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(08.10.2019 / sbr)

Asset Management nach ISO 55001

„Die Qualität des technischen Asset Managements ist in Unternehmen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Aktuelle Diskussionen um den Zustand der Deutschen Bahn richten das Augenmerk der Politik auf die Auswirkungen eines nicht-wirtschaftlichen Asset Managements – wie gesagt: auf die Auswirkungen. Es gibt jedoch verschiedene Kategorien von Ursachen, die in Unternehmen zu ähnlich katastrophalen Zuständen führen können wie bei der Deutschen Bahn und die weit über das eigentliche Asset Management hinausgehen.“

(Ein Beitrag von Dr. Manfred Fitzner, Inhaber der Beratung project biz)

Oft ist es doch so, dass die technischen Verantwortlichen die intern angeforderten Budgets für Instandhaltung und Erneuerung nicht freigegeben bekommen. Dann findet man sich eben damit ab, fährt seine Assets halt auf Verschleiß.

Ob dies eine nachhaltige Einstellung ist, seinen Job zu behalten? Irgendwann ist ein Zustand erreicht, an dem der Instandhaltungs- und Erneuerungsstau konzentriert angegangen werden muss, um das Unternehmen vor der Zerschlagung oder dem wirtschaftlichen Ruin zu retten. Also werden dedizierte Maßnahmen geplant, budgetiert und sollten nun schnellstens umgesetzt werden.

Personelle Ressourcen

Bekanntermaßen fordert das operative Asset Management personelle Kapazitäten, beginnend bei der Planung bis hin zur Ausführung der erforderlichen Maßnahmen. Allerdings wirken sich die Sparentscheidungen im Asset Management meist nicht nur auf die Maßnahmen, den Einkauf von Neuteilen, Ersatzteilen und Materialien aus – auch in den Teams werden nicht alle Kündigungen und Verrentungen ersetzt.

Jetzt aber setzt das Unternehmen eine neue Zielstellung ein: Die Assets (Netz, Anlagen, Systeme, Fahrzeuge, ...) sollen wieder in einen Zustand gebracht werden, der eine wirtschaftliche Nutzung garantiert. Nennen wir diese Entscheidung "Initiative 2020".

Ist eine Firma an diesem Punkt angelangt, kommt ein weiteres Problem hinzu: Da überalterte Assets eine steigende Ausfallkurve ausweisen, sind die vorhandenen Ressourcen weit mehr als geplant mit Entstörungen beschäftigt. Erschwerend kommt hinzu, dass gewerbliche Mitarbeiter mit technischem Background auf dem Bewerbermarkt schwer zu finden sind. Die Ausbildungsquoten wurden gesenkt, die Lehrwerkstätten reduziert. Das heißt, dass die benötigten Ressourcen – ein relevantes Mehr als vor der "Initiative 2020" – nicht ohne weiteres zur Verfügung gestellt werden können.

Damit kann der technisch Verantwortliche die Zielstellung der "Initiative 2020" nicht erfüllen. Die Geschäftsführung ereilt das Risiko der Vertragsverlängerung, Abteilungsleiter werden unter Druck gesetzt, persönliche Ziele können nicht erreicht werden.

Wie kann man vorbeugen?

Was hätten die technisch Verantwortlichen besser machen können? Welche Mittel und Methoden können eingesetzt werden?

Eine Antwort gibt die Reihe DIN ISO 55000ff: Führen Sie ein Asset Managementsystem ein. Das Argument: „… wir nutzen doch SAP PM …“ greift natürlich viel zu kurz. Ein Managementsystem beinhaltet viel mehr als das bloße Verwalten von Assets, Erfassen von Zustand und Alter und das Zuordnen und Abrechnen von Instandhaltungsaufträgen.

Ein Asset Managementsystem als übergeordnetes Controllingsystem verankert das Asset Management als Teil der Unternehmensstrategie. Idealerweise wird es so auch in den Führungsinstrumenten abgebildet, z.B. in der Balanced Scorecard. Wenn das Unternehmen gut aufgestellt ist, werden die Führungsinstrumente mit konkreten Kennzahlen gefüttert. Diese Kennzahlen und deren Überwachung liefert das Asset Managementsystem.

Kennzahlen wie Erneuerungsraten, Assetsubstanz, Störkennzahlen etc. werden auch heute schon beleuchtet. Werden hier aber auch Zusammenhänge (z.B. zwischen Maßnahmen- und Ressourcenbedarf) zwingend abgebildet? Werden komplexere Prognosen berechnet und führt die Verletzung einer Kennzahl (auch einer prognostischen) zu einem Alarm, der dann auch bei den Stakeholdern aufpoppt, d.h. z.B. als Mail automatisch versendet wird? Das will die Unternehmensführung eigentlich nicht. Dem Techniker aber würde es helfen, rechtzeitig die Freigabe für seine erforderlichen Budgets zu bekommen. Zumal regulierte Unternehmen wie z.B. Netzgesellschaften die Kosten zugunsten der Erlösobergrenze abbilden können.

Vorteile einer Zertifizierung

Eine Zertifizierung des Asset Managementsystems nach ISO 55001 wertet das Image des Unternehmens auf und bewirkt Vorteile bei der Unternehmensbewertung – insbesondere bei Unternehmen, die von  Konzessionsverträgen abhängig sind, z.B. bei Netzbetreibern. So bietet die GUT Certifizierungsgesellschaft für Managementsystem mbH Umweltgutachter (GUTcert) aus Berlin ihren Kunden eine externe Prüfung des Systems an und bescheinigt die Effizienz des Managementsystems durch ein Zertifikat.

Fazit

Wirtschaftliche Zwänge und Arbeitsverträge für Vorstände und Geschäftsführer über Maximalzeiträume von fünf Jahren führen eventuell zu einer nicht nachhaltigen Bewirtschaftung von Assets. Stakeholder wie Kommunen und Investoren, aber auch Mitarbeitervertretungen sollten darauf dringen, dass ein assetlastiges Unternehmen ein zertifiziertes Asset Managementsystem einführt und konstruktiv betreibt.

Ein zertifiziertes Asset Managementsystem kann für Marktteilnehmer einen relevanten Wettbewerbsvorteil bieten. Bei Konzessionsvergaben bzw. Ausschreibungen für den Betrieb von Versorgungsnetzen, Beleuchtung, für Verkehrslinien, Immobilienverwaltungen, Krankenhäuser, Großanlagen etc. wird das Unternehmen dem ausschreibenden Organ glaubhaft nachweisen, dass die erforderliche Sicherheit und Qualität eines nachhaltigen Betriebs garantiert ist.