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(01.10.2013 / atz)

Dscoop EMEA: Was ist die Quintessenz des Digitaldrucks?

Die Digitaltechnologie hat die Kunst- und Graphikbranche vom Bereich der Drucker zum Bereich der Druckdienstleister oder sogar der Marketingdienstleister verändert. Heute liegt der Erfolg nicht darin, die Preise zu senken, sondern darin, Zusatznutzen zu bieten und den Kunden zu helfen, die beste Lösung für ihr Vorhaben zu finden.

Gleichzeitig sind die digitalen Drucktechnologien noch sehr neu und werden sich weiterentwickeln. Darum wurde 2005 Dscoop (die Digital Solutions Cooperative) als unabhängige Gemeinschaft gegründet, um technisches Fachwissen und Erfahrung zu verbinden, beste Praktiken auszutauschen und Weiterbildungs- und Trainingsmöglichkeiten sowie Vernetzungsgelegenheiten zu bieten, die die Druckdienstleiter beim Ausbau ihrer Unternehmen unterstützen. Seit ihren Anfängen in Nordamerika hat sich Dscoop als erfolgreiche, regionale Organisation in Europa, dem Nahen Osten und in Afrika (EMEA) und der Region Asien-Pazifik etabliert und die Mitgliedschaften wurden auf Großformat-Druckdienstleiter, die mit HP Scitex Druckern arbeiten, ausgeweitet.

Im November 2012 hielt Dscoop ihre erste EMEA-Konferenz in Barcelona ab, die über 500 Teilnehmer anzog und den Standard für den diesjährigen Print Grand Prix in Rom setzte. Angesichts der näher rückenden zweiten Dscoop EMEA Jahreskonferenz gibt es viele Druckdienstleister in der ganzen Region, die noch Fragen zu der Veranstaltung und ihrem Austragungsort haben: Hat die erste Konferenz den Teilnehmern etwas gebracht? Konnte der EMEA-Bereich dieser Organisation bei einem so breiten und vielfältigen geographischen Gebiet seine Herausforderungen bewältigen? Mal ganz ehrlich: Sollte ich bei der diesjährigen EMEA-Konferenz mitmachen und Dscoop-Mitglied werden?

Ganz nach Dscoop-Manier hat die Organisation eine Gruppe von Fachleuten aus den Bereichen gewerblicher, Etiketten- und Verpackungs- sowie Großformatdruck zusammengebracht und dazu einen Gerätelieferanten genommen, um diese Fragen anzugehen und ihre Gedanken zu den Vorteilen einer Mitgliedschaft zu besprechen.

Was Nicht-Mitgliedern sofort auffüllt, ist die steigende Beliebtheit eines Verbands, dessen Mitglieder doch eigentlich alles potentielle und echte Konkurrenten sind. Ist Dscoop ein aus Konkurrenten bestehender Verein?

Eran Friedman: "Die erste Dscoop-Konferenz, die ich besucht habe, war in Florida. Ich wusste nicht recht, was mich erwarten würde, aber das Mitteilungsniveau war beeindruckend, und als Teilnehmer aus einem kleinen Land habe ich mich gefreut, zu sehen wie Ehrlichkeit und Offenheit z.B. über empfehlenswerte Vorgehensweisen dem Verband und damit den Mitgliedern zugute kommt. In diesem Sinne: nein, es kommt mir nicht so vor wie eine Organisation von Konkurrenten, sondern eher wie von gleichgesinnten Geschäftsvertretern, die das gleiche Ziel verfolgen, nämlich Geschäftswachstum und langfristigen Erfolg. Kurz danach habe ich mich der EMEA-Organisation angeschlossen, und heute leite ich den Mitgliederbereich."

Jon Bailey: "Meine Erfahrung sieht ähnlich aus. Zuerst kam ich als Beobachter zu einer Dscoop-Veranstaltung. So konnte ich selbst sehen, was die Organisation alles zu bieten hat – und war begeistert! Ich war schon früher in Nutzergruppen, aber sie haben nie gehalten, was sie versprachen. So habe ich schnell gelernt, dass ich für alles, was ich gegeben habe, das Sechsfache zurückbekommen habe. Eine gute Rendite! Und was noch wichtiger war: Mit den Kontakten, die ich über Dscoop geknüpft habe, konnte ich Geschäfte mit Kunden in den USA und China und in ganz Europa abschließen. Erst kürzlich haben wir einen Job bekommen, weil ich eine Übersetzung ins Türkische organisieren und vor Ort über ein Dscoop-Mitglied in der Türkei drucken lassen konnte. Die Mitgliedschaft bei Dscoop fördert überhaupt nicht das Konkurrenzdenken, sondern hat unsere Ergebnisse positiv beeinflusst."

Marcus Tralau: "Aus Lieferantensicht ist Dscoop sehr wertvoll. Ein wichtiger Teil unserer Kundschaft sitzt genau dort, und während die Messen überall auf der Welt immer weniger und kleiner werden, wird die Dscoop-Konferenz und -Veranstaltung größer."

András Kárpáti: "Wir waren einer der ersten Großformat-Mitglieder bei Dscoop in EMEA. Die potentiellen Möglichkeiten, wenn man die Zusammenarbeit auf die Großformat-Community ausweitet, könnten beachtlich sein, und ich versuche, andere Großformatdrucker davon zu überzeugen, sich anzuschließen. Allen, denen es Sorgen bereitet, ihr Wissen mit Konkurrenten zu teilen, kann ich sagen, dass die 'digitale Vision' viel wichtiger ist und es fantastische Möglichkeiten der vernetzten Zusammenarbeit mit kleineren Digitaldruckanbietern gibt, um Aufträge oder Teile davon von sehr großen internationalen Marken zu übernehmen."
 
