NEWS

(13.01.2014 / atz)

Bernhard Schreier wird ehrenamtlicher Handelsrichter

Bernhard Schreier (Foto) war 13 Jahre lang Vorstandsvorsitzender bei der Heidelberger Druckmaschinen AG, bis er Ende 2012 seinen Chefsessel räumte. Im Interview mit der "Rhein-Neckar-Zeitung" berichtet er über seine zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten, zu denen neuerdings auch die eines Handelsrichters am Landgericht Heidelberg gehört.

Über die Hintergründe und darüber, wie es ihm heute geht, spricht Schreier ebenfalls in dem Interview mit der Zeitung:

Am 15. Januar werden Sie zum Handelsrichter ernannt. Wie kam es dazu?

Schreier: Ich wurde angesprochen von der Industrie- und Handelskammer, die das Vorschlagsrecht hat, aber auch von Landgerichtspräsident Michael Lotz. Das war schon vor zwei Jahren. Damals hatte ich noch keine Zeit für dieses Ehrenamt. Nach meinem Ausscheiden bei den Heidelberger Druckmaschinen hat er mich aber noch einmal gefragt.

Was reizt Sie an dieser Aufgabe?

Schreier: An der Kammer für Handelssachen werden Fälle behandelt, in denen es um materielle Streitigkeiten geht. Sie ist mit einem Berufsrichter und zwei Ehrenamtlichen besetzt, die ihre Sachkenntnis und ihren Menschenverstand in die Verhandlung einbringen können. Das ist eine Konstellation, die es sonst so im deutschen Recht nicht gibt. Als ehrenamtlicher Handelsrichter hat man volle Akteneinsicht, das volle Stimmrecht und unterschreibt das Urteil mit. Vier Verhandlungstage im Jahr sind von der Arbeitsbelastung sicherlich auch nicht allzu hoch, auch wenn die Vorbereitungszeit natürlich noch dazu gerechnet werden muss.

Handelsrichter sind Fachrichter mit einer berufsspezifischen Qualifikation, müssen älter als 30 Jahre sein, selbstständiger Kaufmann, Vorstandsmitglied oder Prokurist. Sind Sie als Ex-Vorstandsvorsitzender eines MDAX-Konzerns nicht überqualifiziert?

Schreier: Nein. Ich war ja Vorstandsmitglied, insofern passt diese Anforderung ja. Dass ich Vorsitzender war, muss ja nicht heißen, dass ich überqualifiziert bin. Entscheidend für das Amt des Handelsrichters ist doch die lange Berufserfahrung. Dass man in der Praxis ein Gespür dafür bekommen hat, was fair und unfair ist. Es geht nicht darum, dem Berufsrichter die juristische Entscheidung abzunehmen. Aber Fachwissen einzubringen, ihm mit Beispielen aus dem Berufsleben zur Seite zu stehen, erleichtert ihm sicherlich die Entscheidung.

Kennen Sie die Kammer für Handelssachen aus der anderen Perspektive - als Kläger oder Beklagter?

Schreier: Nein. Leider oder Gott sei Dank nicht. So ein großes Unternehmen wie die Heidelberger Druckmaschinen hat Rechtsanwälte, die sich um solche Angelegenheiten kümmern. Ich selbst musste vor Gericht nie erscheinen.

Mit was für Fällen rechnen Sie?

Schreier: Im Detail kann ich das noch nicht abschätzen. Es wird aber um Handelsstreitigkeiten, gesellschaftsrechtliche Verhältnisse oder auch um unlauteren Wettbewerb gehen - also um Streitigkeiten, in denen das Geld im Vordergrund steht.

Ihr Ausscheiden bei den Heidelberger Druckmaschinen sorgte für Aufsehen. Wie geht es Ihnen heute?

Schreier: Mir geht es persönlich sehr gut. Weil ich nun etwas mehr Zeit für die Familie habe. Trotzdem mache ich noch viele Dinge, alles ehrenamtlich. Zusammen mit dem Leiter der Bruchsaler Frauenklinik, Dr. Jürgen Wacker, setze ich mich dafür ein, dass in Burkina Faso eine Frauenklinik gebaut wird. Ich bin Kuratoriumsvorsitzender des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar und Vorsitzender der Stiftung der Universität Heidelberg, in der ich der Wissenschaft diene. Hinzu kommen zwei Aufsichtsratsmandate bei ABB und dem Universitätsklinikum. Sie sehen, es gibt noch ein paar andere Themen außer der Familie, die mich beschäftigen.

Wieso sind Sie ehrenamtlich so aktiv? Eigentlich könnten Sie sich doch zur Ruhe setzen.

Schreier: Das sehe ich nicht so. Ich werde im Februar 60. Und in diesem Alter muss man noch ein bisschen etwas tun. In einem Angestelltenverhältnis möchte ich aber nicht mehr sein. Ich möchte mir meine Themen selbst raussuchen und nicht mehr von Aktionären aufdrängen lassen. Mit meiner Erfahrung und meinem Netzwerk in der Region kann ich der Gesellschaft noch eine Weile dienen.