Vom Lohnfertiger zum Technologieführer: Werner Thieme, der am 2. März seinen 90. Geburtstag feierte, kann auf ein überaus erfolgreiches Leben als Unternehmer zurückblicken. Die von ihm begründete Thieme GmbH & Co. KG ist heute eigenen Angaben zufolge international führend in ihren beiden Disziplinen: im Druckmaschinenbau und als Hersteller von Polyurethan-Formteilen.
Werner Thieme wurde am 2. März 1928 in Teningen geboren. Mit einer Schlosserlehre in den damaligen Kriegszeiten begann er seine berufliche Laufbahn, es folgten Stationen als technischer Zeichner und Großhandelskaufmann. 1960 wagte Werner Thieme schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete die Thieme Maschinenfabrik OHG, der bereits 1965 eine zweite Firmengründung, die Kunststoffe Werner Thieme KG, folgte. Seit 1993 sind beide Unternehmen unter einem Dach, der Thieme GmbH & Co. KG, vereint, die sich mit ihren Geschäftsbereichen Drucksysteme und Polyurethan erfolgreich in den jeweiligen Märkten etabliert hat.
Gespür für die Marktbedürfnisse
Ein Gespür für das, was der Markt verlangt, zeichnete Werner Thieme seit seinen Anfängen aus. So passte er sich stets flexibel den Bedürfnissen des Marktes an – produziert wurde das, was der Kunde brauchte. In einem Raum, der mit einer Drehbank, einer Fräs-, einer Bohr- und einer Kurzhobelmaschine ausgestattet war, gründete er 1960 seine Maschinenfabrik. Hergestellt wurden verschiedenste Maschinenteile im Lohnauftrag. Ab 1976 verlegte sich Werner Thieme auf den Bau von Siebdruckmaschinen und erfüllte sich damit seinen Traum von einem eigenen Produkt. In seiner zweiten Firma, der 1965 gegründeten Kunststofffabrik, wurde zunächst glasfaserverstärktes Polyester (GFK) verarbeitet, bis 1972 die Entwicklung und Herstellung von Formteilen aus Polyurethan begann.
Mit Augenmaß und Zielstrebigkeit hat es Werner Thieme verstanden, aus seinem anfänglichen "Gemischtwarenladen" einen internationalen Technologieführer zu schmieden. Durch Fokussierung auf die beiden Geschäftsfelder Siebdruckmaschinen und Polyurethan-Formteile begründete Werner Thieme den heutigen Erfolg des Unternehmens.
Heimatverbunden und zugleich offen für Neues
In den 1990er-Jahren hielt die beginnende Globalisierung auch bei Thieme Einzug und es entstanden Niederlassungen in Frankreich und in den USA. Zur Gründung des amerikanischen Werks 1995 lernte Werner Thieme extra Englisch, um mit seinen dortigen Geschäftspartner "direkt" sprechen zu können – in seiner Generation alles andere als selbstverständlich. Trotz aller Weltoffenheit stand die Treue zum Heimatstandort Teningen nie in Frage – hier, in den Gewerbegebieten Rohrlache und Breitigen, ist die Thieme GmbH & Co. KG nach wie vor ansässig. Am Stammsitz Teningen und in den ausländischen Niederlassungen zusammengenommen beschäftigt Thieme heute rund 350 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen konsolidierten Gesamtumsatz von 55 Millionen Euro.
Aus der aktiven Geschäftsführung hat sich Werner Thieme schon länger zurückgezogen und seinem Sohn das Zepter überlassen: Frank Thieme trat 1994 in die Geschäftsleitung ein und führt das Unternehmen seit 2004 als Hauptgesellschafter und alleiniger Inhaber. Allerdings schaut Werner Thieme immer noch regelmäßig "nach dem Rechten" und steht seinem Sohn mit seinem großen Erfahrungsschatz beratend zur Seite. Dabei ruht er sich keineswegs auf den Meriten der Vergangenheit aus, sondern versucht, weiter am Ball zu bleiben: Noch 2011 absolvierte er eine Internet-Schulung in Freiburg, um auch in der heutigen digitalen Welt "mitreden" zu können. Digital ist längst auch die Drucktechnik geworden: Die Thieme GmbH & Co. KG ist nicht nur "langjähriger Markt- und Technologieführer bei Siebdruckmaschinen", sondern hat auch ein eigenes Digitaldrucksystem entwickelt, um ihre Marktstellung im industriellen Druck weiter auszubauen. Auch im Kunststoffbereich hat Thieme längst den Wandel vom (austauschbaren) Teilelieferanten zum vollintegrierten Systempartner vollzogen, der Komplettlösungen von der Teileentwicklung bis zur Logistik anbietet.
Rückblick auf ein erfülltes Leben
An seinem 90. Geburtstag kann Werner Thieme nicht nur mit großer Zufriedenheit auf sein Lebenswerk als Unternehmer zurückblicken, sondern auch auf ein umfangreiches ehrenamtliches Engagement. So war er viele Jahre lang im Beirat und Vorstand des regionalen Wirtschaftsverbandes Industrieller Unternehmen Baden e.V. (wvib) und von 1996 bis 2002 dessen Präsident. Hinzu kamen Mitgliedschaften im Aufsichtsrat der Volksbank Emmendingen, im Industrieausschuss der IHK Südlicher Oberrhein und im Freiburger Universitäts-Beirat. Die Kräfte des Mittelstandes zu bündeln, um global besser zu agieren, wurde für ihn dabei zu einem zentralen Leitmotiv. Zahlreiche Ehrungen, von der Verdienstmedaille in Gold seiner Heimatgemeinde Teningen über die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg bis hin zum Bundesverdienstkreuz am Bande, würdigten die vielfältigen Verdienste von Werner Thieme, eines "mittelständischen Unternehmers par excellence".