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(14.12.2017 / sbr)

Gedruckte Elektronik trifft Haute Couture

Technik zum Anziehen ist ein Wachstumsmarkt, der nicht nur den Sport- und Gesundheitssektor umfasst. Immer mehr Modedesigner integrieren gedruckte Elektronikelemente in ihre Kollektionen. Smarte Kleidung ist auch ein Thema auf der LOPEC, internationale Fachmesse und Kongress für gedruckte Elektronik, vom 13. bis 15. März 2018 in München.

Im Takt der Atemzüge leuchtende Kleider und Pullis, die einen per Handysignal umarmen: Die gedruckte Elektronik revolutioniert das Modedesign und macht unser Outfit interaktiv. "Leuchtdioden, Sensoren und andere Bauteile für Kleidungsstücke müssen nicht nur hauchdünn und leicht, sondern auch dehn- und waschbar sein. Das ist ein sehr interessantes Anwendungsfeld", betont Dr. Klaus Hecker, Geschäftsführer der OE-A (Organic and Printed Electronics Association), Mitveranstalter der jährlich stattfindenden LOPEC. Vom 13. bis 15. März richtet sich die internationale Leitmesse für gedruckte Elektronik ausdrücklich auch an die Modebranche. Im Sport- und Gesundheitssektor liegen die smarten Textilien schon länger im Trend.

Cutecircuit aus London, ein Pionier in Sachen elektronischer Mode, wird seine Technologie in einem Plenarvortrag auf dem LOPEC-Kongress vorstellen. Das Unternehmen hat unter anderem ein Abendkleid mit über 10.000 integrierten Leuchtdioden entworfen, die animierte Bilder auf dem fließenden Stoff zeigen. Tragbare Elektronik kann aber weit mehr als bunt blinken. Sie verleiht unserer Kleidung Funktionen, die mit keiner anderen Technologie umsetzbar wären. Ein Beispiel dafür ist das Soundshirt von Cutecircuit. Es wurde für taube Personen entworfen und lässt sie Konzerte spüren. In das Gewebe sind 16 Mikroaktuatoren eingebunden, die Klänge in Vibrationen umwandeln – Geigen spürt man zum Beispiel auf dem Arm, das Schlagzeug im Rücken. Ähnlich funktioniert das Hug ShirtTM, das den Träger sanft drückt, wenn eine Person ein Umarmungssignal per Handy ans Shirt schickt.

Bleibt die Frage, wie strapazierfähig die smarten Kleidungsstücke sind. "In den vergangenen Jahren konnten Materialforscher sowohl die Waschmaschinentauglichkeit der Elektronikkomponenten als auch die allgemeine Belastbarkeit deutlich steigern", sagt Hecker. So haben Forscher vom niederländischen Holst Centre Textilien mit integrierter Elektronik entwickelt, die bis zu 100.000 Dehnungszyklen sowie über 25 Wasch- und Trocknergänge unbeschadet überstehen. Der LOPEC Kongress widmet sich dem Thema ebenfalls: Professor Takao Someya von der Universität Tokio, Mitglied im Scientific Board der LOPEC, geht in seinem Vortrag auf leitfähige Silberpasten ein, die sich um das Fünffache dehnen lassen.

Da die LOPEC die gesamte Wertschöpfungskette der gedruckten Elektronik spiegelt, sind auch Anlagenbauer aus dem In- und Ausland in München mit ihren neusten Technologien vertreten. Die Elektronikkomponenten werden entweder direkt auf das Gewebe oder auf dünne Folien gedruckt, die sich auf das Textil laminieren lassen. Zukünftig könnten die Gewebe sogar komplett aus leitfähigen Materialien bestehen. Cutecircuit hat ein "kleines Schwarzes" aus dem Wundermaterial Graphen entworfen, einem leichten und dennoch extrem stabilen Kohlenstoffmaterial mit einer außergewöhnlich hohen elektrischen Leitfähigkeit. Der Clou: Ins Kleid eingebundene Sensoren nehmen das Atmungsmuster der Trägerin auf, ein Mikroprozessor analysiert die Daten und verändert die Farbe von integrierten LEDs je nach Tiefe der Atemzüge.

Die Beispiele zeigen: Wenn zwei so unterschiedliche Branchen wie die Elektronikindustrie und die Modewelt verschmelzen, werden ungeahnte Dinge möglich. Hecker unterstreicht: "Damit der Transfer von der Idee ins alltagstaugliche Produkt gelingt, müssen Materialentwickler, Anlagenbauer, Designer und Hersteller von Beginn an eng zusammenarbeiten." Ihnen allen bietet die LOPEC das ideale Forum.