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(18.12.2017 / sbr)

Identische Maschinentechnik für zwei Standorte

Etiketten sind Plakate für den Marktauftritt im Miniformat. Diese Definition mag eigenwillig sein, im Falle der Ellerhold AG ist sie jedoch auch ein Erfolgsrezept. Großflächenplakate bilden den Ursprung des Unternehmens. Seit einigen Jahren zählen jedoch auch Verpackungen und Etiketten zum Produktprogramm. In Zirndorf erläutert Maximilian Ellerhold, welche Überlegungen zur Installation zweier Rollenoffsetmaschinen von Nilpeter zur Produktion von Haftetiketten geführt haben.

Der Anfang der Erfolgsgeschichte liegt 30 Jahre zurück. In Zirndorf bei Nürnberg gründete Frank Ellerhold 1987 eine Druckerei, die Plakate im Rollensiebdruck fertigte. Als gelernter Siebdrucker sah er dieses Verfahren bei kleineren Auflagen für die Außenplakatwerbung im Vorteil gegenüber dem Offsetdruck. Insbesondere die Kostenvorteile durch eine geringere Makulatur und die mehrfache Nutzung der Druckformen ermöglichten einen erfolgreichen Einstieg in den Markt.

Hohe Affinität zu innovativen Technologien

Aus den Anfängen als regionaler Plakatdrucker hat sich eine Unternehmensgruppe entwickelt, die 2016 mit über 630 Mitarbeitern einen Umsatz von 84 Mio. Euro erzielt hat. Wie Maximilian Ellerhold erklärt, ist die Geschichte des Unternehmens, das seit 2005 als Aktiengesellschaft firmiert, stark von der Experimentierfreudigkeit seines Vaters Frank Ellerhold geprägt. Neue Technik sei für ihn stets Anreiz gewesen, Vorteile zu erkennen und im Sinne der Kunden gewinnbringend zu nutzen, erinnert sich der heutige Vorstand für Produktion und Technik. Ein Beispiel war der Digitaldruck, der in Zirndorf bereits 1993 Einzug hielt.

Mit dem Etikettendruck kam Frank Ellerhold erstmals 2006 In Berührung, als die Offsetdruck Team GmbH & Co. KG übernommen wurde. Das Unternehmen in Witten, das im deutschen Markt vor allem als Plakatdrucker bekannt war, hatte als zusätzliches Standbein die Produktion von Nassleimetiketten für die Getränkeindustrie.

Etiketten als zusätzliches Standbein zur Zukunftssicherung

Obwohl der Etikettendruck zum damaligen Zeitpunkt nicht zum Portfolio gehörte, wurde dieses Marktsegment beibehalten und weiter ausgebaut. Einer der Hauptgründe für diese Entscheidung war der Einfluss der Digitalisierung auf den Plakatdruck. In großen Städten kommen anstelle von Plakatwänden heute teilweise schon neue Technologien wie großformatige LED-Bildschirme zum Einsatz. Im Gegensatz dazu sind Verpackungen und Etiketten durch digitale Medien nicht ersetzbar, da sie auch physische Funktionen zu erfüllen haben.

Mit der Akquisition der Berliner Goetz + Müller GmbH wurde der Produktbereich Etiketten drei Jahre später um eine Druckerei erweitert, die auf dieses Segment spezialisiert ist. Sie brachte sehr viel Erfahrung mit hochwertig veredelten Etiketten, z.B. für Spirituosen, in die Firmengruppe ein. 2014 stieß schließlich die dritte Etikettendruckerei dazu, als Frank Ellerhold das Unternehmen Offset Ketels in Wees bei Glücksburg aus der Insolvenz heraus kaufte. Die klassische Bogendruckerei hatte zuvor Aufträge verloren, weil internationale Großkunden seit Jahren vermehrt auf Rollenhaftetiketten umstellen. Die spürbar wachsende Nachfrage nach selbstklebenden Etiketten veranlasste die Ellerhold-Gruppe, ebenfalls in dieses Produktsegment zu investieren.

