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(30.05.2014 / saj)

KBA-Neuausrichtung kommt voran

Neben der Erläuterung der Unternehmenszahlen für das Geschäftsjahr 2013 und das erste Quartal 2014 bestimmten die Maßnahmen, Ziele und der aktuelle Umsetzungsstand des seit Jahresbeginn laufenden "Fit@All"-Programms für den Umbau die diesjährige Hauptversammlung der Koenig & Bauer AG (KBA).

In seiner Rede unterstrich der Vorstandsvorsitzende Claus Bolza-Schünemann: "Im Mittelpunkt der Überlegungen und Ziele unseres Programms 'Fit@All' steht die nachhaltige Stärkung der Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Dabei ist klar, dass wir unser Kerngeschäft mit Rollen- und Bogenoffsetmaschinen nachhaltig umstrukturieren und die Kapazitäten an den neuen Marktrealitäten ausrichten müssen. Daneben ist der Ausbau neuer Wachstumsgebiete ein Schwerpunkt unseres Programms. Wir sind überzeugt, dass wir schon 2015 die Früchte unserer Neuausrichtung sehen können und spätestens ab 2016 sollte die KBA-Gruppe wieder nachhaltig positive Ergebnisse erzielen.“  


Personalanpassung 


In den nächsten Monaten soll weiter an den langfristig wirkenden Kapazitäts- und Strukturmaßnahmen, dem neuen Standortkonzept und der Reduzierung der Wertschöpfungstiefe durch vermehrte Fremdvergaben außerhalb druckmaschinenspezifischer Kernkompetenzen gearbeitet werden. Im Zuge der Umsetzung sollen zwischen 1100 und 1500 der 6200 Stellen wegfallen. Für ca. 700 Beschäftigte an den Standorten Mödling, Ternitz, Trennfeld und Würzburg wurden bereits freiwillige Aufhebungs- und Altersteilzeitverträge abgeschlossen bzw. mit der Arbeitnehmerseite Sozialtarifverträge und Sozialpläne vereinbart. 


Für das Werk in Radebeul gibt es ebenfalls eine Einigung und Regelung hinsichtlich der Reduzierung um 180 Stellen Mitte nächsten Jahres. Die Verhandlungen über die aus Kapazitäts- und Ertragsgründen notwendige Senkung der Belegschaft am Standort Frankenthal/Pfalz um 200 Beschäftigte laufen noch. Trotz der Bemühungen aller Beteiligten um sozialverträgliche Lösungen lassen sich betriebsbedingte Kündigungen nicht vermeiden. Aufgrund einzuhaltender Kündigungsfristen und bevorstehender Verlagerungen erfolgt die Personalanpassung in mehreren Schritten bis Ende 2015.  


Bolza-Schünemann machte aber auch deutlich, dass "Fit@All" mehr als ein reines Restrukturierungsprogramm sei: "Wir wollen insgesamt eine Kostenbasis erreichen, die bereits bei einem Konzernumsatz von 1 Mrd. Euro zu einem angemessenen Ergebnisniveau führt. Wir wollen uns dabei nicht zu Tode sparen oder bis zur Unkenntlichkeit schrumpfen. Deshalb gehört der Ausbau möglicher Wachstumsfelder zu den Schwerpunkten unserer Neuausrichtung.“  


In diesem Zusammenhang verwies er auf noch ausbaufähige Spezialitäten im eigenen Haus wie den Banknoten-, Blech-, Digital- und Kennzeichnungsdruck sowie die durch Akquisitionen im vergangenen Jahr in den Konzern gekommenen Töchter Flexotecnica und Kammann.  


