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(09.02.2019 / sbr)

Projekt-Abschluss bei UPM in Plattling

Kann die Rohstoff- und Energieeffizienz weiter verbessert werden, wenn Papierfabriken, andere Unternehmen in der Region und Standortkommunen vermehrt zusammenarbeiten? Ja, das ist möglich und dabei können Kosten gesenkt und die Umwelt weiter entlastet werden! So das Ergebnis eines zweijährigen Projektes, das der Verband Bayerischer Papierfabriken sowie der Verband der Bayerischen Papier, Pappe und Kunststoff verarbeitenden Industrie im Rahmen des Umweltpakts Bayern initiierten.

Die Ergebnisse wurden am 29. Januar 2019 in der UPM-Papierfabrik in Plattling der Öffentlichkeit vorgestellt. Eröffnet wurde die Veranstaltung vom Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, Herrn Ministerialdirektor Dr. Christian Barth. Andreas Helbig von Seda Germany GmbH, Robin Huesmann von der LEIPA Group GmbH, Michael Heberle von UPM Communication Papers und Mika Kämpe von UPM Plattling gewährten Einblick in die aktuellen Aktivitäten Ihrer Unternehmen. So konnten beispielsweise Stanzabfälle aus der Pappbecher-Produktion erfolgreich zu Recyclingpapier verarbeitet werden. Durch spezielle Aufbereitung von Kraftwerksaschen wurden Füllstoffe für die Papierproduktion zurückgewonnen, und neu definierte Altpapierqualitäten eröffnen Recyclingmöglichkeiten für bisher ungenutzte Faserquellen.

Dr. Siegfried Kreibe vom bifa Umweltinstitut stellte das Projekt vor und berichtete über Barrieren und Erfolgspfade für branchenübergreifende Kooperation. Branchenintern ist regelmäßiger Informationsaustausch oft gelebte Praxis, branchenübergreifend ist er aber nur selten fest etabliert. Chancen außerhalb der eigenen Branche werden daher häufig übersehen.

Die Projektpartner präsentierten den etwa 50 Teilnehmern Ergebnisse zu zwölf Handlungsfeldern für eine Kooperation über Branchengrenzen hinweg:

  1. Auch aus derzeit energetisch verwerteten Papierabfällen können Fasern für die Papierproduktion oder andere hochwertige Einsatzzwecke gewonnen werden.
  2. Pappgetränkebecher können recycelt werden, wenn die Herausforderungen für die Erfassungslogistik in Form von geringen Tonnagen und verstreutem Anfall bewältigt werden. Im Rahmen des Projektes wurde ein Pilotversuch entwickelt.
  3. Reststoffe der Papierindustrie können noch umfangreicher in anderen Industriezweigen genutzt werden mit Vorteilen für Wirtschaftlichkeit und Ökologie .
  4. Durch auf den Kundenbedarf abgestimmte, qualitätsgesicherte Prozesse erzeugte Aschen aus Kraftwerken der Papierindustrie ersetzen schon heute herkömmliche mineralische Baustoffe im Tiefbau oder dienen als Natronlauge-Ersatz. Eine Einstufung als Produkt fördert die Akzeptanz am Markt.
  5. Die Nutzung von CO2 aus Rauchgasen ist heute meist noch unwirtschaftlich. Es gibt aber erste kommerzielle Anwendungen, wie etwa die Produktion von gefälltem Calciumcarbonat unter Einsatz von CO2 aus der Abluft von Papierfabriken.
  6. Agrar-Reststoffe und andere Nicht-Holz-Pflanzen können bei der Produktion von Papier für bestimmte Einsatzfelder als Alternative zu holzbasierten Fasern genutzt werden.
  7. Durch Zusammenführung qualitätskontrollierter Reststoffe aus mehreren Unternehmen können Mengenschwellen für hochwertige wirtschaftliche Verwertungslösungen leichter überwunden werden.
  8. Abwässer können bei geeigneten Randbedingungen effizienter aufbereitet werden, etwa indem durch Zusammenführung von Abwässern der Papierindustrie mit anderen Abwässern die erforderliche Nährstoffzusammensetzung erreicht wird und so zusätzliche Nährstoffzugaben vermieden werden können.
  9. Auch Niedertemperatur- Abwärme aus Papierfabriken kann genutzt werden, um Gebäudekomplexe zu heizen.
  10. Überschusswärme aus Papierfabriken kann in Kälte umgewandelt werden, um bestehende Wärmenetze im Sommer besser auszulasten oder um Kühlleistung etwa für Rechenzentren bereitzustellen.
  11. Papierfabriken können durch netzdienliche Fahrweise geeigneter energieintensiver Anlagen zur Netzstabilisierung beitragen, wobei ein erweiterter regulatorischer Rahmen zusätzliche Potentiale eröffnen könnte.
  12. So unterschiedlich Unternehmen verschiedener Branchen in ihren Kernprozessen sind, so ähnlich sind doch viele Querschnittprozesse, für die sich insbesondere bei räumlicher Nähe Synergien nutzen lassen.

Jürgen Schaller, Vorstandsvorsitzender Verband Bayerischer Papierfabriken, rief in seinem Schlusswort Papierindustrie und mögliche Kooperationspartner dazu auf,  gemeinsam vor Ort diese Vernetzungsansätze   zu prüfen und so einen Beitrag zur weiteren Verbesserung von Rohstoffeffizienz und Klimaschutz in Bayern zu leisten.

Projektpartner waren die bifa Umweltinstitut GmbH, der Verband Bayerischer Papierfabriken e.V., der Verband der Bayerischen Papier, Pappe und Kunststoff verarbeitenden Industrie e.V. und die Papiertechnische Stiftung. Die Moderation und Projektleitung erfolgte durch bifa. Gefördert wurde das Projekt durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz.

Eine Broschüre mit den wichtigsten Ergebnissen des Projektes und der Angabe geeigneter Vernetzungspartner für die zwölf Handlungsfelder ist online und als Druckversion ab sofort kostenlos erhältlich beim Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und bei den Projektpartnern.