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(04.02.2014 / saj)

VDMA: Druck und Papier blicken nach vorne

Fachverband zieht Bilanz: Geschäftsjahr 2013 mit rückläufigem Umsatz und Auftragseingang; Hersteller starten langfristige Strategiegespräche „Print 2030“; sogenannter 3D-Druck wird künftig in eigener Arbeitsgemeinschaft vorangetrieben.

Die deutsche Druck- und Papiertechnikindustrie blickt auf ein schwaches Geschäftsjahr 2013 zurück. Die Umsätze der Gesamtbranche sanken gegenüber 2012 um 8%. Der Auftragseingang ging um 10% zurück. „Unsere vorsichtig positiven Erwartungen haben sich nicht erfüllt“, sagte Dr. Markus Heering, Geschäftsführer des Fachverbands Druck- und Papiertechnik im VDMA, auf der heutigen Jahrespressekonferenz seines Verbandes in Frankfurt a.M.


In den Teilbranchen Papiertechnik, Papierverarbeitungsmaschinen und Druckereimaschinen war die Marktentwicklung unterschiedlich. Die Umsätze mit Maschinen, Anlagen und Komponenten zur Herstellung von Papier stiegen um 14%: Hier handele es sich um einen Basiseffekt nach dem deutlichen Umsatzrückgang im Jahr 2012. Der Auftragseingang in diesem Bereich sank um 21%.


Bei den Druckereimaschinen lagen die Umsätze 10% unter dem Vorjahreswert. Auch der Auftragseingang gab um 9% nach. Wobei sich die Technologien unterschiedlich entwickelten: Die Nachfrage nach Rollenoffset-Druckmaschinen sank deutlich. Bei Bogenoffset ist die Lage stabil, während die Nachfrage nach Flexo- und Tiefdruckmaschinen stieg, Stichwort "Packaging".    


Auch bei Papierverarbeitungsmaschinen war der Umsatz im letzten Jahr um 14% rückläufig. Der Auftragseingang gab um 4% nach. Der Globalisierungstrend hielt an. Rückläufigen Exporten in EU-Staaten standen Zuwächse in Nord-, Mittel- und Südamerika sowie Nordafrika und in den Nahen Osten gegenüber.


BRIC-Länder schwächeln


Als Ursache der schwachen Geschäftsentwicklung nannte Heering vor allem die rückläufige Nachfrage aus den BRIC-Staaten. Der Export nach China sank um 12,5%. Vom Minus im wichtigsten Auslandsmarkt der deutschen Druck- und Papiertechnikindustrie waren Hersteller von Papiertechnik (-17,6%) und Papierverarbeitungsmaschinen (- 16,6%) stärker betroffen als der Druckereimaschinenbau (-8,7%). Unerwartet stark sank auch der Export nach Indien. Die Ausfuhr von Papiertechnik ging um vier Fünftel zurück. Bei Papierverarbeitungsmaschinen lag sie 34% und bei Druckereimaschinen 19% unter dem Vorjahresniveau. Indien fiel in allen Bereichen aus den Top 10 der Exportmärkte. Auch in Brasilien und Russland seien die Geschäfte größtenteils hinter den Erwartungen zurückgeblieben.


Weiterhin Konsolidierung und Strukturwandel 


Wegen der schwachen Nachfrage waren die Produktionskapazitäten 2013 im Mittel nur zu 75% ausgelastet. Die Marktkonsolidierung hält an. Kapazitäten und Beschäftigung werden vielerorts an die Marktsituation angepasst. Auch in Kundenbranchen hält der Strukturwandel an. Kleinere, nicht spezialisierte Druckereien schließen reihenweise. Für Hersteller von Druck- und Papiertechnik hat das Folgen: Potenzielle Neuanlagenkäufer fallen weg. Gebrauchtmaschinen drängen auf den Markt. 


