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(08.06.2017 / saj)

Heidelberg stellt neue Wachstumsstrategie vor

Umsatz und Ergebnis sollen bis 2022 deutlich steigen - Übernahme des Geschäfts mit Lacken und Drucksaalchemikalien von Fujifilm für die Region EMEA.

Die Heidelberger Druckmaschinen AG unterstreicht im Rahmen der heutigen Bilanzpressekonferenz 2016/17 mit der Vorstellung einer neuen Unternehmensstrategie ihren Führungsanspruch innerhalb der Druckmaschinenbranche. Der Vorstand präsentiert dazu ein Maßnahmenpaket, das unter dem Namen "Heidelberg goes Digital!" seinen für die kommenden Jahre prägenden strategischen Fokus auf den Themen Technologieführerschaft, digitale Transformation und operative Exzellenz haben soll. 


Durch eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen will man nach dem Turnaround in die Gewinnzone nun bis 2022 auch ein kontinuierliches Wachstum auf einen Konzernumsatz von rd. 3 Mrd. Euro erzielen. Dabei soll die Profitabilität nochmals auf ein Ebitda von 250 bis 300 Mio. Euro und einen Nachsteuergewinn von mehr als 100 Mio. verbessert werden. Im Geschäftsjahr 2016/17 lag der Umsatz bei knapp über 2,5 Mrd. Euro, das Ebitda bei 179 Mio. und das Ergebnis nach Steuern bei 36 Mio.


"Wir werden in den nächsten fünf Jahren wieder der wachstumsstarke und profitable Leuchtturm unserer Branche werden", so Vorstandsvorsitzender Rainer Hundsdörfer. "Wir haben die Erfolgsfaktoren hierfür definiert und bereits die ersten Maßnahmen eingeleitet. Damit beginnt für uns eine neue Wachstumsära."


Innovationen, Digitalisierung und mehr Effizienz auf allen Ebenen


Innerhalb der vergangenen fünf Jahre ist da Unternehmen mit einem Restrukturierungsprogramm und einem Portfolioumbau der Turnaround in die Gewinnzone gelungen. Das Ebitda wurde gegenüber 2012 bei leicht rückläufigen Umsatz verdoppelt; nach Steuern weist der Konzern – nach einem Verlust von 230 Mio. Euro vor fünf Jahren – 2017 einen Gewinn aus. Das nun avisierte profitable Wachstum bis 2022 soll durch folgende strategische Kernthemen angeschoben:

 

- Technologische Führerschaft basiert, wie es heißt, auf ständigen Innovationen im Sinne des Anwendernutzens, um durch höchste Effizienz aller Prozesse in Druckereibetrieben die Produktivität zu steigern und Kosten zu senken. Das Unternehmen strebt dabei die Vorreiterrolle beim Thema Digitalisierung ("Simply Smart/Smart Print Shop") mit seinem Push-to-stop-Konzept und beim industriellen Digitaldruck für den Verpackungsmarkt mit den Produktreihen "Labelfire" und "Primefire" an. Hierdurch soll der Marktanteil im Digitaldruck von derzeit unter 5% nahezu verdoppelt und ein zusätzliches Umsatzpotenzial von rd. 200 Mio. Euro bis 2022 generiert werden.

 

- Die digitale Transformation umfasst dabei die Digitalisierung und Integration der bislang eher getrennten Themenkomplexe Equipment, Software, Service und Consumables beim Anwender  mit einer einfachen, transparenten Preisgestaltung aller Leistungen. Damit soll der gesamte Arbeitsprozess beim Anwender aus einer Hand, über eine E-Commerce-Vertriebsplattform adressiert werden. Dies reduziere die Komplexität und die Kosten der Anwender bei gleichzeitig gesteigerter Produktivität. Hierdurch soll in den kommenden fünf Jahren der Marktanteil bei Consumables von heute 5 auf knapp 10% zulegen und ein zusätzliches Umsatzpotenzial von 250 Mio. Euro gehoben werden. 


In diesem Zusammenhang ist auch die Übernahme des Europageschäfts mit Lacken und Druckchemikalien von Fujifilm in der Region EMEA zum 1. Juli mit einem Umsatzvolumen von rd. 25 Mio. Euro zu sehen. Mit der Übernahme expandiert Heidelberg im Wachstumssegment mit Verbrauchsmaterialien. Die Transaktion ist ein weiterer Schritt für die Umsetzung der Wachstumsstrategie hin zu einem für die spezifischen Anwenderbedürfnisse entwickelten bereichsübergreifenden Gesamtangebot - und sie baut zudem die Marktposition bei Lacken und Drucksaalchemikalien aus.

 

Digitale Transformation beinhaltet auch, dass das Unternehmen künftig sein Know-how bei anderen Betrieben des Anlagen- und Maschinenbaus sowie bei Start-ups anbieten will. Dabei kommt ihm die Expertise in den Bereichen Software und Engineering im Zuge der neuen Möglichen von Industrie 4.0 etwa über Möglichkeit des Angebots einer IT-Suite, einer Cloud-basierten Plattform und von Produktionskapazitäten zugute. 


So lassen bereits heute Firmen aus dem Industriesektor wie z.B. Big-Rep ihre neuesten Produkte zur additiven Fertigung (3D-Drucker) von und bei Heidelberg produzieren. Somit sollen bis 2022 zusätzliche Umsätze von rd. 50 Mio. Euro bei einer deutlich überproportionalen Profitabilität geschaffen werden. Die gerade realisierte Akquisition des Softwareanbieters Docufy zur Stärkung des Geschäftsbereichs "Digital Platforms" und zum Ausbau des Industrie-4.0-Angebots unterstreicht die Ambitionen in diese Richtung (siehe Meldung vom 6. Juni).