Digitaldruck und Rollenoffset installiert

Dazu gehörte beispielsweise die Entscheidung, am Standort Zirndorf Haftetiketten ins Programm aufzunehmen. Mit der Installation einer Digitaldruckmaschine sowie entsprechender Technik für die Weiterverarbeitung erfolgte der Einstieg vor allem mit Kleinauflagen, z.B. für Weinetiketten. Aufgrund der bundesweiten Standorte ist der Vertrieb überregional organisiert. Auf diese Weise konnten neue Kunden gewonnen und wertvolle Erfahrungen mit der Fertigung von Haftetiketten gesammelt werden.

Den nächsten großen Entwicklungssprung wagte das Unternehmen 2016 mit der Inbetriebnahme von zwei Kombinationsdruckmaschinen vom Typ Nilpeter MO-4 an den beiden Standorten Glücksburg und Zirndorf. Sie sind mit gleicher Technik ausgestattet. Der Schwerpunkt liegt auf dem Einsatz des Offsetdrucks in Kombination mit anderen Verfahren sowie umfangreichen Veredelungsmöglichkeiten. Zu diesem Zweck verfügen die Maschinen über acht Druckstationen, von denen fünf auf dem Offsetverfahren basieren. Alle Druckwerke können wahlweise mit Flexo- bzw. Siebdruck bestückt werden. Für hochwertige Veredelungen sind jeweils zwei FP-4-Prägeeinheiten integriert. Alle gängigen Veredelungstechniken wie Folienprägen (heiß und kalt), Blindprägen oder Kaschierung sind möglich.

Eine Besonderheit ist die Ausstattung der Offsetrotationen mit einer Inline-Mess- und Regelanlage von Lithec. Das System, das der Firma Ellerhold aus dem Bogenoffsetdruck bekannt ist, kommt dabei erstmals an einer Nilpeter-Maschine zum Einsatz. Es soll zum einen die Makulaturquote niedrig halten, was im Hinblick auf den hohen Materialwert von manchen Haftverbunden eine wichtige Rolle spielt, und zum anderen auch die Mitarbeiter bei der Bedienung der Maschine unterstützen.

Geschäftsaufbau mit langem Atem

Aufgrund der bestehenden Kundenstruktur ist in Glücksburg die Auslastung mit entsprechenden Aufträgen schnell gestiegen. Von den dortigen Erfahrungen in der Anlaufphase profitieren auch die Zirndorfer Kollegen. Weil die Firmengruppe aus der Vergangenheit mit der Situation vertraut ist, sich schrittweise und möglichst langfristig in einem neuen Markt erfolgreich zu etablieren, räumt man sich auch in diesem Fall vergleichsweise viel Zeit zum kontinuierlichen Aufbau des neuen Geschäftsfeldes ein. Eindrucksvolles Beispiel ist die eigene Kartonfertigung, mit der die Firma Ellerhold 2004 schon einmal Neuland betrat. Inzwischen ist die Erzeugung und Bedruckung von offsetkaschierter Wellpappe für Displays und Verpackungen ein Geschäftszweig, der längst in der Gewinnzone angekommen ist und mittlerweile rund 11% zum Gruppenumsatz beiträgt.

Die Etikettenproduktion um das Segment der Rollenhaftetiketten zu erweitern, stufen Stephan und Maximilian Ellerhold – die beiden Brüder bilden inzwischen den Vorstand der Ellerhold AG – als wichtiges Zukunftsprojekt ein. Ihren Schwerpunkt sehen sie dabei im Bereich der hochwertigen und vielfältig veredelten Etiketten, z.B. für den Getränkemarkt, insbesondere für Wein und Spirituosen.

Entscheidungsfindung in großer Runde

Welche Bedeutung das Projekt für die Unternehmensgruppe hat, ist am Weg der Entscheidungsfindung ablesbar. In einer großen Runde mit der Geschäfts- und Produktionsleitung der beiden Standorte Zirndorf und Glücksburg wurden die Vor- und Nachteile der seinerzeit vorliegenden Angebote verglichen. Obwohl bis dahin noch nie so viele Parteien innerhalb des Unternehmens in eine Entscheidung eingebunden waren, fiel die Wahl pro Nilpeter MO-4 einstimmig aus. Die Maschine bot für die speziellen Anforderungen an beiden Standorten das passende Gesamtkonzept.

