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(04.03.2024 / sbr)

Volles Haus beim Fogra Colour Management Symposium

Vor ausverkauftem Haus und mit begeisterten Teilnehmern fand das Fogra Colour Management Symposium (CMS) zum 9. Mal in München statt. 215 Personen von 142 Firmen aus 16 Ländern besuchten das Event am 21. und 22. Februar. Mit 19 Vorträgen und viel Zeit zum Austausch war das CMS wieder eine gute Mischung aus Wissensupdate und Networking. Für 2026 steht der Termin schon fest: 25. und 26. Februar.

In sieben Themenblöcken berichteten Anwender über die Trendthemen Kundenerwartungen, moderne Workflows, Druckqualität, Verpackungsdruck, Proofing und digitaler Textildruck. Mit einer eigenständigen Dekor-Session widmete sich die Fogra erstmalig dem Dekordruck. Dabei wurden die Ergebnisse des ersten Fogra Decoration Proofing Forums (FDPF) vorgestellt und die konkrete Umsetzung konnte zwischen den Sessions am Fogra-Stand begutachtet werden.

Auch gab es wieder ausreichend Zeit, sich in den Pausen und beim Bayerischen Abend mit den Referenten, Ausstellern und anderen Teilnehmern auszutauschen. Interessierte konnten an kurzen, farbwissenschaftlichen Experimenten teilnehmen. Konkret sollte die Streifigkeit und Körnigkeit von Mustern bewertet werden. Die Ergebnisse fließen im Nachgang in die Praxisforschung der Fogra ein. Zusätzlich sind sie auch eine wichtige Grundlage für die Masterarbeiten der beiden Colour Science-Studenten, die zurzeit bei der Fogra hospitieren.

Dass das CMS einen bedeutenden Platz in der Farbmanagement-Community einnimmt, bestätigt Jörg Krista von Alfred Kärcher: „Das CMS Symposium ist ein wichtiges, informatives Event, das jedes Mal alle Erwartungen übertrifft. Auch die abendlichen Treffen bleiben im Gedächtnis.“ Von besonderer Bedeutung sind dabei die Vorträge, die Praxisprobleme und -lösungen adressieren.

Aus Sicht der Brandowner und Markenartikler wurde in Session 1 geklärt, wie sich Kundenerwartungen managen lassen, moderiert von Prof. Florian Süßl (Berliner Hochschule für Technik).

Den Auftakt gab Uwe Hornung (Procter & Gamble). Er sprach über Farbangleichung bei globalen Markenartiklern. Und vor welchen Herausforderungen die Drucker bei den hohen Farberwartungen stehen. Im Anschluss erläuterte Marc Ramet (L’Oréal), welche Tools es für Farbmessung gibt und zeigte am Beispiel von einem umgebauten iphone-Spektrometer den Umgang für Experten und Nicht-Profis. Jörg Krista (Alfred Kärcher) beendete die erste Runde damit, wie sich der Druckstandard seit seinem letzten Vortrag auf dem CMS2022 weiterentwickelt hat. Sein Fazit: Farbabweichungen bei unterschiedlichen Druckereien lassen sich vermeiden, wenn die Sollwerte und der Kärcher-Farbraum überprüft und gemessen werden.

In Session 2 sprachen die Referenten über Farbqualität in modernen Farbworkflows unter der Moderation von Rabea Paysen (X-Rite).

Thomas Hebes (Burda Druck) eröffnete den Themenblock mit der Frage, worauf zu achten ist, wenn Offset-gedruckte Produkte im Digitaldruck weiterverarbeitet werden. Anschließend beschäftigte sich Michael Guggemos (Nägele Digital Repro) mit dem Spannungsfeld von Offset-Daten im Flexodruck mit einer Digitaldruckbewertung. Er zeigte auf, dass der ProzessStandard Digitaldruck (PSD) ein guter Ansatz ist, um die erreichte Flexoqualität zu bewerten. Daniel Hobmeier (F&W Druck- und Mediencenter) ging darauf ein, dass Standardisierung von den Druckdaten mit richtigem Output-Intent über die Druckmaschine bis hin zu Papier und Farbe zu einem Ergebnis führt, mit dem der Kunde zufrieden ist. Mit dem Fazit: Alles PSO-ready, alles fein.

Session 3 beschäftigte sich mit dem Highspeed-Inkjet von industriellem, Werbe- und Verpackungs-Druck. Eingeleitet und moderiert wurde diese Runde von Arjen Goldschmidt (Canon).

Didier Haazen (Group Joos) berichtete, wie sich zwischen UV-Offsetdruck und Inkjet-Rotationsdruck ein gemeinsamer Standard definieren lässt. Der erste Tag endete mit einem Einblick in die Dekor-Industrie: Wie lassen sich Farben auf dekorativen Oberflächen managen? Stefan Hoefs (CGS Oris) leitete die Session 4.