 

Verbesserung der Profitabilität


Die oben genannten strategischen Themenblöcke sollen bis 2022 zusätzliche Umsätze von min. 500 Mio. Euro generieren. Die zusätzlichen Maßnahmen rund um operative Exzellenz umfassen Effizienzverbesserungen auf allen Ebenen hin zu einem agilen Unternehmen – ohne ein neues umfangreiches Restrukturierungsprogramm. Dies betrifft die Verschlankung der Strukturen und Prozesse, die Umsetzung einer agilen Produktion, den laufenden Umzug der Forschung und Entwicklung an den Standort Wiesloch-Walldorf oder die gerade angestoßene Optimierung beim Tarifmodell der Logistik. 


Insgesamt sieht man hierdurch in den nächsten fünf Jahren Potenzial zur Senkung der Prozess- und Strukturkosten von rd. 50 Mio.  Zudem sollen sich die bereits umgesetzten und weiter fortgesetzten Maßnahmen zur Senkung der Finanzierungskosten positiv auf das Nachsteuerergebnis auswirken. Hier erwartet Heidelberg eine weitere Reduzierung von rd. 15 Mio. Euro €.

 

Um den Konzern für die digitale Zukunft fit zu machen wurden zum 1. April die Segmente "Heidelberg Digital Technology (HDT)" und "Heidelberg Digital Business und Services (HDB)" etabliert. Bei Ersterem sind das Sheetfed-Offset-Geschäft, der Etikettendruck und die Weiterverarbeitung zusammengefasst; hier werden die passenden Technologien und Produkte auch für neue Geschäftsmodelle entwickelt, produziert und vermarktet. Bei HDB steuert das Unternehmen seine Geschäfte mit Services und Verbrauchsmaterialien, Gebrauchtmaschinen sowie die digitalen Drucktechniken und Lösungen entlang der Wertschöpfungskette.

 

Jahr der Wegbereitung


Mit dem besten Schlussquartal seit 2008 konnte Heidelberg - wie am 5. Mai berichtet - im Geschäftsjahr 2016/17 die selbstgesteckten Jahresziele erreichen. "Im Geschäftsjahr 2016/17 haben wir uns nicht nur operativ spürbar verbessert, sondern auch unsere Bilanzqualität weiter erhöht. Wir verfügen über eine sehr solide Finanzstruktur, die es uns ermöglicht, die anstehenden Zukunftsinvestitionen für den Weg des Konzerns in die digitale Zukunft aus eigener Kraft zu stemmen. Unverändert wird unser zukünftiger Fokus weiter auf dem Asset Management und dem Cashflow sowie der Optimierung unseres Finanzierungsrahmens und damit des Finanzergebnisses liegen", sagt Finanzvorstand Dirk Kaliebe.


Im Geschäftsjahr 2017/18 will Heidelberg die Schwerpunkte auf Portfolioerweiterungen in wachsenden Märkten wie dem Verpackungs- und Etikettendruck, dem Digitaldruck, bei ausgewählten Verbrauchsmaterialien und bei Software legen – auch durch Akquisitionen. Durch eine intelligente Vernetzung des Lösungsangebots treibt das Unternehmen die Digitalisierung des gesamten Druckbetriebs bei seinen Anwendern voran und richtet sich mit neuen, digitalen Geschäftsmodellen an deren Lebenszyklus aus. Dies werde sich im Geschäftsjahr 2017/18 noch nicht spürbar niederschlagen, soll ab 2018/19 aber zu kontinuierlich steigenden Umsätzen führen.

 

Mit Investitionen und Innovationen im Bereich der Digitalisierung, des automatischen Druckens, des Verpackungs-, Etiketten- und Digitaldrucks sowie der datengetriebenen Services hat der Konzern, wie gemeldet wird, im Berichtsjahr seine führende Marktstellung behauptet und entgegen der Branchenentwicklung einen Auftragszuwachs erzielt, der im Geschäftsjahr 2017/18 einen Umsatz auf Vorjahresniveau ermöglichen soll.

 

Mit Maßnahmen zur Effizienzsteigerung will man im Geschäftsjahr 2017/18 eine Ebitda-Marge in einer Bandbreite von 7 bis 7,5% erzielen. Das Segment "Digital Technology" soll zu diesem Ergebnis innerhalb einer Bandbreite von 5 bis 7% beitragen, "Digital Business und Services" mit 8 bis 10. Das Segment "Heidelberg Financial Services" soll auch künftig einen positiven Ebitda-Beitrag leisten.

 

Infolge der anstehenden Transformationsaktivitäten und der Optimierung von Prozessen und Strukturen geht das Unternehmen, wie es heißt, auch im kommenden Geschäftsjahr von Sondereinflüssen auf dem Niveau des Berichtsjahres aus. Durch fortlaufende Optimierung des Finanzierungsrahmens sollen auch im Geschäftsjahr 2017/18 die Finanzierungskosten weiter gesenkt und somit das Finanzergebnis weiter entlastet werden. 


Vor diesem Hintergrund und vorbehaltlich der in den Rahmenbedingungen des Geschäftsberichts dargestellten insbesondere steuerlichen Risiken strebt Heidelberg erneut ein gegenüber dem Vorjahr moderat steigendes Nachsteuerergebnis an, das sich auch in den Folgejahren weiter erhöhen soll.