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(05.02.2013 / atz)

+++ WICHTIG +++
VDMA: Druck- und Papiertechnik trotzt Krisen

Die deutschen Druck- und Papiermaschinenhersteller haben sich 2012 in einem schwierigen konjunkturellen Umfeld gut behauptet. Das meldet der Fachverband Druck- und Papiertechnik im VDMA. Die Umsätze gingen zwar im Mittel über die gesamte Branche gesehen um drei Prozent zurück. Dies sei aber allein auf den Rückgang der Papiertechnik zurückzuführen.

Druckereimaschinen und Papierverarbeitungsmaschinen verzeichneten ein über dem Durchschnitt des Maschinenbaus insgesamt liegendes Umsatzwachstum. "Unsere Branche bietet aktuell ein differenziertes Bild, weil die Umsätze in der Papiertechnik eingebrochen sind. Das verstellt zunächst den Blick auf die Tatsache, dass die Drucktechnik um zehn Prozent zulegte und die Papierverarbeitungsmaschinen um sieben Prozent gewachsen sind", sagte Dr. Markus Heering, Geschäftsführer des Fachverbandes Druck- und Papiertechnik, am Montag auf der Jahrespressekonferenz seines Verbandes in Frankfurt.

Die Auftragseingänge sind 2012 um vier Prozent gesunken. Der Grund liegt erneut im Rückgang der Papiertechnik. Für 2013 rechnet die Branche mit einem Zuwachs der Auftragseingänge zwischen null und fünf Prozent. Insgesamt erwartet die Druck- und Papiertechnik bei anhaltenden wirtschaftlichen Turbulenzen im laufenden Jahr eine stetige Entwicklung und mindestens ein Nullwachstum beim Umsatz.

2012 war ein "Drupa"-Jahr. Die Leitmesse der gesamten Branche findet alle vier Jahre statt. Die deutschen Aussteller waren mit dem Messeverlauf zufrieden. Sie verzeichneten gute Auftragseingänge. Allerdings fiel das Nachmessegeschäft etwas schwächer aus als erwartet. Dennoch lag die Kapazitätsauslastung im gesamten Mittel der Branche 2012 bei 85,7 Prozent nach 82,5 Prozent im Vorjahr.

Der Umsatzrückgang bei den Papiermaschinen um 44 Prozent gegenüber 2011 hat mehrere Gründe: Die Produktion von graphischen Papieren ging zurück und in der Folge auch die Investitionen der Papierhersteller in neue Papiermaschinen. Investitionshemmend wirkten auch die hohen Rohstoff- und Energiekosten. Des Weiteren hat der Handelsstreit mit China die ungewollte Konsequenz, dass auch viele chinesische Papierhersteller ihre Investitionen in neue Maschinen zurückfahren. Seit Mai 2011 erhebt die EU Strafzölle auf Feinpapiere aus China aus Protest gegen unerlaubte Beihilfen für dortige Produzenten. Infolgedessen ist Europa für chinesische Papierhersteller als Absatzmarkt geschrumpft, was sich dämpfend auf Investitionen auswirkt.

Regional unterschiedliche Entwicklungen

Bedingt durch die Euro-Schuldenkrise ging der Export der Druck- und Papiertechnik in diesen klassischen Absatzmarkt 2012 leicht zurück. Vor allem aus Spanien und Italien, aber auch aus anderen EU-Ländern kamen kaum noch Aufträge. Im zweiten wichtigen Traditionsmarkt Nordamerika verzeichneten die Druckereimaschinen ein überraschendes Wachstum von ca. 13 Prozent. Der seit Jahren vor allem in den USA bestehende Investitionsstau wird dadurch aber nicht aufgelöst.

China ist für die deutsche Druck- und Papiertechnik weiterhin ein wichtiger Markt. In den drei Teilsegmenten der Branche entwickelte er sich unterschiedlich. Die Exporte von Papierverarbeitungsmaschinen stiegen um 70 Prozent, die Ausfuhren von Druckereimaschinen gingen leicht zurück. Der Anteil der Papiermaschinen, die nach China exportiert wurden, lag im Jahr 2011 noch bei 46,1 Prozent des deutschen Exports von Papiertechnik. Im Jahr 2012 gingen nur noch 27,1 Prozent der exportierten Papiermaschinen nach China – unter anderem als Folge der EU-Strafzölle.

