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(11/26/2014 / saj)

Digital gedruckte Aufträge zurückgeholt

Den wasserlosen Offsetdruck mit der Viva 420 Aniflo von Codimag sieht die Erhard Küchler GmbH als Angebotsabrundung im oberen Qualitätsbereich.

Auf mehr als zweieinhalb Jahre Praxiserfahrung mit der Viva 420 Aniflo kann die Etikettendruckerei Erhard Küchler GmbH in Esslingen-Berkheim zurückblicken. Über die Investitionsentscheidung während der Labelexpo Europe 2011, die Bestellung der Maschine mit zehn Druckstationen bei der Chromos GmbH in Friedberg, die Inbetriebnahme Anfang 2012 sowie die seither gesammelten Erfahrungen sprach Fachautor Klemens Ehrlitzer mit Dirk Handler, Mitglied der Geschäftsleitung und Enkel des Firmengründers.


Obwohl der Firmen-Leitgedanke gegen den Strich der heutigen Zeit gebürstet scheint, ist er doch sehr erfolgreich. Während bei Etikettendruckereien üblicherweise die Spezialisierung im Vordergrund steht, um Effizienz und Produktivität immer weiter zu steigern, setzt Dirk Handler eher auf eine breite Vielfalt. 


"Wir schätzen internationale Konzerne gleichermaßen als Kunden wie regionale Handwerksbetriebe", erklärt er. Dementsprechend breit ist das Spektrum der Aufträge. "Weil wir versuchen, den örtlichen Kleinkunden mit der gleichen Wertschätzung zu behandeln wie den Global Player, ist schon so mancher Auftrag bei uns gelandet, der anderswo nicht ganz zum Fertigungsprogramm gepasst hat." Sehr oft habe die intensive Kundenbetreuung die Türe zu weiteren, zumeist lukrativen Aufträgen geöffnet. 


Auch die Bandbreite der Fertigungsverfahren ist groß: "Wir haben alle Technologien im Haus – außer Digitaldruck." Insgesamt verfügt die Firma Küchler seit der Installation der Viva 420 Aniflo von Codimag über 16 Druckmaschinen. 


"Mit unserer breit angelegten technischen Ausstattung können wir fast jedem Kunden die passende Fertigungsmöglichkeit für seine Anwendung anbieten, wie es Teil unserer Firmenphilosophie ist", so Handler. "Im Gegenzug setzt das natürlich qualifiziertes Personal voraus, das über sehr gutes technisches Fachwissen verfügt." 


Abrundung nach oben


Die Entscheidung zur Installation einer Maschine der Viva-Baureihe von Codimag mit Aniflo-Kurzfarbwerken für den wasserlosen Offset fiel 2011 während der Labelexpo Europe in Brüssel, als eine Ersatzbeschaffung für eine bis dahin genutzte Buchdruckmaschine anstand. Handler hatte dabei vor allem drei Kriterien im Fokus: Er suchte eine Druckmaschine, die eine qualitätsbezogene Abrundung nach oben darstellte. Speziell die Wahl eines modularen Systems, bei dem sich Druck- und Veredelungsverfahren kombinieren lassen, sollte für eine Ausweitung des Angebotsspektrums sorgen. Mittlerweile werden die verfügbaren Möglichkeiten insbesondere bei Verarbeitungsvarianten wie dem Laminieren sogar intensiver genutzt als ursprünglich angenommen. 


Zweites Ziel war die Steigerung der Produktivität. Dies gelang mit der Entscheidung für eine größere Bahnbreite. Mit 420 mm ist die neue Maschine mehr als zweieinhalbmal so breit wie das Vorgängermodell. Nicht zuletzt galt es außerdem die Bildqualität bei feinen Rasterverläufen zu verbessern, was bekanntermaßen eine der Stärken des wasserlosen Offsets ist. 


Bei diesem Druckverfahren betrat die Firma Küchler zwar Neuland. Der Einstieg in den wasserlosen Offset sei aber eher ein Schritt nach vorn als ein Wechsel mit Technologiebruch. Zur Entscheidung habe für auch beigetragen, dass das Unternehmen bereits positive Erfahrungen mit einer Buchdruckmaschine des französischen Herstellers gemacht hatte. 


"Bei der Auswahl der Aniflo-Maschine war für uns aus wirtschaftlichen Erwägungen wichtig, ein breites Spektrum an Auflagenhöhen und sehr unterschiedliche Anwendungen abdecken zu können", so Handler. "Je nach Auflage, Konstellation und Terminplanung sollen Aufträge flexibel auf die einzelnen Produktionslinien verteilt werden können. Die Viva 420 Aniflo passt sehr gut in unsere Job-Struktur." 


