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(25.07.2013 / atz)

MBO profitiert vom Trend zur Individualisierung

Der Fachverband Druck- und Papiertechnik im Verband der Deutschen Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) setzt seine Interviewreihe mit Exponenten der deutschen Papier- und Druckmaschinenindustrie fort. Die Serie steht unter dem Titel "Blick nach vorn - Die Zukunft von Druck und Papier".

Neue Medien, neue Technologien und eine Verschiebung der Märkte haben die deutsche Druck- und Papiertechnik verändert. Die Unternehmen dieser Branche stellen sich den Herausforderungen und erkennen immer mehr auch die Chancen dieser Veränderung. Der VDMA stellt in seiner Interview-Serie einige Unternehmen vor. Pro Monat wird ein Interview mit einem Vertreter der Branche veröffentlicht - aktuell mit Frank Eckert, CEO der MBO-Gruppe. Das Unternehmen aus Oppenweiler nahe Stuttgart stellt Maschinen für die falztechnische Weiterverarbeitung von Bogen- und Rollendruckformaten her.

Herr Eckert, aktuell befindet sich der graphische Markt in einer Phase der Veränderung. Wie stellt sich MBO darauf ein?

Frank Eckert: Die MBO Group hat sich in den letzten Jahren auf diese Entwicklung, die unter anderem speziell dem Trend hin zum Digitaldruck geschuldet ist, mit einer komplett neuen Produktpalette aufgestellt. Im Mittelpunkt steht unsere Maschine M80, die wir erst vor kurzem auf der Fachmesse China Print vorgestellt haben. Das wichtigste Kennzeichen der M80 ist ihre extreme Flexibilität.

Was ist das Besondere an der Maschine M80?

Eckert: Bislang hat man beim Falzprozess grundsätzlich zwischen zwei Maschinentypen unterschieden. Es gibt die so genannten T- oder Taschenfalzmaschinen, mit denen zum Beispiel Flyer gefalzt werden. Und es gibt die K- oder Kombifalzmaschinen, mit denen man etwa Bücher oder Broschüren falzt. Mit der neuen M80 ist dieser Unterschied aufgehoben. Herzstück ist das Basismodul M80, welches sich je nach Auftragslage des Kunden schnell von einer Taschenfalz- in eine Kombifalzmaschine umkonfigurieren lässt. Weitere Komponenten wie Folgefalzwerke lassen sich jederzeit nachrüsten. Dieser weltweit neue Systemansatz bietet unseren Kunden Investitionssicherheit, da sie keine neue Falzmaschine kaufen müssen, sondern lediglich die Erweiterungen anschaffen, die sie aktuell benötigen.

Welche Auslandsmärkte entwickeln sich derzeit am schnellsten?

Eckert: Das sind vor allem die Märkte in Asien. In Südostasien beispielsweise sehen wir eine rasante Entwicklung in Thailand und in Indonesien. Und natürlich läuft es gut in China. In letzter Zeit stellen wir überall fest, dass zunehmend Qualität gefragt ist. Das liegt daran, dass die Kunden unserer chinesischen Kunden hohe Qualitätsansprüche haben. In der Prioritätenliste unserer Kunden steht die Produktivität an erster Stelle. In China, wo die Lohnkosten steigen, fragt man als nächstes, ob es Einsparpotenzial gibt. Dahinter folgt die Automatisierung und erst an vierter Stelle fragen die Kunden nach dem Preis. Wir wissen außerdem, dass gerade die Chinesen eine Vorliebe für deutsche Maschinen haben.

Trotz der rasanten Entwicklung in Asien und großen Teilen Südamerikas sind unsere angestammten Märkte in Europa für uns ebenso wichtig. Dort machen wir nicht mehr die Menge wie früher, aber die hohen Ansprüche in Europa führen dazu, dass wir unsere Technologieorientierung nicht verlieren. Wir brauchen die hohen Ansprüche, das fördert uns.

Welche Rolle spielt der Verpackungsdruck für MBO?

Eckert: Die Verpackungsindustrie wächst. Sie spielt für uns eine große und eine wichtiger werdende Rolle. Deshalb investieren wir hier auch massiv in neue Entwicklungen. In Zusammenarbeit mit großen Digitaldruckherstellern bieten wir im digitalen Verpackungsdruck Auf- und Abwickler sowie Querschneider bis 42 Zoll und für Grammaturen, also ein Quadratmetergewicht, bis 350 Gramm je Quadratmeter an. Die Verpackungsindustrie geht auch den Weg der Individualisierung. In Brasilien trägt im nächsten Jahr ein verpackter Schokoriegel vielleicht einen Hinweis auf die Fußballweltmeisterschaft. Ist die WM vorbei, verschwindet der Hinweis wieder oder wird durch einen anderen mit aktuellem Bezug ersetzt. Die Individualisierung von Verpackungen ist nicht auf Folien beschränkt.

In den USA löst sich der jahrelange Investitionsstau allmählich auf. Spürt MBO diesen Aufschwung auch?

Eckert: Bei unserer US-Tochter MBO America spüren wir das schon und zwar in allen Bereichen vom Mailing über Falzen bis zur Verpackung. Allerdings haben die Druck- und Weiterverarbeitungsunternehmen immer noch mit erschwerten Finanzierungsrichtlinien zu kämpfen und sind durch die Erfahrungen der Vergangenheit noch immer vorsichtig.

MBO wurde 1965 gegründet und ist seither im Besitz der Familie Binder. Das Unternehmen ist international mit sechs Standorten in Europa, Nordamerika und Asien vertreten. 2012 erzielte MBO mit 430 Mitarbeitern einen Umsatz von 55 Millionen Euro. 2013 wird ein Umsatz in ähnlicher Größenordnung erwartet.