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(05.06.2014 / saj)

Digitales Lackieren in industrieller Dimension

Mit "dmax" präsentierten gestern Steinemann Technology, Schmid Rhyner und das Druckhaus Mainfranken die weltweit erste großformatige digitale Lackiermaschine. Die Features: Digitale Spotlackierungen auf bis zu 10.000 Bogen/Std.; Bogenformate von 300 x 300 bis 1080 x 780 mm; innovativer, patentierter Inkjet-Prozess für höchste Qualität; Verpackungs- und Akzidenzdruck als Zielmärkte; Druckdienstleister und Markenartikler sollen im Spätsommer zu Präsentationen eingeladen werden.

Damit setzt Steinemann mehr als 40 Jahre, nachdem das Unternehmen die UV-Lackierung auf Druckbogen erfunden hat, mit den Partnern erneut Maßstäbe in der High-End-Veredelung von Druckerzeugnissen. Die Hochleistungs-Inkjetdruckmaschine kombiniert praxisbewährten, soliden Maschinenbau mit einem innovativen Inkjet-Prozess für den Lackauftrag. So liefert sie bei einem Durchsatz bis max. 10.000 Bogen/Std. bzw. 100 m/Min. und einer Auflösung von 600 x 600 dpi konstant höchste Lackierqualität ohne Pinholes und Orangenhaut-Effekte. 

 

Die Basis bilden u.a. zwei von Schmid Rhyner entwickelte Technologien: "diVar" (Digital Varnishing Technology) und eine spezielle Nachbehandlung des flüssigen Lackfilms (Postprint Enhancement). Beide sind patentiert.


Haptische Effekte spielen eine Schlüsselrolle


„Aus unserer Sicht ist die Veredelung von Druckerzeugnissen mit haptischen Effekten eine enorm wichtige Entwicklung. Nur so können sich Druckerzeugnisse deutlich von digitalen Medien abheben“, formulierte Ulrich Stetter, Geschäftsführer von Druckhaus Mainfranken. Gerade auch der Kreativität von Mediendesignern und Agenturen beim Spielen mit haptischen Effekten eröffne die Lackiermaschine interessante neue Möglichkeiten.

 

So kann sie mit ihren ‚überlappend’ angelegten 20 Inkjet-Druckköpfen flexibel Lackmengen zwischen 4 und 35 g/qm auftragen. "Da wir die Lacke selbst herstellen, konnten wir deren Formulierung während der Maschinenentwicklung flexibel auf den Prozess abstimmen und damit optimale Ergebnisse sicherstellen“, so Schmid-Rhyner-CEO Jakob Rohner.  

 

„Das Druckhaus Mainfranken war für uns ein idealer Technologiepartner. Die Experten des Unternehmens haben uns mit sehr anspruchsvollen und konkreten Vorgaben hinsichtlich der zu veredelnden Produkte sowie der Oberflächenanforderungen enorm herausgefordert. Hinzu kamen höchste Anforderungen an die Produktivität", kommentiert Christof Stürm, CEO von Steinemann Technology.

 

Neben dem Akzidenzdruck ist die Verpackungsherstellung ein wichtiger Zielmarkt für die  neue Technik. Mit ihrem großen Format eignet sich die digitale Lackiermaschine gerade zur  Faltschachtelproduktion.

 

Die in der Praxis x-fach bewiesene Zuverlässigkeit der Maschinentechnik von Steinemann und die hohe Qualität des innovativen digitalen Lackauftragverfahrens in Kombination mit der als einzigartig bezeichneten Postprint-Enhancement-Technologie ("Pinhole Killer") von Schmid Rhyner sind laut Stetter weitere wichtige Überlegungen gewesen. 

 

Digital flexibel 

 

Stetter: "Wir können kleinste Auflagen bis hin zum einzelnen Exemplar kostengünstig lackieren.“ Die digitalen Daten werden von der Druckvorstufe übernommen, gerippt und auf die Maschine gespielt. Unmittelbar danach kann sie datengemäß auf die durchlaufenden Bogen applizieren. Es soll in Zukunft möglich sein, jedes einzelne Druckerzeugnis mit Lack zu individualisieren bzw. zu personalisieren.

 

Außerdem fallen aufwändige Wiederholungen von Druckversuchen aufgrund geänderter Druckformen weg. Die Technologie lässt eine große Vielfalt von Gestaltungsmöglichkeiten zu, die sonst nur über verschiedene Lacktypen erzielt werden können. Damit entfallen hier auch langwierige Entwicklungszyklen bei der Lackformulierung. Selbst erste Muster und Mock-ups sind nach Herstellerangaben mühelos realisierbar. Vor dem Hintergrund, dass auch Verpackungen immer "kurzlebiger" werden, sind das alles unschätzbare Vorteile.

 

Hinzu kommt die besondere Flexibilität beim Lackauftrag selbst. Da sich mit der neuartigen Inkjet-Technik beim Durchlauf gleichzeitig unterschiedliche Schichtdicken/Texturen auftragen lassen, kann die Maschine in einem Durchgang haptische Effekte unmittelbar neben Glanzflächen realisieren. Sowohl im Sieb- als auch im Flexodruck war das bislang nur mit großem Aufwand möglich. 


Schweizer Fertigung


„Für uns war die zentrale Herausforderung, die innovative Lackauftragtechnologie mit unserem soliden konventionellen Maschinenbau in einer zuverlässigen und gleichzeitig sehr flexiblen Hochleistungsmaschine zu integrieren“, blickte Patrik Moser, Projektleiter bei Steinemann, auf die vergangenen Monate zurück. So wartet die Maschine mit praxisbewährten Komponenten auf, die speziell auf den Prozess abgestimmt wurden. Das gilt u.a. für den Einzelbogenanleger mit Ausrichtung von KBA, den Bogenreinigungskalander, den Vakuumbogentransport für reproduzierbare Lackierergebnisse und den Bogenabstapler. Die Bogen werden vor der Lackierstation seitlich ausgerichtet und in Laufrichtung in ihrer effektiven Position erfasst. Der Inkjet-Kopf wird entsprechend der Position des Druckbildes angesteuert. Die Lacke werden mit einem UV-Trockner gehärtet.

 

Die Standardausführung der Maschine kann um verschiedene Optionen wie Bogenvorstapelung, ein zusätzliches Inkjet-System oder eine Bogenweiche mit Inspektionstisch erweitert werden. Steinemann stellt die Maschine im eigenen Werk in St. Gallen her.

 

Für Mitte September ist im Druckhaus Mainfranken eine Veranstaltung geplant, in deren Rahmen die an der Maschinenentwicklung beteiligten Unternehmen Druckdienstleistern und Markenartiklern die Möglichkeiten der innovativen digitalen Lackiermaschine präsentieren wollen.