NEWS

(13.02.2012 / atz)

Druckbranche leidet unter sinkenden Werbeetats

Zum Abschluss des jährlich stattfindenden Druckforums – veranstaltet vom Verband Druck und Medien in Baden-Württemberg e. V. gemeinsam mit namhaften Zulieferern der Branche – stellte der Verband die Wirtschaftsdaten für die Druckindustrie im vergangenen Jahr dar und gab eine Prognose für das Jahr 2012.

Das Druckforum des Verbandes Druck und Medien fand zum 34. Mal statt. In insgesamt elf Veranstaltungen gaben Zulieferer und der Verband Informationen zur Zukunft der Branche. Das Druckforum ist in jedem Jahr ein Ort der Begegnung von Unternehmern und Mitarbeitern der Druckindustrie, aus Verlagen und Agenturen mit der Zulieferindustrie und der Wissenschaft.

Das Druckforum 2012 stand unter dem Eindruck der in Kürze beginnenden größten Branchenmesse der Welt, der Drupa 2012 in Düsseldorf. Aber noch mehr wurde die Frage diskutiert, wohin die werbetreibende Wirtschaft in Zukunft investieren wird, Print und elektronische Werbung befinden sich im Wettstreit. Gerade zu diesen Themen steuerte der Verband Druck und Medien Veranstaltungen mit Zukunftsperspektiven für die Druckindustrie bei.

Wirtschaftliche Lage 2011 nahezu stabil

Zwar hat die Druckindustrie nicht am allgemeinen Wachstumsboom der Wirtschaft im Jahr 2011 teilgenommen, jedoch wurde der Abwärtstrend der Jahre 2009 und 2010 gestoppt. Die Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten in Baden-Württemberg erwirtschafteten im Jahresdurchschnitt 2011 einen Gesamtumsatz von 2,572 Mrd. Euro, im Vergleich im Jahr 2010 waren dies 2,537 Mrd. Euro. Dies entspricht einer Umsatzsteigerung von 1,6 Prozent. Nachdem die Jahre 2009 und 2010 rückläufige Umsatzzahlen hatten, reichte dieses leichte Umsatzwachstum bei weitem nicht aus, um an das Jahre 2008 anzuknüpfen. Mit einiger Sorge sieht der Verband, dass die Verbesserung der Umsatzzahlen im Schwerpunkt im 1. Halbjahr 2011 stattfanden, der Trend sich im 2. Halbjahr jedoch wieder spürbar abschwächte.

Kapazitätsauslastung und Auftragsbestände stagnieren

Ein wichtiger Faktor für die Ertragslage der Branche ist die Kapazitätsauslastung. Grundsätzlich erwirtschaftet die Branche erst dann einen positiven Ertrag, wenn der Auslastungsgrad mindestens 85 Prozent erreicht. Im Jahr 2010 lag die Kapazi-tätsauslastung bei 81,8 Prozent. 2011 lag diese im Jahresdurchschnitt nahezu gleich bei 81,4 Prozent.

Steigende Rohstoffpreise

Die Ertragslage wird weiter stark durch steigende Kosten belastet. So stiegen die Druckfarbenpreise bis November 2011 um 6,1 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum, die Preise für grafische Papiere um 3,8 Prozent. Am stärksten schlägt der durchschnittliche Anstieg der Strompreise mit 8,3 Prozent zu Buche. Die Weitergabe von Kostensteigerungen ist für die Druckindustrie schwierig. Dies hängt nicht nur an den zu großen Kapazitäten, die am Markt vorhanden sind (siehe Auslastungsgrad), sondern auch an der Tatsache, dass sich das Medium Print auch in Preisfragen mit anderen Kommunikationstechnologien vergleichen lassen muss.

Zwar sind die Bruttowerbeausgaben im Jahr 2011 um 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Jedoch konnte der Bereich Print davon nur mit einem geringen Zuwachs von 0,6 Prozent profitieren. Elektronische Medien legten dagegen um 5,4 Prozent zu. Nach wie vor sind Zeitungen nach der Fernsehwerbung, die einen Anteil von 43 Prozent an den Bruttowerbeausgaben hat, die zweitgrößte Werbegruppe mit einem Anteil von 20 Prozent. Diese verzeichneten einen kleinen Verlust gegenüber dem Vorjahr. Zeit-schriften konnten dagegen mit 1,4 Prozent zulegen, ebenso Fachzeitschriften mit 2,9 Prozent. Plakatwerbung hatte durch die vielen Wahlen im Jahr 2011 sogar ein Wachstum von 11,5 Prozent.

