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(27.10.2017 / sbr)

Versandverpackung ist der "moment of truth"

Wie sieht die optimale Versandverpackung der Zukunft aus? Diese Frage stellte der bevh gemeinsam mit Thimm Verpackung beim ersten bevh-Verpackungstag in Wernigerode/Harz.

Vertreter aus Logistik, Online-Handel, Verpackungsherstellung und -entwicklung sowie der Forschung gaben darauf Antworten und zeigten Perspektiven auf. Im Mittelpunkt standen die verschiedenen Dimensionen von Produktschutz, Marketing und Nachhaltigkeit sowie die Diskussion, wie man diese sinnvoll zusammenbringt.

Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) leitete mit den Ergebnissen seiner repräsentativen Verbraucher-Befragung aus Oktober 2017 ein: Der Produktschutz sowie eine unkomplizierte Entsorgung und Retoure sind für den Konsumenten die wichtigsten Kriterien einer Versandverpackung. Teilweise ist der Konsument sogar bereit, dafür mehr zu bezahlen. Die Zahlungsbereitschaft nimmt aber spätestens bei Kriterien wie dem Auslastungsgrad der Verpackung, Nachhaltigkeit und attraktiver Gestaltung und Branding deutlich ab. Diese Herausforderungen sollten die Verpackungshersteller, Online-Anbieter und Logistikdienstleister annehmen und kluge, effiziente Konzepte entwickeln.

Als ein Best-Practice-Beispiel präsentierte das Schweizer Start-up yamo eine Verpackung für den Versand von Baby-Brei. Die Einstoff-Lösung aus Wellpappe, welche von Thimm Verpackung produziert wurde, verfügt über einen integrierten Sicherheitsverschluss. Gleichzeitig nutzt yamo die Verpackung als Markenbotschafter und zur direkten Kommunikation mit seinen Kunden. Der Wellpappenvordruck für yamo wird auf der weltweit größten digitalen Rollendruckmaschine bei Christiansen Print in Ilsenburg produziert. Bei der Live-Besichtigung der Anlage bekamen die Teilnehmer einen Eindruck, welche Möglichkeiten sich mit dieser neuen, digitalen Technologie für die Individualisierung, aber auch für die Nachverfolgbarkeit und den Diebstahlschutz bieten. Denn, da waren sich die Teilnehmer und Dozenten einig: Die Verpackung ist im Online-Handel der "moment of truth", also der erste Eindruck, den der Kunde von dem bestellten und häufig in Vorfreude erwarteten Produkt bekommt. Dieser wirkt sich direkt auf die Kundenzufriedenheit aus.

Aufschlussreiche Einblicke, wie das Spannungsfeld zwischen Produktschutz, Markenkommunikation und Prozessoptimierung bei einem "big player" der Branche gemeistert wird, gab der Mode-Anbieter Zalando. Bei einem Umsatz von 3,6 Milliarden Euro im Jahr 2016 und über 250.000 Artikeln bedarf es eines ausgeklügelten Verpackungs- und Logistikmanagements, das mit dem schnellen Unternehmenswachstum Schritt hält.

Das Home-Shopping Unternehmen HSE24 treibt die Suche nach Antworten auf immer individuellere und flexiblere Belieferung der Kunden voran. Der Online-Händler rät, dabei die Lieferkette ganzheitlich zu analysieren und Hand in Hand mit den Logistik-Partnern zusammenzuarbeiten.

Neue Ansätze in puncto Mehrweg standen ebenfalls auf der Agenda: Hier referierten Vertreter von DHL, Global Player der Logistikbranche, sowie dem finnischen Jung-Unternehmen RePack.

Ein weiteres Topthema des Tages war der Online-Handel mit Lebensmitteln. Zwar ist der Anteil im Vergleich mit anderen Segmenten wie Mode oder Elektronik in Deutschland noch sehr gering, wächst mittlerweile aber stark an. Im dritten Quartal 2017 lag das Wachstum laut bevh bei 26,6 Prozent. Auch hier herrschte beim Verpackungstag Einigkeit: Neue Segmente, wie der Online-Handel mit gekühlten Lebensmitteln verlangen der Branche gute Ideen und Entwicklungsbereitschaft ab.

Das Vertrauen der Verbraucher ist dabei ein maßgeblicher Faktor. Der erste Eindruck der Verpackung wirkt sich unmittelbar auf die Wahrnehmung der Produktqualität aus. Des Weiteren besteht die Herausforderung, möglichst umweltfreundliche Materialien zu verwenden und effektiv einzusetzen. Die Firma Landpack aus Alling in Bayern, stellte dazu ihre Produktlösungen vor. Landpack produziert ökologische Isolierverpackungen.

Das Fraunhofer Institut zeigte auf, dass Verpackungen zukünftig auch neue Funktionen in der Prozesskette einnehmen können. Das Institut entwickelt eine natürlich konservierende Frischhaltefolie für Lebensmittel. Beim Versand kühlpflichtiger und nicht-kühlpflichtiger Ware setzt aktuell auch das deutsche Institut für Normung an und leitet ein Konsortium, das bis 2018 ein Temperatur-Konzept in Form der DIN SPEC 91360 definiert.

Aufgrund der positiven Resonanz der Teilnehmer kündigte der bevh bereits eine Folgeveranstaltung an.