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(28.11.2012 / atz)

Weltpremiere und Weltrekord mit Inkzone Instrument Flight

Die Gutenberg AG in Schaan (FL) hat die neue Farbregel-Software Inkzone Instrument Flight auf dem Leitstand einer Speedmaster SM 74-5-P installiert. Es ist die weltweit erste Bogenoffsetmaschine von Heidelberg, die mit der von Digital Information und System Brunner entwickelten Software ausgerüstet ist.

Am Anfang war Inkzone Loop

Wenn ein neues Produkt einen Mehrwert verspricht, ist die Gutenberg AG zu Pioniertaten bereit. Als das Druckereiunternehmen vor rund vier Jahren in die Inkzone-Technologie von Digital Information investierte, geschah dies auch aufgrund der Überlegung, eine damals sechsjährige Speedmaster SM 74-5-P farbregeltechnisch auf den neusten Stand der Technik zu bringen. Mit dem motorisch angetriebenen, schnellen Scan-Messgerät Spectrodrive von Techkon sowie der Preset- und Closed-Loop-Software Inkzone wurden auf der Fünffarbenmaschine die Einrichtvorgänge beschleunigt und die Makulatur stark reduziert. Die Kosteneinsparungen und den Qualitätsgewinn qualifiziert der Geschäftsleiter Remi Nescher mit dem Prädikat "erheblich".

Eine Entwicklungspartnerschaft

Inzwischen ist die Bogenoffsetmaschine von Heidelberg um vier Jahre älter geworden. Es war an der Zeit, für das mechanisch immer noch einwandfrei laufende Drucksystem das nächste Fitnessprogramm in Angriff zu nehmen. Als Digital Information und System Brunner ihr gemeinsam entwickeltes Produkt Inkzone Instrument Flight vorstellten, erklärten sich Remi Nescher und der Produktionsleiter Fabio Wellenzohn (Foto) für eine Entwicklungszusammenarbeit bereit. Die Ergebnisse überzeugten. Als weltweit erste Druckmaschine von Heidelberg wurde die Speedmaster SM 74-5-P nach einer wenige Monate dauernden Testphase definitiv mit Inkzone Instrument Flight ausgerüstet.

Den Rahmen bildet unverändert die Inkzone-Technologie. Die Proof-Software DI-Plot setzt die vom Prepress-Workflow gelieferten Bitmap-Daten in Flächendeckungswerte um und übergibt sie als JDF-Datei an die Preset-Software Inkzone Perfect. Für die Weiterleitung der von Inkzone Instrument Flight während des Druckprozesses ermittelten Korrekturwerte an den CP2000-Leitstand kommt Inkzone Loop zum Einsatz.

Prozess gesamtheitlich betrachtet

Bis anhin regelte die seit vier Jahren PSO-zertifizierte Gutenberg AG die Farbführung nach Volltondichte. Die möglichen, die Qualität des Druckergebnisses beeinflussenden Variablen, waren damit allerdings keineswegs abgedeckt. Demgegenüber berücksichtigt Inkzone Instrument Flight zahlreiche weitere, für eine stabile Farbführung innerhalb enger Toleranzgrenzen relevante Einflussgrössen: Tonwertzunahme und Tonwertspreizung, Graubalance im Übereinanderdruck der drei Buntfarben Cyan, Magenta und Yellow (CMY); Farbbalance der Einzelfarben CMY im Mittelton (50%) und im Vollton (100%); Trapping der drei Buntfarben CMY im Vollton (100%) und die Volltonfärbung mit L*a*b* (Best Match).

