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(14.03.2013 / atz)

Wohin geht die Zukunft des Etikettendrucks?

Jules Lejeune (Foto), Geschäftsführer des europäischen Selbstklebeetiketten-Verbandes Finat, referiert in einem jetzt von Finat veröffentlichten Artikel über den Erfolgsweg zu mehr Wachstum und Wirtschaftlichkeit im Etikettendruck und die außergewöhnlichen Veränderungen, die sich in vielen Bereichen der Branche vollziehen.

Der Etikettendruck der Zukunft stellt angesichts dessen, so schreibt Jules Lejeune, eine Herausforderung für die Etikettenindustrie dar. Zu diesen Veränderungen zählen ein immer größer werdendes Spektrum von Etikettentechnologien und alternativen Optionen, die Cloud als Geschäftsumgebung, die dringende Notwendigkeit des Nachfolgewechsels in kleinen und mittleren Unternehmen, die Entscheidung darüber, ein lokaler Anbieter zu bleiben oder einen Spezialmarkt zu erschließen oder im internationalen Maßstab aktiv zu werden, sowie gesättigte Märkte im Wettbewerb mit den Schwellenländern.

All das sind Themen, denen sich die Etikettenindustrie mit dem Finat und dessen Mitgliedsunternehmen aktiv stellt. Als europäischer Verband betrachtet es Finat als seine Hauptaufgabe, seine Mitglieder, die die gesamte Lieferkette, von den Ausgangsmaterialien über Etikettenbeschichtungen und Laminierungen bis zu den Verbrauchsmaterialien im Drucksaal und der Weiterverarbeitung, abdecken, dabei zu unterstützen, ihren Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu erkennen und aktiv zu beschreiten.   

Innovative Technologien

Technische Innovationen verändern das Antlitz der gesamten Druckindustrie. In dem Maße, wie der Akzidenzdruck angesichts aus dem Internet herunter ladbarer Materialien schrumpft, verzeichnet der Verpackungsdruck ein explosionsartiges Wachstum. Er ist der Schlüsselbereich, in dem sich die Verbraucher am physischen Markenimage eines Produktes orientieren und es als Bestätigung von dessen Qualität, Zuverlässigkeit und Attraktivität ansehen. Heute sind Verarbeiter von Schmalbahn-Etiketten, die mit innovativen neuen Drucksubstraten, Tinten und Lacken arbeiten, in der Lage, ihren Kunden, d. h. den Markeninhabern und Einzelhändlern, ein viel breiteres Spektrum an Lösungen als nur Klebeetiketten anzubieten. Shrink und Stretch Sleeves sowie flexibles Papier und Folienbeutel sind hier gute Beispiele.  

Diese wachsenden Möglichkeiten betreffen auch die eingesetzten Druckverfahren. Die heutigen modular aufgebauten Druckmaschinen ermöglichen, mehrere „traditionelle“ Druckverfahren, wie UV-Flexodruck, Siebdruck oder Folienprägung, im gleichen Maschinendurchgang zu nutzen sowie den Digitaldruck unter anderem zur Personalisierung und zum Aufbringen von Barcodes anzuwenden. Zudem liefern die digitalen Etikettendruckmaschinen der neuen Generation hochwertige Druckergebnisse.

Und die heutigen technisch ausgereiften Druckvorstufenlösungen erleichtern und beschleunigen das Design und Proofing sowie sogar das Erstellen von Prototypen – auch wenn sich der Kunde Tausende Kilometer entfernt befindet. Kleinauflagen und mehrere Versionen von bekannten Markenetiketten sind bereits fester Bestandteil des Aufgabenspektrums von Etiketten-Weiterverarbeitern. Niemals zuvor hat es so viele Optionen gegeben. Daher besteht eine Schlüsselaktivität des Finat darin, seinen Mitgliedern eine Wissensbasis zur Verfügung zu stellen, um ihnen zu helfen, diese Chancen kreativ zum Vorteil ihrer Kunden zu nutzen.

