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(29.04.2019 / sbr)

Jeder Auftrag eine neue Herausforderung

Dass ein Zeitungsverlag im Jahr 2012 in eine komplett neue Produktion mit zwei neuen Rotationen und umfangreichem Versandraum und sozusagen auf Zuwachs investiert, ist mutig und aktuell eher ungewöhnlich. Dass derselbe Verlag fünf Jahre später dann noch einen Erweiterungsbau mit dritter Druckmaschine und den derzeit größten Einsteckkapazitäten Deutschlands baut, ist dann schon eine kleine Sensation. Der Mittelrhein Verlag in Koblenz ist diesen Weg gegangen – und ganz offensichtlich mit Erfolg.

Wenn am Montag um 13.30 Uhr beim Mittelrhein-Verlag in Koblenz die Druckmaschine für die Anzeigenblattproduktion anläuft, dann ist zuvor in der Weiterverarbeitung die Planung schon auf Hochtouren gelaufen. Wie viele Beilagen hat welche Ausgabe? Welche Beilagen sind für welche Route vorgesehen? Welche Formate und Gewichte haben die Werbemittel und wann werden sie angeliefert?

Diese ganzen Parameter fließen vor Produktionsbeginn im Optimizer "Produktionsplanung" von Ferag zusammen. Der Optimizer übernimmt als Bestandteil der Steuerungssoftware Navigator beim Mittelrhein-Verlag die Organisation und Optimierung der Beilagenkommissionierung auf den beiden brandneuen EasySert-Linien, die in Koblenz seit Ende 2017 produzieren. Das System organisiert, welche Ausgaben und welche Routen nacheinander am besten abgearbeitet werden, optimiert die Beilagenverteilung auf die insgesamt 36 Anleger, so dass Stopps und aufwendiges Umrüsten sich auf ein Minimum reduzieren. Das System liefert dabei einen bereits recht ausgeklügelten Ablauf, der lediglich anschließend vom Maschinenführer noch auf die spezifischen Besonderheiten der jeweiligen Produktion hin feinjustiert wird.

Wenn die EasySert-Einstecktrommel das Herz des Systems ist, dann sind Optimizer und Navigator das Gehirn einer jeden Produktion, das immer wieder neu den effizientesten Ablauf errechnet. Denn jede Produktion ist, wie der technische Leiter Thomas Köhns sagt, "eine neue Herausforderung". Man weiß vorher nie genau, was kommt. "Wir lernen jeden Tag dazu, seit Ende 2017 die neuen EasySert-Linien in Betrieb genommen wurden."

Höhere Anforderungen im Anzeigenblattbereich

Die beiden neuen EasySert-Einstecklinien des Schweizer Herstellers Ferag gehören zu einem zweiten großen Investitionspaket, das der Koblenzer Mittelrhein-Verlag innerhalb von sieben Jahren geschnürt hat. Erst 2012 hat das Verlagshaus ein neues Druckhaus bezogen – mit zwei Koenig & Bauer-Druckmaschinen Commander CT 6/2 und zwei MultiSertDrum-Linien mit neun beziehungsweise sechs Anlegern, ebenfalls aus dem Hause Ferag. Investitionssumme 42 Millionen Euro. In einer Zeit, in der im Zeitungsbereich die Auflagen eher sinken als steigen, darf man das durchaus als progressiven Schritt werten, der sich aber definitiv als Schritt in die richtige Richtung erwiesen hat. Denn nun laufen hier täglich – außer sonntags – zum einen die Rhein-Zeitung mit einer täglichen Auflage von rund 162.000 Exemplaren sowie seit 2016 auch der Bonner Generalanzeiger mit rund 64.000 Exemplaren. 45.000 Zeitungen pro Stunde können gedruckt und verarbeitet werden.

Zusätzlich zu den Tageszeitungen hat sich im Verlag das Geschäft mit Anzeigenblättern sehr gut entwickelt, wie Thomas Köhns berichtet. So kam zu den hauseigenen Wochenblättern noch ein weiteres, ebenfalls aus dem Bonner Raum hinzu, zudem wachsen die Verbreitungsgebiete der kostenlos verteilten Blätter stetig. Auch das Beilagenaufkommen pro Ausgabe wuchs – in einen Bereich, der sich mit der Anlegerkapazität der beiden schnelllaufenden MSD-Linien nicht optimal abbilden ließ. Auch für die beiden Druckmaschinen war somit nach nur fünf Jahren die Kapazitätsgrenze erreicht – und neue Investitionen standen an.

