NEWS

(05/19/2016 / saj)

Druckindustrie unterliegt weiterhin einem Wandel

Aktuelle Zahlen des Bundesverbandes Druck und Medien (BVDM) zeigen, dass die Druckbranche 2015 einen Umsatzrückgang von 2% gegenüber dem Vorjahr verzeichnet hat. Steigende Bruttowerbeausgaben in Printmedien gäben für das laufende Jahr jedoch Anlass zu Optimismus.

Dies gab Wolfgang Poppen, Präsident des BVDM, auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes bekannt. Nach Schätzungen hat die deutsche Druckbranche im Jahr 2015 einen Umsatz von ca. 20,3 Mrd. Euro erwirtschaftet. Gegenüber dem vorjährigen Stand von 20,7 Mrd. Euro entspricht dies dem Minus von 2%.
 
Die Konjunkturindikatoren schrieben im ersten Quartal 2016 die Tendenz des Vorjahres fort: Der nominale Umsatzindex für fachliche Betriebsteile ab 50 Beschäftigten ist um 0,9% gegenüber dem Vorjahresquartal zurückgegangen. Der Produktionsindex für Betriebe ab 20 Beschäftigten verringerte sich um 0,7%.
 
Die Entwicklung einzelner Marktsegmente ist heterogen. So ging der Produktionswert der Werbedrucke und Kataloge – mit einem Anteil von ca. 41% das gewichtigste Segment in der Produktionsstruktur – um 2,5% gegenüber dem Vorjahr zurück. Auch Segmente der klassischen Verlagserzeugnisse wie Zeitschriften (-9,4%), Zeitungen (-4,5%) und Bücher (-5,6%) büßten an Wert ein.
 
Positiv entwickelten sich erneut die Produktionswerte von Katalogen (2,3%) und bedruckten Etiketten (3,5%). In den vergangenen sechs Jahren stiegen die Produktionswerte von Katalogen um 6% an, die der bedruckten Etiketten um mehr als 13%.
 
Der Produktionswert von Abziehbildern hat in den letzten sechs Jahren sogar um über 83% zugenommen. Auch wenn das Abziehbild mit einem Produktionswert von knapp 100 Mio. Euro bislang lediglich knapp 1% der Summe der Druckerzeugnisse ausmacht, belegen die Zahlen eine stark steigende und ausbaufähige Nachfrage. Sie speist sich aus Aktionen des Handels, Merchandising und Produkt-Promotion und ist vielfach auch mit dem Digitaldruck verknüpft.
 
Auf der Ebene der technischen Marktsegmente setzte sich der Trend des Digitaldruckverfahrens fort. 2015 wurden Produkte im Gesamtwert von 484 Mio. Euro druckformfrei gedruckt; ein Wachstum von über 80% gegenüber 2009.
 
Der Offset hält mit einem Anteil von 79% unverändert die Spitzenposition der Druckverfahren. Der Tiefdruck verliert seit Jahren an Bedeutung. Sein Anteil betrug zuletzt 11,8% (2009: 15,9), bei einem Wert von ca. 1 Mrd. Euro.


Anlass zum Optimismus hinsichtlich der Konjunktur im gesamten Jahr 2016 liefern die Bruttowerbeausgaben in Printmedien, die laut Nielsen im ersten Quartal wertmäßig ein Plus von 2,5% verzeichneten. Das entsprechende Werbevolumen stieg dabei um nahezu 6% gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit den Segmenten "Außenwerbung" und "Fachzeitschriften" als Hauptprofiteuren. Positive Impulse für die Druckbranche könnten zudem die prognostizierten Umsatzzahlen des Einzelhandels sowie der generelle Bedeutungsgewinn der Binnenwirtschaft für die deutsche Konjunktur auslösen.
 
Derzeit sind in der Druck- und Medienwirtschaft 8584 Druckbetriebe mit 139.146 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten tätig. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Rückgang von 2,9% bei den Betrieben und 2,4% bei den Beschäftigten.
 
Die Jahrespressekonferenz fand im Rahmen des Deutschen Druck- und Medientages in Bonn statt. Das Bild zeigt das Podium der Konferenz mit Dieter Kleeberg (Referent Technik + Forschung), Dr. Paul Albert Deimel (Hauptgeschäftsführer), Wolfgang Poppen (Präsident) und Bettina Knape (Pressesprecherin).
 
Die Chancen der Digitalisierung nutzen
 
Mit mehr als 300 Teilnehmern hat der Deutsche Druck- und Medientag 2016 im dritten Jahr seines Bestehens erneut seine Besucherzahlen gesteigert. Gäste und Referenten aus Wirtschaft und Politik sowie Gelegenheiten für Austausch und Networking machen die Attraktivität des Branchentreffs aus. Veranstaltet wurde der Deutsche Druck- und Medientag in diesem Jahr vom BVDM und dem Verband Druck + Medien Nord-West. Er stand unter dem Motto "Die Druckindustrie im digitalen Zeitalter − Herausforderungen und Chancen".
 
Einen spannenden Einblick in die Herausforderung Digitalisierung aus politischer Warte bot der EU-Kommissar für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft in der Europäischen Kommission, Günther Oettinger. Er wisse, dass sich solche Herausforderungen nur noch auf europäischer Ebene lösen lassen, und rief die Druckindustrie dazu auf, sich stärker als bisher europäisch zu organisieren.
 
Dr. Leonid Sergeev, CEO Deutsche Post E-Post Solutions GmbH, schilderte, wie sich Druckunternehmen – und nicht nur diese − künftig zu Multichannel-Dienstleistern der Kommunikation weiterentwickeln, die passgenau und adressatengerecht auf dem klassischen Postweg, via E-Mail, per Messenger wie Whats-App und anderen Kommunikationswegen arbeiten.
 
Dr. Steven Althaus, Leiter Markenführung BMW und Marketing Services BMW Group, beschrieb die Transformation einer Branche: Die Automobilindustrie wurde von neuen Playern wie Uber oder Tesla wachgerüttelt. Pioniergeist und "gesunder Verfolgungswahn" halfen und helfen dabei, sich dieser Herausforderung zu stellen – Tugenden, die Althaus auch der Druckindustrie ans Herz legte.
 
Der Deutsche Druck- und Medientag 2017 soll am 22./23. Juni in Berlin stattfinden.