Schlank und umweltfreundlich

In einer Zeit, da die Markeninhaber darauf achten, ihre Kosten möglichst niedrig zu halten, die Gewinne zu optimieren und dem Verbraucher trotzdem ein grünes Image zu präsentieren, müssen schlanke Produktion und nachhaltige Praktiken, einschließlich der Einsparung von Etiketten-Obermaterial und Trägermaterialien sowie der Wiederverwertung von Prozessabfällen, wie Anfahrmakulatur, Tinte und verbrauchtem Trägermaterial, ebenfalls im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Verarbeiter stehen. In diesem Bereich kann unsere Branche bereits auf zahlreiche Erfolge verweisen. Und wenn man sämtliche Elemente der Etikettierung, einschließlich Transport und Lagerung sowie die Einrichtung von Produktionslinien und Stillstandzeiten, berücksichtigt, können Haftetiketten wirklich eine schlanke Lösung bieten. Hier stellt die Ermittlung der verrechneten Gesamtproduktionskosten (TAC) eine gute Möglichkeit dar, die Effizienz von Selbstklebeetiketten-Lösungen nachzuweisen.

Seit langem ist der E-Commerce ein Schlüssel zur effektiven Gestaltung der Geschäftsbeziehungen zwischen Zulieferer und Verarbeiter. Und das heutige Back-Office beim Verarbeiter lässt sich nahtlos in das Front-Office integrieren. Voraussetzung ist allerdings, dass man die modernsten heute verfügbaren Systeme, die denen des Kunden entsprechen, nutzt.

Die Anfänge

Doch es gibt noch mehr wichtige Punkte auf der Tagesordnung der Etikettenverarbeiter.  Vielleicht am wichtigsten ist die Entscheidung darüber, wie man sein Unternehmen im frühen 21. Jahrhundert weiter auf Erfolgskurs halten will. Die Klebeetiketten-Industrie hat in ihrem relativ kurzen Leben bereits recht viel erreicht. Den Anfang machten vor 30 Jahren kleine visionäre „Start-up“-Unternehmen. Mit einer relativ günstigen Drucksaal-Ausstattung waren sie dennoch in der Lage, ihren Kunden eine bemerkenswerte Vielfalt, vor allem in Bezug auf die Etikettenform, anzubieten.

Möglich war dies durch außergewöhnlich gute Anschneid- und Stanzergebnisse, die im gleichen Maschinendurchgang zusammen mit dem Druck der Etiketten erzielt wurden. Aufgrund seiner Struktur aus Sandwich-Haftverbund mit bedruckbarem Obermaterial, Klebeschicht und ablösbarem Trägermaterial ist das Klebeetikett zu dem wahrscheinlich am flexibelsten einsetzbaren und vielseitigsten Etikettierungsmedium auf dem Markt geworden. Nicht nur alle Bestandteile des Etikettenmaterials sind variabel, bedingt durch ihre Stabilität können Etiketten auch mit einfachen Spendevorrichtungen automatisch, präzise, schnell und sauber aufgebracht werden.   

Der nächste Schritt

30 Jahre später haben die Gründer dieses Geschäftsbereichs das Rentenalter erreicht und die Nachfolgeplanung muss beginnen. Das Know-how der Nachwuchsmanager in dieser ganz spezifischen Weiterverarbeitungsbranche ist für eine solide strategische Geschäftsplanung sowie für ein umfassendes Verständnis für die benötigten Technologien unverzichtbar. Genau zu diesem Zweck hat der Finat im Jahr 2008 seinen Young Managers’ Club (YMC) gegründet. Eine jüngere Generation, die daran interessiert ist, das Zepter zu übernehmen, ist aber nur eine Seite der Lösung.