2017 kam eine dritte Druckmaschine, ebenfalls eine Commander CT von Koenig & Bauer, hinzu, sowie eine weitere Halle für die Beilagenkommissionierung und Logistik der Anzeigenblätter mit den beiden identischen EasySert-Linien. Ein kleiner Rekord: Mit jeweils 36 Anlegern sowie einer zusätzlichen Abwickelstation sind dies die größten Linien ihrer Art im ganz Deutschland. "Die EasySert-Anlagen sind natürlich keine solchen Schnellläufer wie die MSD-Linien", erklärt Thomas Köhns, "dafür bieten sie uns die größtmögliche Flexibilität für unser Beilagenaufkommen." 45.000 Exemplare pro Stunde schafft die MultiSertDrum, während die EasySert mit maximal 30.000 Takten pro Stunde läuft – und bei der Menge und der Vielfalt der angelieferten Beilagen bedeutet das einen enormen Durchsatz.

Insofern werden die MSD-Linien jetzt ausschließlich für die Tageszeitungsverarbeitung genutzt, während die Anzeigenblattproduktion in der Wochenmitte sowie am Wochenende komplett über die beiden EasySert-Linien läuft. "Mit einer Erweiterung unseres Verbreitungsgebiets und einer Steigerung der Auflage um 20 Prozent bei unseren eigenen Produkten bewegen wir uns künftig bei einer 50-Stunden-Produktion", berichtet Köhns. "Da läuft die EasySert nonstop." Bis zu einer Milliarde Beilagen jährlich sollen so in Zukunft verarbeitet werden. Etwa 1,5 Millionen Anzeigenblätter können so pro Woche produziert werden.

Und hier spielt die Größe der beiden Ferag-Einstecklinien ihre Vorteile aus: Nicht nur lassen sich sehr viele Beilagenobjekte in einem Produktionsgang einstecken, die Anlage ist auch so konzipiert, dass bei laufendem Betrieb bereits die Folgeproduktion vorgerüstet werden kann. Auf diese Weise kann ohne harten Stopp weiterproduziert werden. Ein definitiver Vorteil bei den engen Zeitfenstern, die zwischen der Anlieferung der Beilagen und der Auslieferung der fertig kommissionierten Ausgaben zur Verfügung stehen. Darüber hinaus dient das System der Qualitätskontrolle: Fehlende Beilagen werden erkannt und unvollständige Produkte automatisch der Nachbearbeitung zugeführt. Die fertigen Produkte laufen anschließend in eine der fünf Verpackungsgruppen, wo sie zu Paketen gebündelt und – komplett mit Deckblatt und Barcode – schließlich der Auslieferung zugeführt werden.

Zu etwa 50 Prozent sind die EasySerts derzeit ausgelastet – das Potenzial für weiteres Wachstum ist somit vorhanden. Allerdings, so schränkt Thomas Köhns ein, sei eine Hundertprozent-Auslastung aus Gründen der Produktionssicherheit auch gar nicht möglich. "Wir betreiben einen hohen Aufwand für Reinigung und präventive Wartung, um die permanente Verfügbarkeit der Produktionssysteme zu gewährleisten." Auf diese permanente Verfügbarkeit ist das Zeitungshaus angewiesen – mit ein Grund, weshalb man sich bei der Erweiterungsinvestition erneut für Systeme aus dem Hause Ferag entschieden hat: hohe Zuverlässigkeit, hohe Verfügbarkeit und Schweizer Präzision. Köhns, der 2017 seine Tätigkeit beim MRV aufgenommen hat, lobt nicht nur die intelligente und präzise arbeitende Technik, sondern auch das professionelle Projektmanagement durch Ferag. Die komplette Installation sei gewissermaßen mit Schweizer Gründlichkeit erfolgt, berichtet Köhns. "Ferag hat die einzelnen Schritte fast stundengenau geplant – und diesen Zeitplan dann auch perfekt eingehalten."