Beispielsweise sind die Stanzwerkzeuge auf allen semirotativen Maschinen verwendbar wie etwa der bestehenden Codimag Viva mit Buchdruckwerken. Im Ausnahmefall werden auch kleine Auflagen von 10.000 oder 20.000 Etiketten mit aufwendiger Veredelung wie Relief- und Heißfolienprägung auf der Viva Aniflo produziert. 

 

Ab 2000 Laufmeter wieder im Spiel


Von den flexiblen Einsatzmöglichkeiten der neuen Maschine profitiert das Unternehmen in vielfacher Hinsicht. So konnte Handler sogar Aufträge zurückgewinnen, die seit einiger Zeit im Digitaldruck gefertigt wurden: "Mit vielseitigen Kombinationsmöglichkeiten und günstigen Plattenkosten sind wir ab rd. 2000 Laufmeter wieder im Spiel, selbst wenn verschiedene Sorten zu drucken sind." 


Bei Kleinauflagen von wenigen hundert Etiketten sowie bei bestimmten Standard-4c-Jobs greift das Unternehmen aber wie bisher bevorzugt auf Partner zurück, über die diese Aufträge abgewickelt werden. Vor diesem Hintergrund würde ein tonerbasiertes Digitaldrucksystem kein geeignetes Produktionsmittel für seinen Betrieb darstellen. Für die zukünftige Investitionsplanung ist jedoch schon eine Vorentscheidung gefallen: Wenn digitale Drucktechnik in absehbarer Zeit Einzug halten sollte, dann in Form eines UV-Inkjet-Systems – vorzugsweise von Durst. 

 

In der Vergangenheit stellten Haftetiketten für Wein- und Spirituosen einen Bereich dar, in dem die Firma Küchler nur gelegentlich aktiv wurde. Seit der neuen Installation  wird dieses Segment nun ebenfalls mit wachsendem Erfolg bedient. Gerade in diesem Bereich hätten Kunden Erwartungen in Sachen Lieferfristen oder anzuliefernde Druckdaten, die viel Flexibilität erfordern. 


Der Lohn für die Anstrengungen in Sachen Beratung und Betreuung sind attraktive Aufträge, bei denen sich die umfangreiche Ausstattung der Codimag-Maschine auszahlt. Die zehn Druckstationen mit sechs Druckwerken für den wasserlosen Offset, zwei Flexolackierwerken, einer Rotationseinheit für die Heißfolienprägung bzw. Laminierung sowie einer servogesteuerten Reliefprägestation sind deshalb gut ausgelastet. Die Technik für die Prägeverfahren wurden Anfang 2012 nachgerüstet. Des Weiteren umfasst die Ausrüstung zwei Bahnreinigungssysteme, eine Corona-Anlage, eine automatische Quer- und Längsregistersteuerung mit Kamerasystem von Eltromat und eine elektronische Insetting-Steuerung, so dass auch ein mehrmaliger Maschinendurchlauf möglich ist. 


Parallel zur Anschaffung der Druckmaschine investierte das Unternehmen auch in eine eigene Fertigung der Offsetplatten. Auf diesem Gebiet leistete sich Handler den Luxus, einen Heidelberger Suprasetter zu installieren. Die Auslastung kann sich allerdings noch relativieren, wenn – wie geplant – in Zukunft eine zweite Offsetmaschine installiert wird. Zudem fügt sich die CTP-Anlage nahtlos in den vorhandenen Prinect-Workflow ein. 


Die Einführung von Aniflo und Laserbebilderung hat zudem positive Impulse für die firmeninterne Standardisierung ausgelöst. Weil z.B. Offsetplatten auch für Wiederholaufträge neu angefertigt werden und keine Archivierung stattfindet, wurde das System der Artikelnummern neu eingerichtet. Auch in der Vorstufe wurden die Arbeitsabläufe standardisiert, z.B. beim Trapping durch ein einheitliches Schema mit definierten Einstellungen. Unter dem Strich sollen die verschiedenen Maßnahmen einen deutlichen Rationalisierungseffekt bewirken.


Auf einem anderen Gebiet beobachtet Handler die Tendenz zur Rationalisierung aber mit gemischten Gefühlen. Bei Haftmaterialien versuchen manche Hersteller möglichst universell einsetzbare Produkte zu entwickeln, die sich global leichter vermarkten lassen: "Die Motivation der Anbieter ist aus kaufmännischer Sicht nachvollziehbar. Aber für Etikettendrucker, die für Kunden nach speziellen Problemlösungen suchen, ist das eine teilweise empfindliche Verringerung der Auswahlmöglichkeiten." Allein in seinem Unternehmen kennt er zahlreiche Anwendungsfälle, die aktuell nur mit einem bestimmten Nischenprodukt abzudecken sind.