Anlässlich des Starts der Weltleitmesse drinktec sieht der VDMA Fachverband Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen die Branche trotz großer Herausforderungen in einer guten Verfassung. „Die Stimmung in unserer Branche ist mehrheitlich gut. Der Export von Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen ist im ersten Halbjahr 2025 gegen den Trend im Gesamtmaschinenbau weiter auf Wachstumskurs. Wir erwarten für das laufende Jahr insgesamt ein Umsatzplus – in welcher Höhe ist aktuell schwer zu prognostizieren“, konstatiert Richard Clemens, Geschäftsführer des VDMA Fachverbandes Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen.
Deutscher Export steigt weiter
Mit einem durchschnittlichen Exportumsatz von 84 Prozent gehört der Fachzweig Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen zu den exportstärksten Branchen des deutschen Maschinenbaus. 2024 waren die Auslandslieferungen um 6 Prozent auf 10,6 Milliarden Euro gestiegen, im ersten Halbjahr 2025 legten sie erneut um 6 Prozent zu. Die EU-27-Märkte, in die 34 Prozent der Exporte geliefert werden, zeigen sich sehr robust und legten im Betrachtungszeitraum insgesamt um 10,2 Prozent zu.
Die USA sind seit vielen Jahren mit Abstand der wichtigste Markt für die deutschen Hersteller von Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen. Die Exporte sind kontinuierlich gestiegen und erreichten 2024 einen Höchstwert von 1,8 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2025 liegen die deutschen Lieferungen um 0,4 Prozent knapp unter dem Rekordwert des Vorjahres. Richard Clemens erwartet, dass trotz der Zollthematik viele Besucher aus den USA zur drinktec kommen werden. „Die amerikanische Lebensmittelindustrie ist mit über 1,5 Millionen Beschäftigten stärkste Branche im produzierenden Gewerbe der USA. Automatisierung und Kapazitätserweiterung gelten als stärkste Treiber für Investitionen. Die amerikanischen Unternehmen können ihren Technologiebedarf nicht lokal decken,“ sagt Clemens und weist auf die EU-Importe von Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen hin, die 2024 bei 5 Milliarden Euro lagen.
Auch China gehört zu den wichtigen Märkten für die Maschinenbauunternehmen. Die deutschen Exporte von Nahrungsmittelmaschine und Verpackungsmaschinen in die Volksrepublik sind seit 2023 im Sinkflug und im ersten Halbjahr 2025 um 29 Prozent unter den Vergleichswert des Vorjahres gefallen. Neben der anhaltenden Konjunkturschwäche hinterlässt auch die chinesische „Buy local“-Strategie ihre Spuren. „China bietet immer noch Geschäftspotenziale für deutsche Unternehmen – insbesondere im Hochleistungsbereich. Dies erfordert jedoch strategische Entscheidungen der Unternehmen in Richtung Lokalisierung, um im Markt wettbewerbsfähig zu sein“, kommentiert Clemens.
Mehr als die Hälfte der Exporte werden in außereuropäische Länder geliefert
Starke Impulse mit deutlich zweistelligen Wachstumsraten kamen im ersten Halbjahr 2025 aus knapp 40 Ländern in Asien, Naher Mittlerer Osten, Afrika und Lateinamerika, darunter Brasilien, Mexiko, Saudi-Arabien, Irak, Vietnam, Ägypten, Algerien, Ghana, Nigeria und Tansania. „Die Branche ist weltweit sehr breit aufgestellt, das sorgt grundsätzlich für gute Marktchancen“, fasst Clemens zusammen.
Europa führend im Weltmaschinenhandel
Die globale Lebensmittel- und Getränkeindustrie gehört zu den dynamischen Wachstumsbranchen und ist in vielen Ländern wichtigster Industriesektor. Daher steigen nicht nur die deutschen Exporte, auch das Welthandelsvolumen von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen wächst seit vielen Jahren kontinuierlich und erreichte 2024 einen vorläufigen Höchstwert von fast 54,5 Milliarden Euro.
Europäische Unternehmen sind deutlich führend im internationalen Handel mit Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen. Knapp 70 Prozent des Welthandels kommt aus Europa. „Damit ist der Nahrungsmittelmaschinen- und Verpackungsmaschinenbau aufgrund seiner hohen Spezialisierung, Leistungsfähigkeit und Innovationskraft die erfolgreichste Exportbranche des gesamten europäischen Maschinenbaus“, konstatiert Clemens. Italien und Deutschland stehen an der Spitze der wichtigsten Lieferländer mit einem Welthandelsanteil von jeweils 20 Prozent. Deutschland ist in einigen Teilbranchen noch stärker aufgestellt: So kam 2024 jede dritte international gehandelte Getränkeverpackungsmaschine und jede zweite Brauereimaschine aus Deutschland.
Positive Marktaussichten – globaler Getränkekonsum und Getränkevielfalt steigen
Die Zukunftsaussichten der Technologieanbieter sind positiv, denn die globale Getränkeindustrie wächst. So wurden nach Angaben von Euromonitor International im Jahr 2024 rund 1,1 Billionen Liter abgefüllte und verpackte Getränke weltweit verkauft. Laut Prognosen des britischen Marktforschungsunternehmens wird der Absatz bis 2028 um rund 14 Prozent zulegen. Den Regionen Afrika/Mittlerer Osten sowie Asien/Pazifik attestiert Euromonitor weiterhin zweistellige Zuwächse in diesem Zeitraum, während der Getränkeabsatz in den gesättigten Märkten nur wenig steigen wird. Hier stehen qualitatives Wachstum und Produktinnovationen im Mittelpunkt.
Laut Euromonitor wurden allein im Jahr 2024 weltweit 7.000 neue Produkte im Bereich alkoholfreier Getränke eingeführt, bei den alkoholischen Getränke waren es knapp 6.300 neue Produkte. Der größte Anteil der Innovationen kam in den USA, Kanada und den europäischen Ländern auf den Markt.
drinktec 2025 greift wichtige Themen und Trends auf
Demografische Entwicklungen, Gesundheits- und Ernährungstrends und immer kürzere Produktlebenszyklen bestimmen die Entwicklung der globalen Getränke- und Liquidfood Industrie. Zudem befasst sich diese Industrie in besonderem Maße mit hohen Anforderungen an Lebensmittelsicherheit und -qualität sowie mit effizienten und nachhaltigen Produktionsverfahren und Verpackungskonzepten, die unter Nutzung von Daten und digitalen Tools auf eine nächste Ebene gehoben werden.
Im Fokus der Getränke- und Liquidfood Industrie stehen intelligente Kreislaufsysteme und nachhaltiges Ressourcenmanagement sowohl im Produktions- als auch im Verpackungsprozess. „Hier sehen wir unsere Branche als wichtigen Teil der Lösung. Denn wer, wenn nicht der Maschinenbau, kann durch Innovationen entscheidend dazu beitragen, die Prozesse in den produzierenden Unternehmen wirtschaftlich, effizient und zugleich nachhaltig zu gestalten“, sagt Clemens. Der Digitalisierung komme in diesem Kontext eine Schlüsselrolle zu, um Einspar-, Optimierungs- und Verbesserungspotenziale entlang der Wertschöpfungskette zu identifizieren.
In Punkto Trends sieht Clemens die drinktec als klaren Impulsgeber. Steigendes Gesundheitsbewusstsein, der Wunsch nach Selbstoptimierung, neue Rezepturen, funktionale Inhaltsstoffe und die zunehmende Bedeutung von Proteinen in Getränken bieten neue Geschäftspotenziale.