NEWS

(27.12.2016 / saj)

Gesundung dank "made in China"

Wie die "Neue Zürcher Zeitung" meldet, arbeite der weltgrößte Hersteller von Maschinen für die Verpackungsindustrie dank Fabriken in China und Indien zwar wieder profitabler. Doch bei der Digitalisierung seiner Produkte harze es.

Anleger haben Bobst im zurückliegenden Jahr wie kaum einer anderen Maschinenbaufirma Applaus spendiert. Der Aktienkurs der Westschweizer Gruppe mit weltweit 5000 Beschäftigten ist seit Jahresbeginn um mehr als 50% gestiegen. Das Unternehmen, das in diversen Kategorien der Herstellung von Maschinen für die Verpackungsindustrie Marktführer ist, hat damit die Früchte für eine deutliche Verbesserung der operativen Leistung geerntet.

 

Laut vorläufigen Berechnungen der Firma dürfte sich die Umsatzrendite auf der Stufe "Betriebsergebnis" (Ebit) für 2016 auf rd. 7% belaufen. Wie das Management bei einem Treffen mit Investoren in Aussicht gestellt hat, sollte im kommenden Jahr die Profitabilität ein ähnliches Niveau erreichen. Im Maschinenbausektor, in dem sich viele Schweizer Anbieter wegen der anhaltenden Frankenstärke und einer gedämpften globalen Konjunktur über eine Ebit-Marge von wenigen Prozent glücklich schätzen dürfen, sei dies eine respektable Leistung. Sie beweist, dass Bobst seit dem Krisenjahr 2012 - als im Zuge einer ebenfalls schockartigen Erstarkung des Frankens das Betriebsergebnis im Verhältnis zum Umsatz nur noch 1,5% betragen hatte - die Kostenstrukturen optimiert hat.

 

Interessenten können heute in den unteren Preissegmenten Maschinen beziehen, die nicht mehr aus einem europäischen Werk der Firma, sondern aus China oder Indien stammen. Dennoch bemerkten sie keinen Unterschied, heißt es. Bobst liefere überall dieselbe Qualität, versichert das Management. Frappant sind dagegen die Preisunterschiede. Während eine in Europa gefertigte Maschine vor wenigen Jahren noch für 1,2 Mio. bis 1,6 Mio. sfr verkauft worden sei, gebe es dieselbe nun aus China für 800.000, betonte Konzernchef Jean-Pascal Bobst auf der Investorenkonferenz mehrfach.

 

Während das Unternehmen aus Mex seine Profitabilität trotz Preisdruck wieder deutlich gesteigert hat, lastet dieser gleichwohl auf der Umsatzentwicklung. Wie Analytiker von Research Partners in einer Studie zu Bobst schreiben, kommt erschwerend hinzu, dass alte Maschinen für die Verpackungsherstellung nicht mehr zwingend 1:1 ersetzt würden. Neue Maschinen seien dank ausgeklügelten Systemen für die Automatisierung und die Steuerung nicht selten leistungsstärker als zwei oder drei Vorgängermodelle zusammen.

 

Laut den Prognosen der Bobst-Führung dürfte der Umsatz im kommenden Jahr wie schon 2016 nur leicht über 1,4 Mrd. sfr betragen und damit nach wie vor weit vom 2007 erreichten Rekordniveau von 1,7 Mrd. entfernt liegen. Die Anleger reagieren dennoch einigermaßen gelassen auf die angekündigte Stagnation des Konzernerlöses. 

 

Längerfristig dürfte der weltgrößte Produzent von Maschinen für die Herstellung von Verpackungen seine euphorisch gestimmten Aktionäre aber nur bei der Stange halten, wenn es ihm gelingt, sich auch beim Wachstum wieder deutlich zu steigern. Zentral dabei wird sein, wie gut Bobst die Umstellung von analogen auf digitale Systeme gelingt.

 

Ursprünglich war geplant, dass die Firma die ersten Maschinen für das digitale Bedrucken von Verpackungen 2017 lanciert. Die Geräte werden mit Spannung erwartet, weil sie ganz neue Möglichkeiten eröffnen. So lassen sich z.B. Verpackungen mit einem auf den einzelnen Endkunden zugeschnittenen Design und individueller Beschriftung herstellen. Im Online-Versandhandel tätige Unternehmen, die sich vermehrt von Konkurrenten abheben müssen, sind daran besonders interessiert.

 

Wegen technischer Probleme mit der Tinte, die Kodak zur Verfügung stellt, werde aus der Markteinführung der ersten digitalen Maschinen von Bobst vorläufig aber nichts. Man sei zwei Jahre im Verzug, räumte Jean-Pascal Bobst ein. Dass Konkurrenten außer Etiketten ebenfalls noch nichts digital in hoher Qualität und Geschwindigkeit zu bedrucken vermögen, ist für ihn ein schwacher Trost. Die Gruppe müsse sich in der Digitalisierung ihres Produkteportfolios sputen. Anderenfalls laufe sie Gefahr, von neuen Konkurrenten ausgebremst zu werden.