Zugleich ändern sich Anforderungsprofile an Druckprodukte. Trends zur Individualisierung, Personalisierung und Veredelung erfordern technische Umbrüche. Gleiches gilt im Verpackungsmarkt, dessen Produkt- und Prozesswelten sich stark verändern.


Herstellerübergreifende Strategiegespräche  


Der Fachverband Druck- und Papiertechnik hat die vergangenen Monate genutzt, um  Strategiegespräche in der Branche zu führen. „Unter dem Motto 'Print 2030' haben wir eine Reihe von Strategieworkshops ausgerichtet und dabei unser „Branchenbild der Zukunft“ entwickelt“, berichtete der Vorsitzende Kai Büntemeyer (Bild). Dabei stand die Frage im Fokus, welche Rolle Druck und Papier in einer zunehmend digitalen Zukunft übernehmen kann.


„Printprodukte werden individueller, funktioneller; sie werden hochwertiger und emotionaler. Es wird nicht mehr ausreichen, mit Druckerzeugnissen zu informieren. Sie müssen darüber hinaus Mehrwerte bieten, z.B. Emotionen – und auch in kleinen Auflagen bezahlbar bleiben“, skizzierte Büntemeyer die Herausforderungen. Die Strategieworkshops unter Beteiligung von Vorständen, Studierenden der Hochschule für Medien Stuttgart und Mitgliedsunternehmen hätten alle Teilnehmer für den technologischen und organisatorischen Handlungsbedarf sensibilisiert. Man habe strategische Handlungsfelder identifiziert und eine Roadmap bis 2030 erarbeitet.


Analog und Digital wächst zusammen


Als zentrale Herausforderung haben die Workshops „Konvergenz“ ausgemacht. „Analoge und digitale Welt wachsen zusammen“, erklärte Büntemeyer. Das setze harmonisierte, weitgehend automatisierte Prozessketten mit definierten Schnittstellen voraus. So möchte der Arbeitskreis „Prozesskette“ möglichst schon zur nächsten Drupa im Jahr 2016 ein echtzeitfähiges System für herstellerübergreifende Prozessketten auf die Beine stellen: aufgezäumt vom Endprodukt her, Richtung neuer Standard. Ziel sei die Fusion digitaler und analoger Druckverfahren. Das soll der zunehmend industrialisierten Kundenbranche das Individualisieren und Personalisieren von Druckerzeugnissen auf Großanlagen ermöglichen. 


„Gelingt es uns, die Prozessketten im Druck zu harmonisieren, dann erhalten unsere VDMA-Gemeinschaftsstände auf internationalen Messen einen neuen Sinn“, sagte Büntemeyer. Interessenten aus verschiedenen Regionen und Branchen könnten dann komplette Prozesslösungen quasi aus einer Hand ordern. „Druck- und Papiertechnik Made in Germany wird sich auch in Zukunft positiv vom Wettbewerb abheben“, zeigte er sich überzeugt. 


Die Initiative „Print 2030“ macht deutlich, dass die Unternehmen sich noch stärker als bisher in Zukunftsfeldern wie dem on-Demand-Druck individualisierter Bücher oder Kataloge sowie „Printed Electronics“ engagieren müssen. Auch die Entwicklungen im sogenannten 3D-Druck waren ein Thema.


"3D-Druck" künftig in einer Arbeitsgemeinschaft  


"3D-Druck" ist als Querschnittthema für verschiedenste Branchen im Maschinen- und Anlagenbau hoch relevant, daher hat der VDMA die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft namens "Additive Manufacturing" beschlossen. Sie soll Beteiligte aus allen Teilen der Wertschöpfungskette zusammenbringen – sowohl Hersteller von derartigenAnlagen als auch industrielle Anwender, Materialentwickler und Vertreter aus Forschung und Wissenschaft. Gemeinschaftlich sollen und wollen sie das enorme technologische und wirtschaftliche Potential additiver Verfahren in industriellen Anwendungen heben.