Bücher, Zeitschriften, Kataloge und vieles mehr maschinell gedruckt. Die "Times-Maschine" bedruckte Papierbogen nur auf einer Seite (Schöndruck). Fast zeitgleich meldete Koenig auch sein erstes Patent für eine Schön- und Widerdruckmaschine an. Die Aggregate wurden immer raffinierter und leistungsfähiger, die Druckqualität immer besser.

 

Schon 1832 hielt Koenig seine Vision von einer Rollen-Rotationsmaschine fest. Der Erfinder konnte sie aber nicht mehr umsetzen, da er 1833 verstarb. Sein Kompagnon und seine Witwe Fanny setzten sein Lebenswerk fort. Andere Hersteller in Deutschland, England, Österreich und den USA kamen hinzu und belebten mit ihren Ideen den technischen Fortschritt im Druckmaschinenbau.

 

Unter der Federführung von Friedrich Koenig jr. lieferte das Unternehmen 1876 die erste Rollenrotationsmaschine an die "Magdeburgische Zeitung". Der kurz darauf in den USA erfundene Falztrichter erlaubte die Auslage gefalzter Zeitungsexemplare und eine weitere Leistungssteigerung. 1888 lieferte Koenig & Bauer die erste Vierfarben-Rotationsmaschine nach St. Petersburg. Anfang der 1890er-Jahre folgten die ersten Spezialmaschinen für luxuriöse farbige Drucksachen. Darüber hinaus begann man, sich mit dem Banknotendruck zu beschäftigen, in dem das Unternehmen seit nunmehr über 60 Jahren führender Maschinenlieferant ist.