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(04.12.2021 / sbr)

Lebensmittel nachhaltig verpackt - mit Kunststoff

Kunststoffverpackungen sind für viele Lebensmittel oft alternativlos. Deshalb sind Hersteller aufgefordert, im Dreiklang von „Reduce, Reuse, Recycle“ den Verpackungseinsatz zu reduzieren. Das gelingt am effektivsten mit dünneren Folien und Monomaterialien.

Durch die Corona-Pandemie kochen und essen viele Menschen vermehrt zu Hause. Auch deshalb sind die Abfallmengen für Lebensmittelverpackungen im vergangenen Jahr stark angestiegen. Vor allem die Lockdowns im Frühjahr und Herbst 2020 haben laut einer Umfrage des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie unter Entsorgungsbetrieben eine sprunghafte Zunahme bei Glas-, Kunststoff- und Metallverpackungen in Privathaushalten mit sich gebracht. Doch auch unabhängig davon sind die Verpackungsabfälle in Deutschland nach letzten Erhebungen stark angestiegen. Damit sie reduziert werden, sieht das bereits 2019 in Kraft getretene und regelmäßig angepasste Verpackungsgesetz vor, dass das Verpackungsvolumen und -gewicht „auf ein Mindestmaß begrenzt“ wird. Um die Nachhaltigkeitsbilanz ihrer Verpackungen zu verbessern, tauschen viele Unternehmen deshalb Kunststoffe gegen andere Materialien aus.

Auch wenn alternativ zu Kunststoff Papier genutzt werden kann, so ist das nicht immer ökologisch sinnvoll, zum Beispiel im Hinblick auf den Energie- und Wasserverbrauch bei der Herstellung und beim Recycling. Gerade im Lebensmittelbereich reichen die Barrierewirkungen von Papier außerdem häufig nicht aus, weshalb es mit Kunststoff beschichtet werden muss. Der daraus entstehende Multimaterialmix kann nur sehr schlecht oder gar nicht recycelt werden und landet schlussendlich in der Müllverbrennungsanlage – ein denkbar schlechtes Ergebnis im Sinne der Nachhaltigkeit.

Monomaterialien sind leicht recycelbar

Generell ist Kunststoff dagegen gut wiederverwertbar – wenn die Verpackung recyclingfreundlich gestaltet ist. Bisher bestehen flexible Kunststofffolien mit einer hohen Barrierewirkung gegenüber Sauerstoff oder Wasserdampf aus mehreren Schichten, die das jeweilige Gas blockieren. Diese Multimaterialfolien können nicht getrennt werden und sind somit nicht recyclingfähig. Statt mehreren verschiedenen Kunststoffen und Papier- oder Kartonverpackungen reicht aber oft eine Folie aus einem Material mit einer entsprechenden Beschichtung. Diese Monomaterialien sind leicht recycelbar. Als solches gilt nach Verpackungsgesetz ein Material, das einen maximalen Fremdstoffanteil von 5 Gewichtsprozent aufweist.

Ziel der aktuellen Entwicklungen ist deshalb beispielsweise am Fraunhofer Institut IVV ein Verpackungsmaterial, das als Monomaterial klassifizierbar ist und dennoch die gleiche Schutzfunktion hinsichtlich Barriereeigenschaften für die abgefüllten Produkte bieten wie die heutigen Multimaterialien. Die neuesten Ergebnisse stellten die Forscher auf der Fachpack 2021 vor. Um eine Barriere gegenüber den angesprochenen Gasen zu erzielen, integrierten sie im Projekt BarriFlex verschiedene Nanopartikel in ausgewählte Lacke und Klebstoffe. Das Ziel des Projekts ist es, leistungsstarke, kostengünstige Barrierefolien mit niedrigem CO2-Fußabdruck für flexible Verpackungen zu entwickeln, die auf einem Material basieren.

Dünnere Folien reduzieren den Verpackungsmüll

Als Verpackungsmaterial bietet beispielsweise Polypropylen für sich alleine schon eine ausgezeichnete Barriere gegen Feuchtigkeit und lässt sich gut recyceln. Dank spezieller Herstellverfahren kann zusätzlich noch Verpackungsmaterial eingespart werden, indem die Folien dünner ausfallen. Statt Trays können so zum Beispiel dünnere Folien für Schlauchbeutel genutzt werden. Das ist hilfreich, um beim Handel mit der Nachhaltigkeitsbilanz der Verpackungen zu punkten. Denn viele Handelsunternehmen fordern von ihren Zulieferern, das Volumen und Gewicht ihrer Verpackungen zu reduzieren und machen es mit ihren Eigenmarken vor.

So hat Aldi das Ziel ausgerufen, bis Ende 2025 den Materialeinsatz bei seinen Eigenmarken-Verpackungen um 30 Prozent reduzieren zu wollen. Bei einzelnen Produkten spart Aldi Süd durch Maßnahmen wie den Verzicht auf einen zusätzlichen Deckel nach eigenen Angaben pro Jahr bereits 165 Tonnen Kunststoff ein. Diesen Schritt ist auch Rewe bei einigen Joghurts seiner Eigenmarke „ja!“ gegangen und bietet für Kunden einen wiederverwendbaren Silikondeckel an, um die Becher zu Hause wieder verschließen zu können. Zudem will Rewe bis Ende 2025 insgesamt 20 Prozent weniger Kunststoff bei den Eigenmarkenverpackungen verwenden.

Egal welchen Lebensmittelhändler man bevorzugt, beim Blick in den Einkaufswagen haben viele der gewohnten Artikel in den vergangenen Monaten ein neues und meist nachhaltigeres „Verpackungskleid“ bekommen. Auch mit Kunststoff lassen sich dabei Nachhaltigkeit und Lebensmittelsicherheit gut vereinbaren. Die Stellschrauben reichen von der Reduzierung von Leerräumen in den Verpackungen über den Verzicht auf unnötige Komponenten wie Sleeves, Topseals und Deckel bis hin zu dünnen Mono-Folien. Dies zahlt sich nicht zuletzt auch beim Blick auf die Klimabilanz der Logistik aus: Durch die Gewichtseinsparungen wird zum einen weniger Sprit verbraucht. Zum anderen passen mehr Produkte auf eine Palette und es sind weniger Fahrten zu den Einzelhändlern notwendig.

Foto: Unsplash / Liuba Bilyk