Neue Struktur 


Sein Unternehmen bereite, so der Chef weiter, eine neue Konzern- und Führungsstruktur vor. Ziel sei ein dezentral organisierter, hoch flexibler Druckmaschinenkonzern. Demnach sollen unter dem Dach der Koenig & Bauer AG Einheiten für die Bereiche von Produktion, Bogenoffsetmaschinen, Rollenoffsetmaschinen und Spezialmaschinen das operative Geschäft mit Ergebnisverantwortung erledigen. Man spricht hier von "Produkthäusern" und erwartet von der Schaffung eindeutiger Verantwortungsbereiche mehr Transparenz und strategische Flexibilität.  


Mit der Festlegung einer neuen Organisationsstruktur innerhalb der AG hat das Unternehmen zum 1. Mai bereits einen ersten Schritt getan: Organisatorisch ist neben dem Produkthaus "Bogen" (Bogenoffset in Radebeul) auch ein Produkthaus "Rolle" (Rollenoffset in Würzburg, ohne Sondermaschinen) entstanden. Ein Konzept zur gesellschaftsrechtlichen Umsetzung inkl. der Anpassung der Berichterstattung soll der Hauptversammlung im nächsten Jahr zur Genehmigung vorgelegt werden. Die derzeitigen, vorwiegend auf Spezialmärkten tätigen Töchter dagegen seien schon weitgehend als eigenverantwortliche Geschäftseinheiten aufgestellt.  

 
Sonderaufwendungen prägen Abschluss 


In seiner Rückschau verwies Bolza-Schünemann auf die bei Rollenrotationsanlagen für den Zeitungs- und Akzidenzdruck, aber auch bei Bogenoffsetmaschinen deutlich unter den Erwartungen gebliebene Nachfrage. Die geringere Investitionsbereitschaft im klassischen Offsetgeschäft gegenüber dem letzten Drupa-Jahr habe wesentlich zum Rückgang des Auftragseingangs um 9,3% auf gut 1 Mrd. Euro beigetragen. Der Umsatz lag bei ca. 1,1 Mrd. Euro. Trotz des um ca. 200 Mio. Euro unter der ursprünglichen Planung liegenden Umsatzes war das operative Ergebnis mit 24,5 Mio. positiv. Allerdings fielen für Rückstellungen im Rahmen des Restrukturierungsprogramms und für bilanzielle Wertanpassungen beim Anlagevermögen Sonderaufwendungen von insgesamt 155,2 Mio. Euro an. Am Ende stand ein negatives Konzernergebnis vor Steuern (EBT) von –138,1 Mio. Euro.  


Ausblick 


Wie bei der Vorlage des Berichts über das erste Quartal bereits gemeldet, ist KBA mit einem Zuwachs beim Auftragseingang um 20,8% auf 241,5 Mio. Euro und mit einem Umsatzplus von 11,9% auf 213,4 Mio. besser in das laufende Geschäftsjahr gestartet als im schwachen Vorjahresquartal. Auch das umsatzbedingt mit –10,2 Mio. Euro nach drei Monaten noch negative Betriebsergebnis war deutlich besser als im Vorjahr (–16,9 Mio.). Das Bogen-Segment konnte mit einem Betriebsergebnis von +1,2 Mio. Euro nach längerer Zeit wieder eine positive Zahl vermelden. Unter dem Strich stand nach drei Monaten ein Konzernergebnis vor Steuern (EBT) von –12,1 Mio. Euro gegenüber –18,8 Mio. im Vorjahr.  


Trotz der derzeit etwas labilen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen bestätigte Bolza-Schünemann einen Konzernumsatz von 1 bis 1,1 Mrd. Euro und ein positives operatives Betriebsergebnis vor Sondereffekten als Ziele für das laufende Geschäftsjahr: "Das Konzernergebnis vor Steuern wird aufgrund überschaubarer Sonderaufwendungen mit hoher Wahrscheinlichkeit noch einmal negativ sein. Wir sind aber überzeugt, dass wir schon 2015 die Früchte unserer Neuausrichtung sehen können, und ab spätestens 2016 sollte die KBA-Gruppe wieder nachhaltig positive Ergebnisse erzielen.“