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(03.02.2021 / sbr)

Neue ISO-Normen für die Druckindustrie

Standards steigern die Wirtschaftlichkeit. Der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) engagiert sich deshalb in nationalen und internationalen Normungsgremien bei der Entwicklung von Branchenstandards. In den letzten Wochen erschienen mehrere ISO-Normen für die Druckindustrie. Von herausragender Bedeutung sind dabei die Neuerungen bei den PDF-Austauschformaten. Darüber hinaus wurden Prüfmethoden zur Bildqualitätsbewertung und zur Beurteilung gedruckter Deckweiß-Schichten genormt.

Druckdatenaustausch

Überarbeitet wurde mit der PDF-Norm ISO 32000-2 die bereits 2017 eingeführte PDF-Version 2.0. Die Versionsnummer blieb dabei erhalten, denn die Revision beschränkte sich im Wesentlichen auf Klarstellungen – neue Funktionen wurden nicht implementiert. Fast gleichzeitig erhielten nun aber die wichtigsten PDF-Spezifikationen für den Druckdatenaus-tausch, PDF/X und PDF/VT (für variable Daten), ein Upgrade mit neuen Features, die erst mit PDF 2.0 verfügbar wurden.

So umfasst PDF 2.0 für die Druckproduktion wichtige Elemente, die zuvor noch nicht Bestandteil der PDF/X-Spezifikationen waren. Dazu zählen die Tiefenkompensierung, die spektrale Definition von Sonderfarben oder die Möglichkeit, Ausgabeabsichten (Output Intents) seitenbezogen zuzuweisen (z. B. wenn für eine Publikation sowohl Bilderdruck- als auch Naturpapier eingesetzt wird). Um diese Funktionen für die Druckindustrie zu erschließen, wurde die PDF/X-Normenreihe ISO 15930 nun um einen neunten Teil für die Spezifikation PDF/X-6 ergänzt. PDF/X-6 soll sowohl PDF/X 4 (ISO 15930-7) als auch das hierzulande kaum bekannte PDF/X-5 (ISO 15930-8) ablösen. Wie in PDF/X-5 können in PDF/X-6 Multicolor-profile verwendet werden, um Daten für den Druck mit mehr als vier Primärfarben auszutauschen. PDF/X-4 bietet diese Möglichkeit noch nicht. PDF/X-6 ist zu PDF/X-4 (und damit auch zu PDF/X-3 und PDF/X 1a) abwärtskompatibel, in einigen Belangen aber weniger restriktiv als seine Vorgänger. So dürfen PDF/X-6-Dokumente nicht-druckbare Notizzettel und grafische Anmerkungen sowie Formularfelder und digitale Unter-schriften enthalten. Auch Aktionen sind zulässig, soweit diese nicht in die Seitendarstellung eingreifen.

Um die Möglichkeiten von PDF 2.0 auch für den variablen Datendruck nutzbar zu machen, wurde das auf PDF/X basierende Austauschformat PDF/VT ebenfalls aktualisiert: Der neue Teil 3 der Normenreihe ISO 16612 beschreibt die Spezifikation PDF/VT-3 auf der Grundlage von PDF/X-6.

Bewertung der Druckbildqualität

Der Digitaldruck ist auch ein Hauptanwendungsgebiet für die neuen Teile 21 und 31 der Spezifikationenreihe ISO/TS 18621. Die dort beschriebenen Prüfverfahren ermöglichen es unter anderem, die Druckbildqualität verschiedener Ausgabesysteme objektiv miteinander zu vergleichen.

Mit der in Teil 21 beschriebenen Methode lässt sich die Wolkigkeit (makroskopisches Mottling) in ein- oder mehrfarbig aufgebauten homogenen Farbflächen detektieren. Eine beispielhafte Anwendung ist der „M-Score“ bei der technischen Prüfung von Digitaldrucksystemen. Auf dem „L-Score“, der dort als Prüfgröße für die Detailschärfe verwendet wird, baut Teil 31 der neuen Spezifikationenreihe auf.

Mit der bereits Ende 2019 veröffentlichten ISO/TS 18621-11 steht außerdem eine Methode zur Verfügung, mit dem sich anhand der Charakterisierungsdateien oder ICC-Profile von Drucksystemen das Volumen der CMYK- oder RGB-Ausgabefarbräume bestimmen lässt.

Opazitätsbewertung gedruckter Deckweiß-Schichten

Wer transparente oder farbige Materialien mit Deckweiß bedruckt, kann jetzt mit einer standardisierten Methode prüfen, ob die visuelle Opazität der gedruckten Deckweiß-Schicht den Anforderungen entspricht. Die neu erschienene ISO 23498 beschreibt den dafür erforderlichen Drucktest und dessen Auswertung.

Sämtliche Normen und Technischen Spezifikationen können beim Beuth-Verlag, Berlin, bestellt werden (www.beuth.de). Während sich ISO 23498 direkt an die Anwender in Druck- und Medienunternehmen richtet, sind die Inhalte der übrigen Normen vor allem für die Anbieter von Branchenlösungen relevant. Druck- und Medienunternehmen profitieren hier indirekt von verbesserten Produkten und Dienstleistungen.