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(26.04.2024 / sbr)

Millionenschwerer Ankauf - Blockbuch-Trio jetzt komplett

Das Gutenberg-Museum hat einen neuen Schatz: das Blockbuch „Biblia Pauperum“ (Armenbibel), gedruckt um 1460, vervollständigt mit der „Apocalypse“ und „Ars moriendi“ (Kunst des Sterbens) das Trio dieser frühen Druckwerke mit ganzseitigen Holzschnitten. Gemeinsam mit den berühmten Gutenberg-Bibeln werden die drei sehr gut erhaltenen und äußerst seltenen Blockbücher auch in der Umbau-Zeit im Tresor des Museums Besucherinnen und Besucher aus aller Welt anziehen.

„Ein Exemplar solcher Qualität ist einmalig“, betonte Kultur-Staatssekretär Jürgen Hardeck bei der Vorstellung der Neuerwerbung im Gutenberg-Museum. Das Buch sei „von unschätzbarem Wert für das Museum und die Stadtgesellschaft“, unterstrich die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse. Sie durfte mit weißen Handschuhen das Buch sogar aufblättern während im Hintergrund zwei Wachmänner aufpassten.

Ulf Sölter, Direktor des Gutenberg-Museums, dankte allen, die es ermöglicht haben, die Kaufsumme von 1,85 Mio. Euro aufzubringen. Die Landeshauptstadt Mainz beteiligte sich mit 780.000 Euro, die Kulturstiftung der Länder mit 750.000 Euro, die Stiftung zur Förderung des neuen Gutenberg-Museums mit 120.000 Euro, die Stiftung Moses mit 100.000 Euro sowie das Land Rheinland-Pfalz ebenfalls mit 100.000 Euro.

„Wir sind stolz, dass es gelungen ist, diese Rarität nach Mainz zu holen. Auch für die internationalen Besucherinnen und Besucher wird das Weltmuseum der Druckkunst mit der außergewöhnlichen Neuerwerbung noch attraktiver,“ sagte Zvjezdana Cordier, Geschäftsführerin der Gutenberg Stiftung.

Das Angebot zum Kauf des Blockbuches kam von einem Schweizer Antiquariat. „Wichtig war es, dass die Herkunft sauber ist und dass das Objekt in die Mainzer Sammlung passt“, unterstrich Museumsdirektor Sölter. 150 Jahre lang hatte das Buch den Markgrafen von Bath in England gehört. Zwei weitere Ausgaben gibt es noch in Manchester und Cambridge. Dass der Ankauf nach etlichen Gutachten und langen Verhandlungen mit den verschiedenen Geldgebern gelungen ist, sorgte bei der Präsentation für große Zufriedenheit aller Beteiligten.

Der schmale Band wirkt auf den ersten Blick unscheinbar. Das Blockbuch enthält 40 bildbetonte Seiten mit sehr wenig Text und heißt deshalb „Armenbibel“. Viel zum Schauen, wenig zum Lesen – eine Art Mittelalter-Comic, den die Menschen damals allerdings über eine lange Zeit ausführlich studierten. In den einfarbigen Bildern werden Szenen des Alten und des Neuen Testaments einander gegenübergestellt, um das gute Werk Jesu sichtbar zu machen.

Entstanden ist das Buch als ein Vorläufer der Erfindung Gutenbergs. Noch vor dem Druck mit beweglichen Lettern wurden für die Blockbücher ganzseitige Druckstöcke mit Bild und Text aus Holz geschnitzt und mit Farbe auf Papier gerieben. Die so einseitig bedruckten Bogen des neuen Museumsstücks sind bestens erhalten und leben von ihrer handwerklichen Unterschiedlichkeit. Wer sie geschaffen hat, ist unbekannt, vermutlich stammen sie aus Süddeutschland.