Durch die Berücksichtigung dieser Parameter ist Inkzone Instrument Flight in der Lage, die volle Prozessdynamik im Offsetdruck zu erfassen. Die Farbführung im Druck wird mehrdimensional geregelt, was wiederum heisst, dass Inkzone Instrument Flight während des Regelprozesses stets in Betracht zieht, inwieweit sich die Veränderung eines Parameters auf die übrigen Grössen auswirkt. So kann etwa eine tendenzielle Drift in den Rotbereich entweder mit einer Rücknahme der Farbführung im Magenta und Yellow oder einer Zunahme im Cyan korrigiert werden. Bevor Inkzone Instrument Flight eine entsprechende Korrektur ausführt, betrachtet das System andere Parameter wie die Tonwertzunahmen sowie die Farb- und Graubalance. Die gesamtheitliche Analyse der Wechselwirkungen unter den vier Druckfarben in den verschiedenen Tonwerten und im Zusammendruck der Rasterpunkte führt dazu, dass für jeden Regelvorgang und jede Farbzone die bestmögliche Lösung gesucht und die Korrektur dem Farbempfinden des Drucktechnologen gemäss ausgeführt wird.

Inkzone Instrument Flight bietet verschiedene Balance-Regelprioritäten, die der Drucktechnologe in Abhängigkeit des Druckformaufbaus anwählen kann. Neben der Regelung nach Graubalance-Priorität, ISO 12647-2 (PSO) und den G7-Vorgaben ist die Regelung auch mit Schwerpunkt GCR (Graustabilisierung über Unbuntaufbau) oder nach Vollflächen dominierten Reproduktionen möglich. Die Balance-Regelung mit Schwerpunkt Vollflächen kommt dann zum Tragen, wenn für den Druckereikunden das Einhalten von ,Corporate Colours’ aus Vollflächen und homogenen technischen Rastern im Vordergrund steht (Verpackungsdruck).

Fünf-Sternebewertung mit psychologischem Moment

Fabio Wellenzohn ortet die wesentlichen Verbesserungen vor allem in der Prozesssteuerung: "Was die Einrichtgeschwindigkeit und die Makulaturreduktion betrifft, hatten wir schon mit der Installation von Inkzone Loop vor vier Jahren kräftig zugelegt. Mit Inkzone Intrument Flight haben wir jetzt die Stabilität in der Farbführung noch einmal deutlich erhöht. Dank der Berücksichtigung aller Parameter drucken wir heute mit erheblich geringeren Schwankungen als es mit einer reinen Dichteregelung möglich ist. Die höhere Prozessbeherrschung führt zu einer Leistungssteigerung und weiteren Kosteneinsparungen in der Einrichtphase."

Die gesteigerte Prozesssicherheit ist auch eine Folge der hohen Benutzerfreundlichkeit. Über die ganze Bogenformatbreite hinweg kann der Drucktechnologe die Qualität der Farbführung für jede einzelne Farbzone im Hexagon-Diagramm beurteilen. Er sieht auf einen Blick, wo er sich in Bezug auf Volltondichten, Tonwertzunahmen, Farbbalance in den Einzelfarben (Mittelton und Vollton), Graubalance und den Übereinanderdruck (Trapping) befindet. "Pro Farbzone unterbreitet mir das System eine Regelempfehlung, und weist mich mit Pfeilsymbolen auf das Öffnen oder Schliessen der betreffenden Farbschieber hin", erklärt Fabio Wellenzohn.

Einen besonderen qualitativen Wert sieht der Vollblutdrucktechnologe im 5-Sterne-System, das die aktuelle Übereinstimmung zum Druckstandard auf einen Blick sichtbar macht. "Die visuelle Bewertung hat eindeutig eine qualitätsfördernde Wirkung, denn es ist das Ziel eines jeden Drucktechnologen, der seinen Beruf mit Stolz ausübt, bei seinem Druckergebnis ein mögliches Sternemaximum zu erreichen."

Prozesskalibration über Print Expert

Um den Druckprozess auf einer bekannten Grundlage steuern zu können, ist die zuverlässige Kalibration des Plattenbelichters vorausgesetzt. Die Gutenberg AG setzt dazu die Software Plate Checker aus der Print Expert Suite von System Brunner ein. Mit einem Scan-Messgerät erfasst die Software in einem Messvorgang 20 Tonwertstufen des Plate Zebrastrips. Die Messresultate können in den Vergleich mit den hinterlegten Referenzkurven gestellt und die Ergebnisse im Isokonturen-Diagramm visualisiert werden.