Es gibt noch andere Möglichkeiten. Eine ist die Spezialisierung:  Es gibt erfolgreiche Etikettendruckereien, die für spezielle Branchen, wie pharmazeutische Unternehmen und Wein- und Spirituosen-Anbieter, arbeiten. Alternativ können die Firmen versuchen, ihre Reichweite von einem „regionalen“ Zulieferer auf den grenzüberschreitenden Handel bis schließlich zu einer internationalen Präsenz auszubauen. Das ist entweder unabhängig oder in Partnerschaften oder Bündnissen mit gleichgesinnten Unternehmen in andern Ländern möglich.

Zu guter Letzt gibt es natürlich noch Fusionen und Übernahmen. Gerade in diesem Bereich sind heute zahlreiche Aktivitäten zu verzeichnen. In der aktuellen wirtschaftlichen Situation stärken Druckereien für etikettenfremde Verpackungsmedien sowie schwächelnde Akzidenzdruckereien ihre Position mit der Übernahme von Etikettendruckereien. Die Einsparungen und die höhere Rentabilität, die die an der Lieferkette beteiligten Unternehmen erzielen können, indem sie vor- und nachgelagerte Firmen in der Etiketten-Wertekette übernehmen, sind heute deutlich zu erkennen.  Auch große Markeninhaber und Einzelhändler erwägen bereits die Einrichtung eigener Etikettendruckereien.   

Wichtige Unterstützung

In Zusammenarbeit mit seinen europäischen nationalen Partnerverbänden und der L9, einer kürzlich gegründeten Gruppe aus neun regionalen Etikettenverbänden aus der ganzen Welt, spielt der Finat eine aktive Rolle, um eine professionelle Wissens- und Informationsbasis einzurichten, die nationale, regionale und globale Gesetzgebungen sowie die technische Weiterbildung umfasst.  er Finat schätzt die Arbeit seiner nationalen Partnerverbände, die ihre Etikettenverarbeiter dabei unterstützen, die richtigen Entscheidungen für die Zukunft ihrer Unternehmen zu treffen.   

Wie der Finat legen auch die nationalen Verbände den Schwerpunkt darauf, den Bekanntheitsgrad der Klebeetiketten auf den beiden wichtigen Endnutzer-Märkten Lebensmittel und Getränke, in denen Nassklebe-Etiketten noch den größten Anteil halten, zu erhöhen. Gemeinsam kann unsere starke Verbandsbasis in gegenseitigem Interesse eine stabile Grundlage für die Entwicklung rentabler und erfolgreicher Firmen in allen Marktsegmenten legen. Zudem sind in der Branche bereits starke, weltweit tätige Unternehmen entstanden.

Nachhaltigkeit

Die aktuelle weltweite Sorge um die Umwelt hat den Finat und seine Mitgliedsunternehmen veranlasst, sich genauer mit dem Abfallmanagement der Etikettenindustrie zu befassen. Dazu gehören auch Aktivitäten, um diese Abfälle korrekt in der Verpackungsordnung der EU zu positionieren. Hierbei handelt es sich um eine laufende Initiative, die bereits wertvolle Ergebnisse erbracht hat.

Die Zukunft des Etikettendrucks?

Gleich wie die Zukunft auch aussehen wird, Etiketten gehören dazu. Die spezifische Funktion eines Etiketts besteht darin, den Inhalt einer Packung zu kennzeichnen. Damit haben wir uns weit von dem handgeschrieben Etikett auf der Papiertüte (wahrscheinlich die erste Anwendung des Direktdrucks, wobei diese Methode auch heute noch angewendet wird) entfernt. Wir haben Nassklebe-Etiketten, Klebeetiketten, Shrink und Stretch Sleeves, Inmould-Etiketten und mehr hervorgebracht. Heute erfahren wir bereits mehr über ein Produkt, wenn wir den QR-Code auf seiner Verpackung scannen. Doch müssen wir immer noch in der Lage sein, das richtige Produkt aus dem Ladenregal zu nehmen. Hierbei kann uns wirklich nur ein physisches Etikett gleich welcher Art helfen.