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(08.04.2014 / atz)

Größerer Farbraum mit Mehrfarbensystem

Für die Markenbildung ist Farbe eine elementare Größe. Markenartikler legen beim Verpackungsdesign deshalb großen Wert auf eine definierte Farbwiedergabe und einen möglichst breiten Farbumfang. Dafür wurden Systeme mit erweitertem Farbraum entwickelt, für die im Markt Lizenzen unter verschiedenen Bezeichnungen seit Jahren angeboten werden.

Bekannte Beispiele sind Hexachrome, Spotless, ederMCS, FMsix usw. Diese Mehrfarbensystemen setzen in der Regel neben den vier Prozessfarben (Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz) zwei oder drei zusätzliche Farben (z.B. Orange, Grün und Violett) ein und erfordern meist Anpassungen in der Farbseparation.

Anlässlich der Labelexpo Europe 2013 in Brüssel hat eine Gruppe von Unternehmen aus der Flexodruckindustrie ein Mehrfarbensystem präsentiert, das auf den Schmalbahndruck ausgerichtet ist und von Druckereien lizenzfrei eingesetzt werden kann. Folgende vier Projektpartner hatten sich zur Realisierung dieses MP-Farbsystems unter dem Motto "Teamwork for Success" zusammengefunden:

  • der Rasterwalzenhersteller Apex Europe B.V., AK Hapert, Niederlande,
  • das Reprounternehmen Athena Graphics NV, Roeselare, Belgien,
  • der Druckmaschinenhersteller MPS Systems B.V., BA Didam, Niederlande, und
  • der Druckfarbenhersteller Zeller+Gmelin GmbH & Co. KG, Eislingen, Deutschland.

Die Partner haben im Vorfeld der letztjährigen Labelexpo gemeinsam das fiktive Produkt "Fruit Berry" entwickelt. Bei den vier speziell dafür gestalteten Etiketten wurde die Farbigkeit bewusst so gewählt, dass sie nach einem Einsatz von Sonderfarben verlangen. Mit Hilfe des neu konzipierten Siebenfarben-MP-Systems konnten die Etiketten mit den vier verschiedenen Designs (siehe Abbildung) in einem Durchgang im UV-Flexodruck mit nur einem Plattensatz gedruckt werden.

Die während der Messe gezeigten Druckmuster auf Fasson-Material (AM932 Global MDO White; Liner: S7000 PET23) belegten anschaulich, dass sich die kritischen Farbtöne damit auch ohne Verwendung von Sonderfarben erzielen lassen. Die Farbwiedergabe ist der üblichen Produktionsweise mit Sonderfarben ebenbürtig, wie anhand eines Vergleichsdrucks der gleichen Etiketten im 4c-Druck und mit einer Sonderfarbe pro Motiv ebenfalls zu sehen war. Für die herkömmliche Herstellung der Etiketten waren allerdings vier separate Druckproduktionen erforderlich, bei denen jeweils eine individuelle Sonderfarbe aus dem Pantone Matching System (PMS) zum Einsatz kam.

Kompatibel mit digitalem Tonerdruck

Für Anwender bietet das Siebenfarben-MP-System aufgrund seiner Kompatibilität mit dem Digitaldruck einen weiteren wichtigen Vorteil. Dies wurde durch eine Anpassung des MP-Systems an die Tonerfarben der im Markt gängigen Digitaldrucksysteme erreicht. Dazu hat der Druckfarbenhersteller Zeller+Gmelin im Rahmen des Projektes eigens eine spezielle Farbserie auf Basis der Uvaflex-Reihe entwickelt, deren Einzelfarben exakt auf die Prozessfarben (CMYK) und die zusätzlichen Farben Orange, Grün und Violett des Digitaldrucks abgestimmt wurden. Die Farben nutzen als Grundlage das bekannte monopigmentierte Mischsystem von Zeller+Gmelin, das besonders reine Farben und eine farbstarke Wiedergabe im Druck ermöglicht. Sie sind außerdem auch als Low-Migration-Variante verfügbar.

Mit dem neuen Siebenfarben-MP-System können Druckereien bei steigender Auflage spontan vom Digitaldruck in den UV-Flexo- oder UV-Offsetdruck wechseln und so die Vorteile der konventionellen Druckverfahren hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Farbstabilität bei größeren Auftragsvolumen nutzen. Voraussetzung ist eine gewisse Standardisierung einzelner Prozessparameter. Als Folge profitieren Anwender aufgrund deutlich geringerer Stillstandszeiten. Da mit Hilfe der drei zusätzlichen Farben individuelle Pantone-Farbtöne bereits während der Reproarbeiten gemischt werden können, entfällt der Einsatz von Sonderfarben einschließlich der damit verbundenen Arbeiten für den Farb- und Rasterwalzenwechsel. Neben der deutlichen Zeitersparnis werden auch der Verbrauch von Reinigungschemikalien und die Menge der Restfarben reduziert.

Aufeinander abgestimmte Produktionsparameter

Neben den UV-Flexodruckfarben sind noch weitere Parameter in der Prozesskette zu standardisieren, um im Produktionsalltag die genaue Farbwiedergabe zu gewährleisten. Hier kommen die Projektpartner aus den Bereichen Druckvorstufe bzw. Repro sowie Maschinentechnik und Rasterwalzen ins Spiel. Die Firma Athena steuerte das Design der Etiketten sowie die Farbseparation bei. Die Produktion erfolgte auf einer Flexodruckmaschine vom Typ MPS EF 410 bei einer Druckgeschwindigkeit von 120 m/min. Empfohlen werden für den Einsatz des MP-Systems Maschinenmodelle, die einen hohen Automatisierungsgrad und eine sehr gute Passergenauigkeit aufweisen, was durch präzise Servoantriebe begünstigt wird. Abgerundet wird das Quartett durch Rasterwalzen, die bei dieser Druckleistung eine möglichst akkurate und über die gesamte Produktion konstante Farbübertragungsmenge sicherstellen. Für die Druckmuster wurden Rasterwalzen von Apex verwendet. Bei den vier Prozessfarben waren es Rasterwalzen mit einer Feinheit von 405 L/cm und einem Schöpfvolumen zwischen 3,5 und 4,5 cm3/m2, bei den Zusatzfarben (OGV) 265 L/cm und 5,0 cm3/m2.

Informationsveranstaltung in Planung

Die Partner planen gegenwärtig ein Seminar, das am 8. April 2014 in den Räumen der Firma Apex stattfinden wird. Es wendet sich vor allem an Unternehmen, die auf schmalbahnigen UV-Flexo- oder UV-Offsetdruckmaschinen Etiketten, Anhänger oder Verpackungen produzieren. Den Seminarteilnehmern wird aufgezeigt, wie das Fruit-Berry-Projekt entwickelt wurde, und welche Voraussetzungen für den Einsatz des MP-Systems erforderlich sind. Desweiteren wird detailliert beschrieben, wie es sich in das Umfeld einer Etiketten- oder Verpackungsdruckerei integrieren lässt. Einige Druckbetriebe, die an einer solchen Integration des neuen Mehrfarbensystems interessiert sind, stehen derzeit schon im Kontakt mit dem Reprounternehmen Athena Graphics.