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(08.05.2020 / sbr)

Etikettierung von variablen Kartonhöhen

Mit einem trägerlosen Etikettiersystem, das anspruchsvollen Anforderungen an Versandetiketten gerecht wird, hat Herma im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt. Jetzt zeigt der Selbstklebespezialist erstmals, wie sich selbst variabel zugeführte und damit unterschiedlich große Versandkartons in beliebiger Reihenfolge obenauf etikettieren lassen: Das Herma InNo-Liner System ist ab Oktober 2020 mit sensorgesteuerter variabler Etikettierhöhe verfügbar. Das wäre bereits auf der Interpack 2020 live zu sehen gewesen. Aber dank einer neuen App und Augmented Reality kann jeder Interessierte das System ab sofort zumindest mit Smartphone und Tablet in seine gewünschte Umgebung projizieren und dann in Aktion erleben.

Die App „InNo-Liner AR“ ist kostenfrei erhältlich für Apple und Android. „Die variable Etikettierhöhe war der noch fehlende Entwicklungsbaustein für die Serienfertigung des Systems“, sagt Martin Kühl, der den Herma Geschäftsbereich Etikettiermaschinen leitet. „Dabei eingeflossen sind auch die Erkenntnisse, die wir seit dem vergangenen Herbst aus den ersten Teststellungen im Rahmen konkreter Kundenprojekte gesammelt haben.“ Dort kam das InNo-Liner System zunächst mit Modulen zum Einsatz, die für eine Seitenetikettierung ausgelegt waren. „Bereits damit konnten wir überzeugend nachweisen, dass das System hinsichtlich Geschwindigkeit, Prozesssicherheit und -stabilität die Anforderungen für den Einsatz in Logistikzentren erfüllt“, so Martin Kühl. Beim jetzt eingeführten Serienmodell wird das noch nicht klebende Etikett auf eine Vakuumsaugplatte übertragen, die mit einem Sensor für die Kartonhöhe und einer Lineareinheit ausgerüstet ist. Zunächst fährt dann eine rein wasserbasierte Aktivierungseinheit quer zur Laufrichtung unter das Etikett und aktiviert den Haftkleber mit einem mikrofeinen, äußerst gleichmäßigen Sprühnebel. Die Lineareinheit fährt dann automatisch die Vakuumsaugplatte mit dem aktivierten Etikett in die für das jeweilige Paket erforderliche Etikettierhöhe. Die gewünschte extrem hohe Haftung der Etiketten resultiert aus dem perfekten Zusammenspiel der Aktivierungseinheit mit dem patentierten mehrschichtigen Haftkleber 82S. Nicht ohne Grund ist das Herma InNo-Liner System eine Gemeinschaftsentwicklung aller drei Geschäftsbereiche des Unternehmens: Haftmaterial, Etiketten und Etikettiermaschinen. „Dieses gebündelte Knowhow nutzen zu können, war und ist essenziell für den Erfolg dieses Projektes“, betont Herma Geschäftsführer Dr. Thomas Baumgärtner.

Minimaler Wasserverbrauch

Als Aktivierungsmedium für den zunächst nicht klebenden Haftkleber dient dem InNo-Liner System demineralisiertes Wasser, also Wasser in reinster Form. „So ist gleichbleibend hohe Prozessqualität gewährleistet, und zwar unabhängig vom je nach Standort natürlicherweise schwankenden Härtegrad des Wassers“, erläutert Dr. Baumgärtner. Der Wasserverbrauch ist minimal, auch weil ungenutztes Wasser wieder gefiltert ins System zurückgeführt wird. Zusätzlich kann die Aktivierungseinheit nach Bedarf gereinigt werden. Bis auf das Wechseln der Etikettenrolle sind kaum manuelle Eingriffe erforderlich. Der Druck der variablen Daten erfolgt wahlweise im Thermotransfer- oder Thermodirekt-Verfahren. Zudem können die Etiketten im konventionellen Druckverfahren farblich vorbedruckt werden.

Seit der ersten Präsentation des Systems und der Verleihung des Deutschen Verpackungspreises im Herbst 2019 wird Herma nach eigener Aussage bereits überrollt von Anfragen. “Das liegt zum einen natürlich an dem leicht verständlichen und einfachen Konzept. Es benötigt keine Lösemittel, keine Hitze und keine anderen Aktivierungsmittel mit irgendwelchen unerwünschten Nebenwirkungen. Zudem ist es so kostengünstig wie ein konventionelles Selbstklebeetikett“, erklärt Dr. Baumgärtner. „Zum anderen erzeugt die Suche nach tatsächlich nachhaltigen Verpackungslösungen eine immer größere Sogwirkung.“ Das Herma InNo-Liner System, das speziell für Versandetiketten entwickelt wurde, spart tausende Tonnen silikonisiertes Trägermaterial aus Papier und dessen spätere Entsorgung – „in Hinblick auf gesteigerte Nachhaltigkeit ein unschlagbares Argument“, wie Dr. Baumgärtner betont. „Erst recht, wenn man bedenkt, wie sich das globale Paketaufkommen entwickeln wird.“ Experten rechnen damit, dass sich die schiere Menge an versendeten Kartons bis 2025 nahezu verdoppeln wird – auf dann etwa 200 Milliarden Stück weltweit.