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(08.08.2013 / atz)

VDMB kritisiert Praktiken bei Vergabe von Druckaufträgen

Der Verband Druck und Medien Bayern (VDMB) kritisiert die Geschäftspraktiken internationaler Einkaufsagenturen, die im Auftrag deutscher Großkonzerne Druckaufträge ausschreiben und vergeben. Dabei gehe es zunehmend unfairer zu, kritisiert der geschäftsführende Vorstand des VDMB, Holger Busch (Foto).

"Wir stehen ganz klar hinter Marktmechanismen – insbesondere einer Preisbildung im Wettbewerb. Allerdings müssen dieser Wettbewerb und die damit verbunden Ausschreibungen fair geführt werden. Die Mittel, wie sie vor allem nach angelsächsischem Vorbild geprägte Einkaufsagenturen für ihre Auftraggeber zunehmend verwenden, verdienen dieses Etikett eindeutig nicht", äußerte Busch seinen Unmut.

Große Auftraggeber und Konzerne bedienen sich oft so genannter Einkaufsagenturen, um ihre Aufträge möglichst wirtschaftlich im Markt zu platzieren. Druckereien errechnen auf der Grundlage einer Vielzahl vorgegebener Parameter wie Produkte, Auflagen und Ausstattungen präzise Kalkulationen für die Auftragsdurchführung, die sie über entsprechende Auktionsplattformen im Internet als Angebote eingeben. Für den Auftraggeber und seine Agentur schafft dies ein hohes Maß an Angebots- und Preistransparenz und vereinfacht so die Auftragsvergabe für die Anbieterseite. Dieses Verfahren sei im Grundsatz nicht zu kritisieren, so der VDMB.

Problematisch werde der Prozess jedoch, wenn gleich mehrere Duzende Druckereien aufgefordert werden, umfangreiche und aufwändige Angebote zu erstellen und abzugeben. So liegt dem Verband konkret eine Ausschreibung vor, die an mindestens 124 Empfänger von Druckereien in Deutschland, Österreich und der Schweiz versandt wurde. In der Ausschreibung wurden detaillierte Angaben wie Porto, Papierverbrauch und Produktionskosten für 26 Produktkategorien mit 1.600 Produkten je drei Auflagen gefordert – insgesamt 14.400 Einzelpositionen. Die Gesamtkosten der Druckbranche für die Teilnahme allein an dieser einen Ausschreibung könnten sich auf über eine halbe Million Euro belaufen.

"Leider ist dies kein Einzelfall. Im Gegenteil: Wir sehen in letzter Zeit eine Zunahme dieser Fehlentwicklungen. Ein solches Verfahren ist mit Preistransparenz nicht mehr zu rechtfertigen, weil es jeder einzelnen Druckerei einen erheblichen Aufwand für die Angebotserstellung abverlangt, ohne zu wissen, dass die Chancen für die Auftragserteilung bei der Vielzahl der angeschriebenen Anbieter eher marginal sind. Hier werden Ressourcen mittelständischer Unternehmen unter Einsatz großer Marktmacht bedenkenlos verschleudert", kritisiert Busch diese Fehlentwicklungen. "Ich kann jede Druckerei verstehen, die sich an diesen zweifelhaften Ausschreibungspraktiken nicht mehr beteiligt, zumal nicht selten im Nachgang zu diesen Auktionen weitere Prozesse zur zusätzlichen Preisreduzierung durchgeführt werden."

"Wir erwarten ein klares Signal der deutschen Auftraggeber, dass sie sich an die eigenen Ethik- und CSR-Kodizes halten, die einen fairen Umgang mit Lieferanten und Dienstleistern vorschreiben, und einen solchen ruinösen Marktkampf nicht unterstützen. Ein solches Verfahren ist betriebswirtschaftlich unverantwortlich und volkswirtschaftlich kontraproduktiv. Und am Ende schaden sich die Auftraggeber selbst, wenn sich leistungsstarke und zuverlässige Druckereien an solchen Ausschreibungen nicht mehr beteiligen", fordert Busch ein Ende dieser Auswüchse bei der Auftragsvergabe. Er ruft die Mitgliedsunternehmen auf, solche Fehlentwicklungen ihren Verbänden zu kommunizieren.