Analog zum Plate Checker in der Plattenausgabe arbeitet die Gutenberg AG für die langfristige Sicherstellung der Qualität im Druckprozess (Kontrolle der Druckkennlinien) mit dem PrintCurve Checker. Als Messtechnik kommt das mit der Plattenausmessung identische Gerät zur Anwendung. Mit einem Messvorgang erfasst der Printcurve Checker vier Tonwertkurven (CMYK) mit jeweils 20 Rasterstufen. Über das interne Interface zwischen PrintCurve Checker und Plate Checker ist eine Anpassung der Kalibrationskurven im Belichter-RIP möglich. "Die Software-Werkzeuge aus der Print Expert Suite helfen uns, den Produktionsprozess systemweit unter Kontrolle zu halten", sagt Remi Nescher.

Bestmögliche Qualität und Wirtschaftlichkeit

Inkzone Instrument Flight hat bei der Gutenberg AG nicht nur technisch Verbesserungen in den Prozess gebracht. Das System zeigte auch bei der internen Kommunikation zwischen den Abteilungen Wirkung. Fabio Wellenzohn sagt es so: "Es ist faszinierend, mit Inkzone Instrument Flight zu arbeiten. Die substanziellen Informationen, die uns die Software zur Verfügung stellt, laden uns zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den Prozessen ein. Das System erlaubt uns, die Ursachen möglicher Schwankungen im Prozess genau zu lokalisieren. Aufgrund der Messergebnisse können wir genau aufzeigen, inwieweit ein Druckergebnis innerhalb der Toleranzen liegt bzw. wo korrigierend eingegriffen werden muss, bevor ein Problem zum ungünstigsten Zeitpunkt auftaucht. Hier sparen wir zusätzlich Zeit und Kosten. Das Ziel unserer Mitarbeiter in der Vorstufe und im Drucksaal ist, gemeinsam ein Höchstmass an Qualität und Wirtschaftlichkeit zu erzielen. Mit Inkzone Instrument Flight haben wir das richtige Werkeug in der Hand."

Mit Inkzone Instrument Flight ins Guinness-Buch der Rekorde

Ein Schwerpunkt im Schaffen der Gutenberg Druck AG bildet der Bücherdruck. Dass im Jahr 2010 gerade zwei der im Rahmen des Wettbewerbs "Schönste Bücher Liechtensteins" ausgezeichneten Fotobildbände in diesem Unternehmen gedruckt wurden, zeugt vom ausgeprägten Sinn für Schönheit und Qualität. Diese Leidenschaft findet ebenso im Briefmarkendruck ihre Entsprechung. Es sind vorwiegend Sonderbriefmarken in kleineren Auflagen und teils polygonalen Formen, welche die Gutenberg Druck AG für die Liechtensteinische Post, die Schweizer Post und weitere Postunternehmen Europas produziert. Für die Perforation wurde eigens in eine Spezialstanzmaschine investiert.

Im August 2012 hat die Gutenberg Druck AG gemeinsam mit der Philatelie Liechtenstein einen Guinness World Record aufgestellt. Aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums seit der ersten Briefmarke des Fürstentums wurde eine Sondermarke hergestellt. Nur 57 Minuten und 50 Sekunden dauerte die gesamte Produktion, von der Bekanntgabe des aus drei Vorschlägen ausgewählten Motivs bis zum Kauf der ersten Briefmarke durch den Chefredaktor des Guinness World Record Craig Glenday auf der LIBA 2012 (Liechtensteinische Briefmarkenausstellung) in Schaan. "Inkzone Instrument Flight hat massgeblich dazu beigetragen, den bisherigen Rekord aus Österreich von einer Stunde und 25 Minuten derart deutlich zu unterbieten", sagt ein sichtlich zufriedener Remi Nescher.