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(06/15/2012 / atz)

Wirtschaftliche Lage der baden-württembergischen Druckindustrie stabil

Nachdem die Druckindustrie über Jahre hinweg von dem konjunkturellen Aufschwung der Gesamtwirtschaft abgekoppelt war, verzeichnet die Branche in Baden-Württemberg 2011 erstmals wieder einen positiven Umsatzsaldo. Wie der Verband Druck und Medien meldet, sind die Umsätze von 2,53 Mrd. Euro im Jahr 2010 auf 2,57 Mrd. Euro im Jahr 2011 angestiegen.

Damit lag das Umsatzwachstum bei 1,6 Prozent allerdings immer noch deutlich unterhalb des Wachstums in der Gesamtwirtschaft. Sorge bereitet dem Verband die Tatsache, dass im 1. Quartal 2012 ein Umsatzminus von 7 Prozent zu verzeichnen war. Wichtige wirtschaftliche Faktoren, wie Kapazitätsauslastung und Auftragsbestände, sind im Jahr 2011 konstant gegenüber 2010 geblieben.

Die Ertragslage in der Druckindustrie sei nach wie vor unbefriedigend, heißt es in dem Wirtschaftsbericht des VDMBW. Erst eine Kapazitätsauslastung über 85 Prozent führe zu positiven Ertragszahlen. Die Kapazitätsauslastung lag 2011 aber unter 82 Prozent. Dazu kommt demnach, dass der Ertrag durch eine teilweise dramatische Erhöhung der Kosten belastet wird. So stiegen die Druckfarbenpreise 2011 gegenüber 2010 um 5,9 Prozent, die Preise für grafische Papiere um 3,5 Prozent. Auch leidet die Druckindustrie wie alle mittelständischen Branchen unter dem Anstieg der Strompreise, diese schlagen mit 8,5 Prozent zu Buche. Aufgrund der nach wie vor hohen Marktkapazitäten ist die Weitergabe von Kostensteigerungen in der Druckindustrie schwierig. Dies hängt auch damit zusammen, dass sich die Druckindustrie längst nicht mehr nur untereinander in Preisfragen in Konkurrenz sieht, sondern sich auch mit neuen Kommunikationstechnologien für Werbung vergleichen lassen muss.

Beschäftigtenzahl weiterhin zurückgehend

Dies führt dazu, dass in den statistisch erfassten Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern, die Druckindustrie in Baden-Württemberg nach wie vor rückläufige Zahlen zu verzeichnen hat. In den Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern werden rund 13.000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Verband geht davon aus, dass in den Betrieben unter 50 Mitarbeitern weitere rund 12.000 Mitarbeiter tätig sind. In den statistisch erfassten Betrieben betrug der Rückgang bei den Beschäftigten 2011 gegenüber 2010 rund 2 Prozent. 30 Betriebe mussten 2011 Insolvenz anmelden, im Jahr 2010 waren dies nur 19 Betriebe. Auch verzeichnet der Verband eine hohe Anzahl von Betriebsaufgaben und -stilllegungen, die nicht mit einer Insolvenz verbunden waren.

Anzahl der Ausbildungsverhältnisse gestiegen

Obwohl die konjunkturelle Situation in den Unternehmen der Druck- und Medienindustrie im Vergleich zur Gesamtwirtschaft nicht befriedigend ist, konnte die Anzahl der im Herbst 2011 neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse gesteigert werden. Vergleich man die Gesamtzahl der Auszubildenden im ersten Ausbildungsjahr mit dem Vorjahr, so ist ein Anstieg von 7 Prozent auf insgesamt 726 zu verzeichnen. Über die drei Ausbildungsjahre hinweg werden in der Druck- und Medienindustrie in Baden-Württemberg 2.091 Auszubildende beschäftigt. Die Ausbildungsquote (Zahl der Beschäftigten zu Ausbildungsverhältnissen) liegt damit über 10 Prozent. Die neuen Berufsbilder der Branche beflügeln insgesamt die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen.

Positive Umweltbilanz

In der Druck- und Medienbranche hat das Bewusstsein einer umweltschonenden Produktion eine große Bedeutung und spielt für die Akzeptanz in der öffentlichen Meinung eine große Rolle. Green-Printing und Nachhaltigkeit werden auch in Zukunft wichtige Themen für die Druckindustrie sein. So haben der Bundesverband Druck und Medien und die Landesverbände für die Unternehmen der Branche einen CO2-Rechner entwickelt, der die Ermittlung der CO2-Emmissionen für Druckprodukte und deren Kompensation ermöglicht. Der CO2-Rechner wird von den Mitarbeitern der printXmedia Süd bei den Mitgliedsfirmen eingeführt und die teilnehmenden Unternehmen erhalten das Logo Print-CO2-geprüft.

Ausblick 2012

Der Verband Druck und Medien in Baden-Württemberg e. V. hofft für das Jahr 2012, dass die Umsatzdelle aus dem 1. Quartal noch aufgeholt werden kann. Gründe hierfür sind vielfältig. Einmal fand im Mai die größte Branchenmesse für die Druckindustrie auf der Welt, die drupa in Düsseldorf, statt. Erfahrungsgemäß bringen derartige Messen für das Gesamtmedium Print positive Entwicklungen. Auch die sportlichen Großereignisse in diesem Sommer – Fußball-Europameisterschaft und Olympische Spiele – dürften positive Effekte für die Printwerbung haben.

Allerdings dürfte diese positive Erwartung nur dann in Erfüllung gehen, wenn die Gesamtwirtschaft weiter wächst. Zu mehr als 80 Prozent ist die Druckindustrie vom Werbeaufwand abhängig. Bisher rechnet der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) für 2012 mit einer Stagnation der Nettowerbeeinahmen. Die wirtschaftlichen Risiken aufgrund der Finanz- und Währungskrise bestehen für die Gesamtwirtschaft und haben damit auch Auswirkungen auf die Druckindustrie.