Im Vorfeld der Entscheidung standen Demonstrationen bei drei in die engere Wahl gekommenen Druckmaschinenherstellern sowie mehrere Besuche bei Anwendern auf dem Programm. Das Augenmerk lag dabei vor allem auf wichtigen Kenndaten aus der Praxis wie Rüstzeiten mit Farb- und Druckformwechsel oder Auftragsdurchlaufzeiten. Bei allen wichtigen Kriterien hatte die Nilpeter-Technik die Nase vorn.

Zusätzlich hatte Ellerhold den Maschinenanbietern äußerst knifflige Motive für Drucktests vorgelegt, um die Qualität der Offsetdruckwerke zu prüfen. Auch hierbei konnte der dänische Maschinenhersteller die Erwartungen erfüllen. Letztendlich gaben aber die verschiedenen Möglichkeiten im gesamten Bereich der Weiterverarbeitung den Ausschlag für Nilpeter. Dass die Nilpeter GmbH als deutsche Niederlassung und gleichzeitig auch Vertretung der Firma Prati am Ende auch noch die Umspul- und Konfektioniersysteme des italienischen Herstellers geliefert hat, war für beiden Seiten ein willkommener Bonus.

Herausforderungen stets als Wachstumschance genutzt

Drei Jahrzehnte genügten der Ellerhold-Gruppe, um sich in verschiedenen Marksegmenten erfolgreich zu etablieren. Beim Start im Jahr 1987 war Firmengründer Frank Ellerhold Quereinsteiger im Nischenmarkt der großformatigen Plakate. Weil das Anpacken immer wieder neuer Aufgaben und Herausforderungen quasi zur Philosopie der Unternehmensgruppe gehört, verfügt sie heute über sechs Standorte, an denen im vergangenen Jahr insgesamt 630 Mitarbeiter einen Umsatz von 85 Mio. Euro erzielt haben. Neben Plakaten in seinen verschiedenen Formen umfasst das Produktprogramm inzwischen auch Displays, Etiketten und Verpackungen.

Auf dem Weg zur heutigen Bedeutung gab es immer wieder grundlegende Entscheidungen, die den Unternehmenserfolg jeweils maßgeblich beeinflusst haben. Dazu zählt beispielsweise der Aufbau eines zweiten Produktionsstandortes in Radebeul bei Dresden im Jahr 1999. Eine Pionierleistung war auch die Entwicklung zur so genannten Plakatfabrik. Statt die einzelnen Teile eines Plakats plano auf Paletten zur Verfügung zu stellen, begann Frank Ellerhold 2003 damit, sie nach dem Druck auch gleich zu schneiden und zu falzen, so dass sie den Kunden im Bereich der Außenwerbung fertig vorbereitet für das Anbringen an die Plakatwände ausgeliefert werden konnten. Diese Art des Full Service ist heute Standard in der gesamten Branche.

Formatgrößte Bogenoffsetmaschine

Zur Erhöhung der Produktionskapazitäten nahm das Unternehmen 2004 mit der ersten Rapida 205 von KBA die weltweit formatgrößte High-Tech-Offsetdruckmaschine in Betrieb. Um eine zu große Abhängigkeit durch die Konzentration auf die Plakatwerbung zu reduzieren, wurde gleichzeitig der neue Produktbereich Displays und Verpackungen aufgebaut, der vor allem die Vorteile des Großformats nutzt. Mit dem Einstieg in das Etikettengeschäft wurde das Geschäft auf noch mehr Standbeine verteilt. 2016 war der Umsatzanteil von Kartonage, Displays und Etiketten bei Ellerhold auf gleichem Nivaeu wie die Außenwerbung. Etiketten trugen bereits ca. 35 bis 40 Prozent zum Umsatz bei. Das mit 10 bis 15 Prozent derzeit kleinste Marktsegment der Verpackungen und Displays hat dabei in Zukunft besonders großes Entwicklungspotenzial.