Afrika entwickelte sich als neuer Markt positiv. 2012 nahmen die Ausfuhren von Papierverarbeitungsmaschinen gegenüber dem Vorjahr um 53 Prozent zu. Schwerpunkt ist Westafrika, wo ein plus Exportplus von 263 Prozent verzeichnet wurde.

Neue Märkte bieten Wachstumspotenzial - Qualitätsoffensive Indien

Im Unterschied zu den westlichen Industrieländern wächst das Print- und Papiervolumen in den Schwellenländern rasant - neben China vor allem in Südamerika und Indien. Die Unternehmen der Druck- und Papierindustrie warten nicht auf wachsende Nachfrage von dort, sondern erschließen sich diese neuen Märkte selbst. In Indien startete die Branche 2012 eine Qualitätsoffensive. Der Markt ist riesig (800 Millionen Leser, 235.000 Druckereien, zweistelliges Wachstum des Buchmarkts), aber die Qualität der Druckprodukte ist schlecht. "Wir wollen erreichen, dass auf dem Subkontinent mit seinen 1,2 Milliarden Menschen ein Qualitätsbewusstsein für Druckprodukte entsteht", sagte Kai Büntemeyer, Vorsitzender des Fachverbands Druck- und Papiertechnik. Bessere Qualität ist die Voraussetzung für den Export indischer Print-Produkte und den Schutz des eigenen Marktes von hochwertigen Importen. Für die Herstellung von Qualitäts-Print-Produkten bieten deutsche Hersteller ihre High-Tech-Maschinen an.

Studie über den indischen Print-Markt

Im Zuge der Qualitätsoffensive hat der Verband Druck- und Papiertechnik eine Studie  erstellen lassen, die den Ist-Zustand des Marktes zeigt. Darin kristallisiert sich die schlechte Ausbildung des Fachpersonals als Haupthindernis für gute Druckprodukte heraus. An dieser Stelle setzt der Verband an, indem er dreitägige Schulungen vor allem für Lehrer der Drucktechnik anbietet, denn sie geben als Multiplikatoren ihr Wissen an andere weiter. Mittelfristig ist die Gründung einer eigenen Bildungseinrichtung in Indien geplant. Qualitätsoffensiven soll es auch in anderen Schwellenländern geben. Als nächstes in Brasilien.

Bildung braucht Bücher

Der Siegeszug von Tablets und Smartphones rückt Bücher in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund. Studien belegen aber, dass die Nutzung von Büchern sowohl bei E-Book-Lesern als auch bei Studenten nicht zurückgegangen ist. Bei Kindern ist das Buch erst recht nicht wegzudenken. "Lesen und Schreiben lernen wir nicht am Computer. Nur mithilfe des gedruckten Buches ist Lernen überhaupt möglich", sagte Büntemeyer. Auch Schulhefte haben ihren festen Platz bei der Schulbildung. Selbst in den Industrieländern wird weiterhin mit Schulheften gelernt. Das belegt die Nachfrage nach Maschinen zu ihrer Herstellung. In Entwicklungsländern sind Schulhefte der Eintritt ins Bildungswesen schlechthin. Immer mehr Regierungen erkennen dort den Wert von Bildung und fördern sie. Das ist für die Unternehmen der deutschen Druck- und Papiertechnik eine große Wachstumschance - vor allem in Afrika. In großen Teilen des Kontinents fehlt bislang die Versorgung mit Büchern und Heften völlig.

Druck- und Papiertechnik ist nachhaltig

Printmedien und elektronische Medien stehen in puncto Nachhaltigkeit vermeintlich in einem harten Wettbewerb zueinander. Tatsächlich fällt die Öko-Bilanz für Print-Produkte besser aus, wenn man den Aspekt des Recycling betrachtet. Alte elektronische Geräte kommen oft als Gebrauchtwaren ins Ausland. Dort fehlt gerade in den Schwellenländern die notwendige Infrastruktur, die wertvollen Rohstoffe zu recyceln. Das Recyceln von Papier ist dagegen viel weniger aufwändig und selbst dort, wo es nicht stattfindet, stellen die Produkte keine ökologische Belastung dar.

Für das hochentwickelte Industrieland Deutschland ist zwischen Print-Medien und elektronischen Medien kein Öko-Sieger per se auszumachen. Zwei vom Fachverband Druck- und Papiertechnik separat beauftragte Forschungsgruppen kamen zu demselben Schluss. Der Grad der Nachhaltigkeit eines Mediums hängt vom Verhalten des Medien-Nutzers ab – von der Dauer und Intensität der Nutzung eines Mediums, von der Wahl des elektronischen Geräts und der Qualität von Papier.