Als Dscoop EMEA ins Leben gerufen wurde, unkten die Skeptiker, dass die Vernetzungsmöglichkeiten bei den EMEA-Konferenzen angesichts der verschiedenen Sprachen und der länderspezifischen Markanforderungen und der kulturellen Unterschiede innerhalb der Region begrenzt sein würden. Wie hat Dscoop die "Herausforderung EMEA" bewältigt?

Jon Bailey: "Uns war klar, dass es Herausforderungen geben würde, aber die europäischen Märkte, Unternehmen, Praktiken, Druckformate und Kulturen sind anders als in Nordamerika. Wir waren der festen Überzeugung, dass unsere eigene Konferenz mit einer separaten EMEA-Struktur und die Möglichkeit eines Forums mit Leuten, die in der EMEA-Region gearbeitet haben und die gleichen Märkte kennen, viele Vorteile bringen würde."

Eran Friedman: "Natürlich ist eine offensichtliche Schwierigkeit bei einer EMEA-weiten Organisation die Sprache; denn wir können zwar auf Englisch arbeiten, aber das ist nicht für jeden einfach."

Marcus Tralau: "Und es gibt noch mehr kulturelle Unterschiede, die noch eine Weile anhalten werden. Wenn man auf der Dscoop-Konferenz ist, sieht man ganz schnell die Vorteile von Offenheit und Austausch. Beim 'Solutions Showcase' gibt es sehr tiefgehende und konkrete und dabei ganz informelle Diskussionen, wie man sie auf einer größeren Veranstaltung nicht haben kann. Diese Offenheit fällt nicht allen Nationalitäten immer leicht, besonders wenn sie traditionell eher zurückhaltend sind. Sobald sie die Dscoop-Atmosphäre jedoch kennengelernt haben, erkennen sie schnell die Vorteile."

Jon Bailey: "Die Dscoop-Organisatoren berücksichtigen diese kulturellen Unterschiede. Die Konferenzen werden auf Französisch, Italienisch, Deutsch und Spanisch übersetzt, und niemand wird gedrängt oder gezwungen, etwas mitzuteilen, das er nicht möchte. Sie tun viel dafür, dass die Sprache einer Mitgliedschaft oder Teilnahme an den Veranstaltungen nicht im Wege steht."

Die eigentliche Prüfung für eine Organisation wie Dscoop ist, ob sie zum Geschäftswachstum beiträgt oder nur ein Plauderclub ist, oder?

Cees Schouten: "Beide Aspekte sind wichtig für das Geschäft. Das größte Plus von Dscoop ist für mich die Möglichkeit, rund um die Uhr auf das Wissen der Dscoop-Mitglieder zugreifen zu können. Die Kunden wollen alles aus einer Hand. Wenn ein Etikettendrucker in der Zukunft Erfolg haben will, muss er daher wahrscheinlich in der Lage sein, Taschen oder andere flexible Verpackungen anzubieten. Solche Sachen von Bekannten zu erfahren und mit ihnen in Kontakt zu bleiben, ist enorm wertvoll."

András Kárpáti: "Das Gleiche gilt für die neuen Technologien. Wenn ich höre, was andere Unternehmen tun, bin ich eher in der Lage zu sehen, was wir für unsere Kunden tun könnten und wie wir unsere Leistungen und Verfahren anpassen könnten. Durch die Möglichkeit, Leute, denen man vertraut, nach ihren Erfahrungen mit einer neuen Ausrüstung zu fragen, lässt sich bei Druckern pures Geld sparen – oder einnehmen."

Eran Friedman: "Für mich steht außer Frage, dass die Weiterbildung und die Ideen, die sich weitergeben und umsetzen lassen, gut für alle sind und zum Wachstum des Unternehmens und der Branche beitragen können."

Marcus Tralau: "Ich finde die Kombination aus Schulungssitzungen auf der Konferenz und der direkten Präsenz der Geräte, die die neuen, gerade besprochenen Anwendungen und Techniken möglich machen, bildet eine perfekte Umgebung, um Geschäfte zu machen und langfristige Beziehungen aufzubauen."

Jon Bailey: "Dscoop eröffnet Gelegenheiten. Die verschiedenen Programmrubriken auf der Konferenz können mehrere Mitarbeiter des gleichen Unternehmens ansprechen, und das gemeinsame Verstehen kann Ihre Arbeitsweise wirklich verändern. Das Fachwissen und der Erfahrungsschatz auf einer Dscoop-Konferenz ist enorm – und damit meine ich nicht nur Druckdienstleister, sondern es gibt auch immer eine hohe Präsenz der Dscoop-Partner bei den 'Solutions Showcases', die Produkte und Dienstleistungen anbieten, die sich positiv auf das Geschäft auswirken können. Wie bei allem bekommt man bei Dscoop 'das raus, was man reinsteckt', allerdings bekommt man meiner Erfahrung nach hier immer mehr raus, viel mehr sogar."

Eran Friedman ist Vizepräsident Marketing von Ilan Print Ltd, Israel   (Allgemeiner gewerblicher Druck)
Jon Bailey ist Geschäftsführer von ProCo, UK (Allgemeiner gewerblicher Druck)
András Kárpáti ist Vertriebsmanager bei OSG Hungary Kft, Ungarn (Schild und Display)
Cees Schouten ist Technischer Direktor von Geostick bv, Niederlande (Etiketten)
Marcus Tralau ist CEO der KAMA GmbH, Deutschland (Endverarbeitung)

Weiteres über Dscoop und den Besuch des Print Grand Prix vom 6. bis 8. November in Rom finden Interessenten unter www.dscoop.org/printgrandprix.