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(30.11.2012 / atz)

EWA: 2012 entsprach den vorsichtig optimistischen Prognosen

Die in der European Web Association (EWA) zusammengeschlossenen Druckunternehmer aus dem Rollenoffset und Tiefdruck beurteilen das Jahr 2012 als "insgesamt erfreulich". Dies gilt für die Umsatzentwicklung wie auch tendenziell für die Betriebsergebnisse. Dies ergab eine Analyse während der jüngsten EWA-Konferenz in Hamburg.

Die ausschließlich durch Geschäftsführer, Inhaber oder Vorstände vertretene EWA, Interessenorganisation Rotationsdruck, repräsentiert ein Umsatzvolumen von über 3,5 Milliarden Euro und rund zwei Drittel der deutschen Maschinenkapazität in diesem Segment. Mehr als 13.000 Menschen arbeiten in den Unternehmen der EWA.

Stabile Auslastung erwartet

Nach Aussagen der EWA-Mitglieder waren die Preise in 2012 überwiegend gleichbleibend bis leicht steigend. Somit entsprach das Jahr den vorsichtig optimistischen Prognosen. Das gilt auch für 2013. Die Unternehmer erwarten eine stabile und in Teilbereichen sogar wachsende Auslastung. Axel Hentrei, Mohn Media (Gütersloh): "Die im Rollenoffset insgesamt recht positive Beurteilung des Jahres 2012 und die ähnliche Erwartung für 2013 darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es eine starke Spreizung bei den unterschiedlichen Produkten und den Geschäftsmodellen der Printunternehmen gibt. Die ständigen Negativaussagen aber sind kontraproduktiv und falsch."

Die EWA-Konferenz widerspricht damit deutlich den negativen Aussagen aus einer aktuell kursierenden Prognose für 2013. Die Realität sei anders. Es sei jedoch wichtig, die Entwicklung differenziert zu betrachten. So erwarte man den Beilagenmarkt stabil, während in Teilen des Zeitschriftenmarktes die Situation schwieriger sei. Stabil bis wachsend wird der Katalogbereich im mittleren Auflagensegment erwartet. Der Vorsitzende und Sprecher der EWA, Unternehmensberater Michael Dömer, warnte die Chefs der Druckereien davor, die stark steigenden Energiekosten zu unterschätzen. Für ein Unternehmen mit 50 Mio. Euro Umsatz mache alleine die Steigerung der EEG-Umlage ca. 170.000 Euro aus. Bei größeren Unternehmen liege diese Erhöhung deutlich über 1 Mio. Euro. Dömer: "Diese Kosten müssen weitergegeben werden und führen zu Preissteigerungen für die Kunden". Die EEG-Umlage schwäche die Druckunternehmen auch deutlich im internationalen Wettbewerb, da diese Kosten in anderen Ländern nicht entstünden .

Joachim Glowalla, CW Niemeyer Druck GmbH (Hameln): "Die EEG-Umlage belastet den Rollenoffset erheblich. Ständig neue staatliche Abgaben schaden nicht nur international sondern insbesondere den Mittelstand. Die gestiegenen Kosten müssen 1:1 am Markt weitergegeben werden, wenn wir unsere Unternehmen nicht gefährden wollen." Skeptisch sieht die Branche die Versuche der Papierindustrie, die Preise zu erhöhen. Die weltweite Nachfrage - insbesondere bei Zeitungspapier - und die Überkapazität der Hersteller seien nicht geeignet, diese Preiserhöhungen durchzusetzen. Dömer verwies auch auf die Gefahr für Print, wenn sich die Papierpreise nach oben entwickeln, da auch diese Kosten zu 100 Prozent an den Markt weitergegeben werden müssten.

Weitere Neuaufnahmen: Prinovis und Bechtle

Durch die größer werdende Schnittmenge mit dem Publikations-Tiefdruck sieht sich die EWA nicht nur als Organisation für den Illustrations-Rollenoffset, sondern umfasst zunehmend den Rollendruck insgesamt. Als weiteres Tiefdruckunternehmen wurde jetzt die Prinovis Ltd. & Co. KG (Hamburg) mit dem CEO Dr. Bertram Stausberg aufgenommen. Als weiteres Offsetunternehmen ist nun auch Bechtle Verlag & Druck (Esslingen a.N.) mit dem Geschäftsführer Dr. Werner Schumacher vertreten.

Europaabgeordneter Michael Theurer zu Gast

Ein wichtiger Teil der EWA-Konferenz war die Diskussion mit dem Abgeordneten im Europäischen Parlament und Vorsitzende des Ausschusses für Haushaltskontrolle, Michael Theurer (FDP). Er erläuterte den Druckereiunternehmern die Arbeit und die Strukturen des Parlamentes und zeigte großes Interesse an den zunehmenden Problemen dieser mittelständischen Industrie, die durch die Politik ausgelöst werden. Die EWA-Unternehmer forderten von Theurer Unterstützung gegen die immer stärker werdenden Eingriffe der EU-Gesetzgebung. Aufgrund der zunehmenden Komplexität staatlicher Auflagen, Werbeverboten, überzogenen Ökorichtlinien und Bürokratie wird der Erfolg der Druckindustrie und der Mittelstand insgesamt stark behindert. Die EWA forderte Theurer auf der anderen Seite aber auch auf, sich gegen Wettbewerbsverzerrungen durch Subventionen einzusetzen. Es sei wichtig, bei bereits erfolgten Subventionen darauf zu achten, dass die Auflagen auch tatsächlich eingehalten werden.

Rüdiger Weißflog, PVA, Druck und Mediendienstleistungen GmbH (Landau/ Pfalz): "Es muss Schluss sein mit den wettbewerbsverzerrenden Subventionen in unserer Branche. Wir müssen uns aber stärker engagieren gegen die negativen Gesetzgebungen und Verordnungen aus Brüssel, wie zum Beispiel Werbeverbote und völlig überzogene Auflagen bei der Produktion von Druckprodukten sowie der Bürokratie. Insofern begrüße ich die begonnene persönliche Kommunikation zwischen EWA und Europaabgeordneten." Theurer sagte zu, den Kontakt zur EWA zu halten, da insbesondere für ihn und seine Partei die Belange des Mittelstandes Priorität hätten .

Versandhandel mit Print-Zukunft

Einen interessanten Einblick in die Multichannel-Zukunft des Handels gab der bisherige Geschäftsführer von Apart und zukünftiger Chef von Bonapart, Bernd Houillon. Die klassischen Strukturen wandeln sich in sehr schnellem Tempo. Es sei aber völlig falsch, den Tod des Katalogs heraufzubeschwören. Inhalte und Aufmachung sowie Auflagen würden sich gewaltig verändern. Allerdings gebe es viele neue Kataloganbieter, deren Ansprüche an die Druckindustrie höher und anders seien. Er empfahl der Druckindustrie ihr Leistungsspektrum und besonders auch die Qualifikation der Mitarbeiter darauf stärker auszurichten.

Die EWA beschloss gemeinsam mit anderen Organisationen die Bedeutung der Rotationsunternehmen als Multichannelanbieter in der öffentlichen Wahrnehmung zu verstärken. Viele Megatrends zeigten eine positive Zukunft
für Print in Vernetzung mit anderen Kanälen. Es sei deshalb auch notwendig, junge hochqualifizierte Menschen für die Branche zu begeistern.

Im Bild von links: Michael Theurer, Europaabgeordneter, und Michael Dömer, Vorsitzender und Sprecher der EWA.