Als Anbieter softwaregetriebener Inspektionssysteme für die Druckvorstufe und den Drucksaal hat die EyeC GmbH in ihrer Hamburger Produktion nur begrenzte Möglichkeiten zum Ressourcenschutz. Dafür entfalten ihre Produkte laut Marketing & Documentation Director Dr. André Schwarz umso mehr Hebelwirkung.
Das Interview führte der VDMA.
Laut Vereinten Nationen droht sich der globale Ressourcenbedarf bis 2050 zu verdoppeln. Wie trimmen Sie Ihre Produktion auf mehr Ressourceneffizienz?
Da wir in erster Linie Software entwickeln, sind unsere Möglichkeiten hier vor Ort begrenzt. Aber wo es möglich ist, da handeln wir. So nutzen wir energieeffiziente Computerhardware für unsere Inspektionssysteme und bieten beispielsweise eine intelligente Beleuchtungsabschaltung an, um den Stromverbrauch in Leerlaufzeiten zu senken. Auch beim Programmieren steht der effiziente Betrieb im Fokus. Daneben fördern wir ÖPNV-Tickets unserer Beschäftigten, haben in unserem Gebäude auf LED-Beleuchtung umgestellt, nutzen grünen Strom, Recyclingpapier sowie per QR-Code abrufbare digitale Broschüren, um einige Beispiele zu nennen.
Wie helfen Ihre Lösungen Kunden dabei, Rohstoffe effizienter zu nutzen?
Ressourceneffizienz gehört zum Kern unseres Geschäfts. Unsere Inspektionssysteme decken selbst kleinste Fehler und Qualitätsabweichungen auf. Das beginnt mit der Prüfung in der Vorstufe, so dass fehlhafte Vorlagen erst gar nicht in den Druck gehen. Gerade wenn es um fremdsprachige Dokumente und um komplexe Grafiken geht, ist Inspektionstechnik dem menschlichen Auge weit überlegen. Wo sie Fehler aufdeckt, die noch in der digitalen Vorstufe korrigiert werden, sinkt die Zahl der Fehldrucke und damit der unnötige Verbrauch von Papier, Farben, Energie sowie von Maschinen- und Arbeitszeit. Natürlich kommen Qualitätsabweichungen auch im Druckprozess vor. Für die menschlichen Sinne sind heutige Geschwindigkeiten im Rollen- und Bogendruck zu hoch. Dagegen erkennen unsere Kamerasysteme Abweichungen zuverlässig; so ist es möglich, den fehlerhaften Prozess zu stoppen oder temporär auftretende Mängel exakt zu lokalisieren und dokumentieren. Druckereien können die betroffenen Bögen gezielt aussortieren oder fehlerhafte Abschnitte einer Rolle zentimetergenau herausschneiden. Ohne Inspektionssystem wird im Zweifel die ganze Charge entsorgt und neu gedruckt. In der Weiterverarbeitung ist unsere Technik im Einsatz, um fehlerhaft geprägte, veredelte, gefalzte oder beschnittene Exemplare zu identifizieren. Je früher in der Prozesskette Fehler auffallen, desto höher die Einsparungen an Papier, Pappe, Druckfarben, Veredlungsfolien und Energie. Gerade bei aufwändig veredelten Faltschachteln für Spirituosen oder Parfüms fällt das ins Gewicht. Gleiches gilt für Pharmaverpackungen mit Brailleschrift, die beim kleinsten Fehler aus Gründen der Arzneimittelsicherheit komplett entsorgt werden müssen.
Welche Rolle spielt dieses Thema in Ihrer Forschung und Entwicklung?
Die Qualitätsanforderungen unserer Kundschaft nehmen seit einigen Jahren enorm zu. Getrieben ist dieser Trend vor allem durch global agierende Markenartikler. Wir optimieren unsere Systeme daher auf das immer präzisere Erkennen und Lokalisieren von Fehlern und auf schnelleres Warnen der Nutzer hin. Wo beim Herausschneiden eines fehlerhaften Rollenabschnitts früher einige Meter Sicherheitsabstand gelassen wurden, geht es heute um Zentimeter. Aber auch kleinste Qualitätsabweichungen, die früher häufig durchgewunken wurden, möchten unsere Kunden heute erkennen und aussortieren. Und das bei einigen hundert Metern pro Minute im Rollendruck oder mehr als 20.000 Bögen pro Stunde. Das setzt hochentwickelte Kamerasysteme samt optimaler Ausleuchtung voraus. Zudem muss die Bilddatenverarbeitung Schritt halten. Das Nadelöhr sind heute nicht die Kameras oder unsere Rechner, sondern tatsächlich die Datenleitungen.
Ist die Nachfrage nach ressourceneffizienten Lösungen eher regulatorisch oder eher durch mögliche Kosteneinsparungen getrieben?
Beides greift ineinander. Jede Druckerei möchte Makulatur, Fehldrucke und auch die Fehler in der Weiterverarbeitung auf ein Minimum senken. Denn es ist vergeudetes Geld und vertane Zeit; bleiben Fehler unentdeckt, drohen obendrein vermeidbare Konflikte mit der Kundschaft. Abgesehen davon gibt es in der Pharmabranche strikte gesetzliche Vorgaben, die Druckereien einhalten müssen. So ist beispielsweise die Prägehöhe der Braille-Punkte exakt genormt. Daneben stehen Ressourceneffizienz und Umweltstandards zunehmend im Fokus der Regulierung. Dieser Trend ist in der Pharmabranche und der Lebensmittelindustrie deutlich sichtbar. Als Anbieter von Inspektionssystemen profitieren wir davon. Zugleich hilft er unserer Kundschaft, unnötigen Ressourcenverbrauch und damit verbundene Kosten zu vermeiden. Und letztlich profitieren wir alle, weil die gleiche Druckleistung mit deutlich geringerem ökologischem Fußabdruck erbracht wird.
Was sollten Gesetzgeber unternehmen, um ressourceneffiziente Technologien zu fördern?
Die Prozesswelten der Druckindustrie sind so heterogen und die globalen Märkte so verschieden, dass Einzelmaßnahmen hier ins Leere laufen. Von daher ginge es eher darum, Innovationen mit Fokus auf Ressourcenschutz zu fördern und übergreifende Effizienzziele zu formulieren. Finanzielle Anreize können der Entwicklung durchaus auf die Sprünge helfen. Aber die wachsenden Qualitätsanforderungen, das Ziel des Vermeidens unnötiger durch Fehler verursachter Kosten und das global zunehmende Umweltbewusstsein greifen in unserem Markt schon heute direkt ineinander – und treiben die Entwicklung der Druckindustrie in die richtige Richtung. Diese Botschaft gilt es, weltweit zu verbreiten.
Bildmaterial: EyeC
Noch keine Kommentare vorhanden.
Sie müssen angemeldet sein, um Kommentare abgeben zu können.