Beschäftigtenzahl leicht zurückgegangen

In den statistisch erfassten Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern beschäftigt die Druckindustrie in Baden-Württemberg rund 13.000 Mitarbeiter. Der Verband geht davon aus, dass in den Betrieben unter 50 Mitarbeitern rund 10.000 weitere Mitarbeiter beschäftigt sind. Der Rückgang der Beschäftigtenzahlen betrug 2011 in den 117 erfassten Betrieben gegenüber 2010 in 114 erfassten Betrieben 2,1 Prozent. Erfreulich ist die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen mit Druckberufen. Hier wurden im Jahresdurchschnitt 2011 nur noch 860 Arbeitslose gemeldet, 2010 waren dies noch 1.180.

Mehr Insolvenzen und Betriebsaufgaben

Während im Jahr 2010 19 Betriebe der Branche Insolvenz anmelden mussten, waren dies bis Ende November 2011 25 Betriebe. Insgesamt hat die Druckindustrie in Baden-Württemberg 2011 69 Betriebe mit insgesamt 1.125 Arbeitsplätzen verloren. In dieser Zahl ist vor allem die Insolvenz eines Großbetriebes der Branche enthalten. Das Thema Betriebsaufgaben und  Stilllegungen hat das Thema Insolvenzen überholt.

Anzahl der Ausbildungsverhältnisse gestiegen

Obwohl die konjunkturelle Situation in den Unternehmen der Druck- und Medienindustrie im Vergleich zur Gesamtwirtschaft nicht befriedigend ist, konnte die Anzahl der im Herbst 2011 neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse gesteigert werden. Vergleicht man die Gesamtzahl der Auszubildenden im ersten Ausbildungsjahr mit dem Vorjahr, so ist ein Anstieg von 7 Prozent auf gesamt 726 zu verzeichnen. Über die drei Ausbildungsjahre hinweg werden in der Druck- und Medienindustrie in Baden-Württemberg 2.091 Auszubildende beschäftigt. Die Ausbildungsquote (Zahl der Beschäftigten zu Ausbildungsverhältnissen) liegt damit über 10 Prozent.

Strukturelle Anpassung der Verbände

Der Rückgang der Betriebe und der Beschäftigten in der Druckindustrie in Baden-Württemberg hatte auch für den Verband Druck und Medien in den vergangenen Jahren Konsequenzen. Die Rückläufigkeit der Beitragseinnahmen, die dem Schrumpfen der Branche entspricht, hat dazu geführt, dass das Dienstleistungs-geschäft für die Mitgliedsbetriebe immer weiter ausgebaut wurde. Dies ist eine Entwicklung, die auch in anderen Landesverbänden zu verzeichnen war. Daher haben sieben Verbände der Druckindustrie und Papierverarbeitung in Süddeutschland ihr Dienstleistungsgeschäft zum 1. Januar 2012 in der printXmedia Süd GmbH zusammengelegt. Diese führt die Beratung in den Bereichen Technik, Umwelt und Betriebswirtschaft für die Mitgliedsbetriebe der Verbände koordiniert durch.

Positive Umweltbilanz

In der Druck- und Medienbranche hat das Bewusstsein einer umweltschonenden Produktion eine große Bedeutung und spielt für die Akzeptanz in der öffentlichen Meinung eine große Rolle. So haben der Bundesverband Druck und Medien und die Landesverbände für die Unternehmen der Branche einen CO2-Rechner entwickelt, der die Ermittlung der CO2-Emissionen für Druckprodukte und deren Kompensation ermöglicht. Der CO2-Rechner wird von den Mitarbeitern der printXmedia Süd bei den Mitgliedsfirmen eingeführt und die teilnehmenden Unternehmen erhalten das Logo "Print-CO2-geprüft". Die Bedeutung des Themas Umweltschutz in der Branche verdeutlicht die Aktualisierung der Internetseite des betrieblichen Umweltschutzes für Druck und Papier des baden-württembergischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klima durch die printXmedia Süd.

Aussichten für 2012

Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) prognostiziert für die Nettowerbeausgaben 2012 einen Rückgang um 0,4 Prozent auf 29,83 Mrd. Euro. Damit erreichen die Gesamtwerbeausgaben noch nicht einmal die Zahl des Jahres 2008. Bei dieser Stagnation der Werbeausgaben wird für die Druckindustrie der entscheidende Faktor sein, wie sich die Verteilung der Werbeausgaben für die Zukunft entwickelt, welchen Anteil Print am Werbeaufkommen 2012 haben wird. Der Verband verzeichnet seit dem vergangenen Jahr eine Besinnung der werbetreibenden Wirtschaft auf Printprodukte. Es zeigt sich immer mehr, dass anerkannt wird, dass Printprodukte eine größere Nachhaltigkeit beim Kunden haben. Insofern hofft der Verband, dass sich die Ausgaben für Print 2012 nicht nur stabilisieren, sondern ein leichtes Wachstum erfahren.