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(26.04.2022 / sbr)

Vom Spiegelbild zum stetigen Begleiter

Immer mehr Unternehmen greifen bei der Planung von neuen Anlagen oder bei der Erweiterung beziehungsweise Verbesserung von alten auf die Unterstützung eines Digitalen Zwillings zurück. Dieser neue Trend soll den derzeitigen Fortschritt noch weiter vorantreiben, steckt aber an manchen Stellen selbst noch zum Teil in der Forschung. Aber warum scheinen Digitale Zwillinge trotzdem aus vielen Unternehmensbereichen nicht mehr wegzudenken und welche Möglichkeiten bietet diese Technik beispielsweise für die Logistik sowie Intralogistik?

Ihr Mehrwert scheint groß, aber trotzdem findet sie in diesem Bereich bisher noch keine durchgehende Anwendung. Rainer Schulz, Geschäftsführer der sysmat GmbH, verfolgt diese Entwicklung gespannt und weiß: „Mit Digitalen Zwillingen lassen sich entscheidende Schritte zu mehr Digitalisierung machen. Ein wichtiger Bestandteil für das Voranschreiten der Industrie 4.0.“

Visualisierung der Planung

Gerade in der Intralogistik erweist sich eine hohe Leistungsfähigkeit als entscheidender Schlüssel für einen optimalen und dauerhaften Erfolg. In der Planungsphase eines neuen Logistikbetriebs und ebenso bei schon bestehenden Unternehmen kann eine genaue Einstellung der verschiedenen Parameter einen großen Vorteil bedeuten. Hier zeigen sich die Möglichkeiten eines Digitalen Zwillings, welcher ein virtuelles Abbild der geplanten Anlage darstellt. „Während der Planungs- und Realisierungsphase dient er der genauen Abstimmung und auch im späteren Lebenszyklus der neuen Anlage bietet er viele hervorragende Einsatzmöglichkeiten“, offenbart der Experte. Durch seine visuelle Darstellung lassen sich Lösungsansätze besser anpassen. Zudem sorgt er als zentrale Datenbasis und mit der Aufnahme aller Änderungen für einen dauerhaft aktuellen Stand bei Projekten.

Testobjekt mit komplexem Aufbau

Digitale Zwillinge können im ersten Schritt ein detailgetreues Abbild der physischen Anlage, beispielsweise in Form eines virtuellen 3D-Modells, darstellen und im nächsten um die eigentlichen logistischen Abläufe im Unternehmen erweitert werden. Hierbei geht es besonders um die dynamischen Eigenschaften und betrieblichen Aspekte der Produktion, in Form von der Beschleunigung von Förderelementen, dem Materialfluss oder der Wiedergabe der Anlieferung und dem Versand der Ware. Während das 3D-Modell Eigentümerinnen beziehungsweise Eigentümern einen ersten Einblick in das Projekt ermöglicht und für die Baufirmen einen detailgenauen Plan zur Realisierung eröffnet, kann durch die übernommenen detaillierten Abläufe eine funktionierende Testanlage im digitalen Raum entstehen. Diese Installation gibt Softwareentwicklern durch ihren identischen Aufbau bei der Produktion und den identischen Materialfluss eine perfekte Basis für die Überprüfung der Leistungsfähigkeit des physischen Betriebs. „Hier bietet sich oft auch die Chance, Materialflussrechner oder Lagerverwaltungssysteme vor dem Einbau in die reale Anlage zu testen“, konkretisiert Schulz.

Von Anfang bis Ende

Im hektischen Umfeld der Logistik, das - geprägt durch großen Druck und hohe Kundenerwartungen - kaum einen Zeitpuffer zur Verfügung hat, erweisen sich solche digitalen Lösungen als hilfreiche Unterstützung. „Digitale Zwillinge mit ihren verlässlichen Daten und präzisen Informationen stehen Unternehmen von der Planung bis zu der Realisierung und dem Betrieb sowie bei der Instandhaltung stets zur Seite und bieten einen konstanten Rückhalt bei Entscheidungen“, verdeutlicht der Experte. Hieran lassen sich zusätzliche Erweiterungen testen, lässt sich der Zustand der realen Anlage prüfen oder lassen sich Schulungen für Mitarbeiter durchführen. Zudem können – durch das Hinzufügen einer visuellen Komponente beim Digitalen Zwilling – Einarbeitungen der Beschäftigten schnell und ohne große Komplikationen stattfinden.

Zukunftsperspektiven

Momentan erweisen sich Digitale Zwillinge einer gesamten Industrieanlage noch als zu komplex und wirtschaftlich nicht rentabel, weshalb die Technik zumeist nur bei einzelnen Projekten oder Phasen der Planung und Realisierung Einsatz findet. „Aber schon in einem solchen kleinen Rahmen zeigen sich die Chancen, die diese Technologie bietet, und ihre starken Auswirkungen auf die Zukunft der Industrie. Mit seinen Echtzeitdaten und der großen Transparenz lässt sich durch Digitalen Zwillinge in der Zukunft für Unternehmen nicht nur Zeit, sondern auch Kosten sparen. Weitere Forschung auf diesem Feld kann in ein paar Jahren noch so einige Fortschritte bringen“, erklärt Schulz. Als visuelles Testobjekt, stetige Entscheidungshilfe oder als Wartungsunterstützung für die reale Anlage steht der Zukunft des Digitalen Zwillings nichts im Weg.