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(20.07.2018 / sbr)

Ein Blick in das Mittelalter

Das Faksimile einer mittelalterlichen Urkunde herzustellen, ist ein komplexer Prozess. Restauratoren bedienen sich hierzu ausgeklügelter und kostenintensiver Techniken, um Verträge vergangener Zeiten möglichst anschaulich nachzubilden, wenn die Originale nicht gezeigt werden können. Mit dem Großformatdrucker Canon Pro-1000 gelingt es dem Dresdner Faksimileproduzenten Einhart Grotegut, diese hochspezialisierte Produktion wesentlich kostengünstiger zu gestalten.

Herausforderung

Ausstellungen in Museen wollen pädagogisch und historisch korrekt gestaltet sein. Der Ausstellungsmacher Einhart Grotegut hat sich seit vielen Jahren auf dieses Gebiet spezialisiert und arbeitet unter anderem für sächsische Schlösser und Burgen. Als ihm im Jahr 2008 eine Urkunde fehlte, die kurzfristig für eine Ausstellungseröffnung gebraucht wurde, musste er auf einem weiteren Gebiet kreativ werden: "Ich benötigte natürlich ganz schnell einen Ersatz und somit kam nur ein Faksimile in Frage. Alles, was ich hatte, war das Digitalisat der Originalurkunde", erinnert er sich. Bei dem Drucksystemhaus Sankopie Dresden, das sich auf Drucksysteme und -dienstleistungen spezialisiert hat, fand sein Anliegen Gehör. "Wir konnten in diesem Fall den Druckjob mit der damals maximal möglichen Qualität übernehmen. Daraus hat sich dann in den folgenden Jahren bis heute eine gute Partnerschaft auf diesem für uns zunächst ungewöhnlichen Gebiet entwickelt", sagt Markus Tröbst, Vertriebsleiter LFP bei Sankopie Dresden. Doch mit dem Drucken ist es für Einhart Grotegut nicht getan. Damit ein Faksimile einer mittelalterlichen Urkunde mit ihren Gebrauchs- und Altersspuren exakt entspricht, muss das Papier über rund drei Wochen mechanisch und chemisch behandelt werden. Auch Wasser wird bei dem Verfahren verwendet: "Das Papier, vor allem aber die Tinte, muss das aushalten", sagt Grotegut. Zahlreiche Drucker kamen während der Zusammenarbeit mit dem Dresdner Systemhaus zum Einsatz, mit durchaus wechselhaften Ergebnissen. Deshalb verzichtete Einhart Grotegut zunächst darauf, ein eigenes Digitaldrucksystem anzuschaffen.

Lösung

Der neue Canon Pro-1000, der vor allem für klassische Applikationen wie den professionellen Fotodruck und Fine Art Prints ausgelegt ist, hat eine Wende in der Faksimileproduktion für Einhart Grotegut gebracht. "Die ganze Behandlung für die nötige Patina mit Knittern, Brüchen, Wärmebehandlung, Wasserbehandlung und vielen weiteren Schritten ist für mich jetzt einfacher, da die pigmentierten Tinten dieses neuen Drucksystems den ganzen mechanischen und anderen Belastungen hervorragend standhalten. Es gibt weniger Ausschuss. Zudem ist die Bildqualität generell höher als bei allen Druckern, die wir bisher eingesetzt haben." Da die Nachfrage nach Faksimiles kontinuierlich steigt und die Arbeiten von Einhart Grotegut heute in ganz Deutschland nachgefragt werden, hat sich der Dresdner Ausstellungsgestalter deshalb erstmals für die Anschaffung eines eigenen Systems entschieden. "Der Pro-1000 bietet aufgrund seiner technischen Voraussetzungen die ideale Basis auch für diese Art von Applikation", bestätigt Markus Tröbst. Die Bildbearbeitung der digitalen Vorlagen, meist im TIF-Format, ist für Einhart Grotegut dank des intuitiven Print Studio Pro-Plugins von Canon denkbar einfach. Die professionelle Druckvorschau zeigt exakt alle Farbabstufungen der zu druckenden Urkunden. Gleichzeitig überzeugt das neue Digitaldrucksystem durch seine Geschwindigkeit. Die von Grotegut häufig verwendeten säurefreien Papiere im Format A2 mit einer Grammatur von 150 g/m² lassen sich binnen weniger Minuten zügig bedrucken. Durchschnittlich sind 10 bis 20 Andrucke notwendig, um eine erfolgreiche Farbabstimmung mit dem meist nicht ausleihbaren Original durchzuführen.

Nutzen

"Die optische Qualität, die sich mit dem Canon Pro-1000 erzielen lässt, eröffnet völlig neue Applikationen für die Anwender – was sich letztlich ja in dieser sehr speziellen Applikation der Faksimileproduktion zeigt", sagt Markus Tröbst. Die Haltbarkeit der pigmentierten Tinten ist es denn auch, die Einhart Grotegut restlos überzeugt hat. "Das Ergebnis ist so gut, dass ich die Papiere mit jeglicher Struktur und Textur ausstatten kann, um eine echte, mittelalterlich anmutende Optik und Haptik zu erzielen. Mechanische Arbeiten, wie etwa das feine Anschleifen von Papier, sind so für mich erheblich einfacher geworden." Auch Wasser, das er für die Bearbeitung einsetzt, kann den Tinten nichts anhaben. Alle handwerklichen Arbeitsschritte lassen sich so heute noch einfacher in das von Grotegut entwickelte fotothermische Faksimilierungsverfahren einbinden. Die steigende Nachfrage deutscher Museen gibt dem Dresdner Experten recht. Zudem ist sein Verfahren dank des Digitaldrucks wesentlich kostengünstiger als klassische Faksimilierungsverfahren, wie sie von Restauratoren eingesetzt werden – das schafft einen klaren Wettbewerbsvorteil. "Jeder Anwender kann zudem neue Papiersorten schnell in das Farbmanagement des Druckers einbinden. Das steigert die Flexibilität in der Anwendung und ist nach unserer Erfahrung bei Systemen anderer Hersteller viel aufwändiger", so LFP-Vertriebsleiter Tröbst. Was am Ende einem über 1000 Jahre alten Pergament täuschend ähnlich sieht, hat also viele Arbeitsschritte hinter sich. "Dabei benötigen die von mir so hergestellten Faksimiles keine besonderen klimatischen Voraussetzungen in den Ausstellungsräumen", ergänzt Einhart Grotegut.