Royce Dodds (Dekor8) präsentierte die Ergebnisse des ersten Fogra Decoration Proofing Forums (FDPF). Die Fogra nahm hierbei die Position eines Schiedsrichters ein, die Spielregeln wurden gemeinsam im Vorfeld vereinbart. Relevante Dekore wurden dazu ausgesucht und von den teilnehmenden Firmen Metis, CGS und X-Rite gescannt und reproduziert. Die Fogra hat die Originale unter kontrollierten Abmusterbedingungen gemessen und diese Messungen mit den Reproduktionen (Renderings und Surface-Proofs) verglichen. Dabei kam die weltweit erste in einem ISO-Standard definierte Bildabstandsmetrik SIM-PDE der ISO 24585 zum Einsatz. Sie ist im Dekordruck schon länger etabliert. „Messen im Bild“ wird also langsam Realität und die Fogra plant aufgrund des großen Interesses das Forum weiter fortzusetzen. Daneben erklärte Beau Boutmans (Unilin), wie mit zuverlässigen Farbreferenzen Einheitlichkeit zwischen Digital- und Analogdruck geschaffen werden können. Und wie Standardisierung im Dekordruck vom Feind zum Freund werden kann, zeigte Malte Tadday (Interprint). Die Sorge, dass Kunden selber produzieren, wenn es zur Standardisierung kommt, teilt er nicht. Vielmehr ist er der Überzeugung: „Kunden sind nur zu Druckdienstleistern geworden, weil sie mit den bisherigen Angeboten nicht zufrieden waren.“

Nach dem offiziellen Teil des ersten Tages fand sich ein Großteil der Teilnehmer noch beim geselligen Abend im bayerischen Ambiente ein. Neben regionaler Küche lockerte Dr. Hanno Hoffstadt das Social Event mit einem Vortrag über Fluoreszenz auf. Ein kleines Quiz, gesponsert von GMG Color, sorgte für einen launigen Ausklang.

Der zweite Symposiumstag wurde mit Prüfdruck und Druckqualität im Verpackungsdruck in Session 5 von Moderator Jürgen Seitz (GMG Color) eingeleitet.

Gestartet wurde mit Michael Van den Putte (VitraPack). Dabei zeigte er auf, wie Brand Owner von Standardisierung profitieren können. Allan Høgholm Jørgensen (Elopak) berichtete über die Erweiterung des Farbraums, indem ECG mit Flexodruck kombiniert wird. Sind 100 % digitale Arbeitsabläufe durch Soft- und Hardproofing wirklich möglich? Wojciech Kocinski (Constantia Flexibles) erklärte seinen Ansatz und betonte, dass „Malen nach Zahlen“ machbar ist.

Die vorletzte Runde beschäftigte sich mit den Lösungen für den Textildruck. Durch Session 6 führte Dr. Kiran Deshpande (Siegwerk).

Den Anfang machte Mike Strickler (MSP Graphic Services). Sein Thema war das Farbökosystems im digitalen Textildruck und an welchem verbesserten Workflow er aktuell arbeitet. Jens Deutschman (Sachsen Fahnen) brachte zahlreiche Tipps und Tricks für eine passgenaue Profilierung und erklärte, worauf man aufpassen muss, wenn Farbgenauigkeit zählt. Dabei ging er auch auf die Herausforderungen ein, wenn Fahnen im Innen- oder Außenbereich eingesetzt werden. Heike Hafke (Vista Print) zeigte die Vorteile, die der neu entwickelte FOGRA58-RGB-Austauschfarbraum der Fogra hat. Damit lassen sich nicht nur Farben korrekter darstellen, sondern auch die Verschmutzungen werden geringer und das Schriftbild wird verbessert.

Die abschließende Session 7 moderierte Dr. Julie Klein von der Fogra, in der spannende Ansätze und neue Trends besprochen wurden.

Dr. Ralf Grieser (Bundesdruckerei) nahm das Publikum auf eine Exkursion in die Welt der Sicherheitsdokumente mit. Anschaulich stellte er da, welche Bedeutung Farbe für die maschinelle Lesbarkeit von Ausweisen hat. Den Entwicklungsweg der Farbmanagementstandardisierung, also der Fogra-Standards, zeichnete Jürgen Seitz (GMG Color) nach und zeigte, welche Punkte für anstehende Druckstandards geklärt werden müssen. David Möller (4Packaging) erklärte die Vorteile, die eine Standardisierung beim Verpackungstiefdruck hat und lädt alle ein, bei dem neuen digitalen Profil mitzumachen.

Der Termin für das nächste Fogra Colour Management Symposium 2026 steht schon fest: 25. und 26. Februar. Mehr Informationen und Buchungsmöglichkeiten unter: https://fogra.org/veranstaltungen/symposien/colour-management-symposium.