Ein enorm hoher Kosten- und Wettbewerbsdruck sowie die zunehmende Schwierigkeit, am Markt das geeignete Personal zu rekrutieren, treiben die Druckindustrie um. Eine zusätzliche Herausforderung ist die Tatsache, dass Druckereien einen nennenswerten Teil ihres Umsatzes, den sie früher mit Aufträgen in hohen Auflagen erzielt haben, heute durch eine Vielzahl an kleinen Aufträgen erwirtschaften müssen. Mit herkömmlichen Arbeitsmethoden ist eine solche Auftragsstruktur nur noch schwer wirtschaftlich zu bewältigen.
Die Lösung ist eine konsequente Digitalisierung bzw. Automatisierung möglichst vieler Prozesse sowie der verstärkte Einsatz von Robotik, um manuelle Eingriffe auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Mit diesen Themen beschäftigte sich die Shift 2025, ein neues, zweitägiges Veranstaltungsformat der Heidelberger Druckmaschinen AG (Heidelberg) mit externen Referenten einerseits und interaktiven Praxis-Workshops andererseits. Mehr als 200 Gäste aus ganz Europa und aus Übersee nahmen an dem Summit teil.
Praxisbeispiele vermitteln Lösungsansätze
Der erste Tag stellte Praxisanwendungen aus verschiedenen Unternehmen in den Mittelpunkt. Einer der sechs Referenten war Rob Cross, Co-Geschäftsführer von Micropress Printers Ltd. (Reydon, England). Er schilderte, wie das Unternehmen dank Automatisierung, Robotik und KI seine Prozesse beschleunigt und den Personalmangel entschärft hat. Micropress produziert auf einer Speedmaster XL 106 mit Plate to Unit sowie auf mehreren Digitaldrucksystemen. Sämtliche Prozesse werden über Prinect gesteuert. An den Falzmaschinen setzen Roboter, unter anderem ein StackStar P von Heidelberg, die Pakete auf Paletten ab. Autonomous Mobile Robots (AMR) verschieben die Paletten zwischen den einzelnen Maschinen.
Bauer Packaging mit Sitz in Pfedelbach bei Heilbronn ist auf den Etikettendruck und die Verpackungsproduktion spezialisiert. Das Unternehmen hat die Produktion weitgehend digitalisiert. Mit der Kombination von Prinect Production von Heidelberg und Symphony von Ctrl-s werden die zahlreichen Etikettenaufträge gebündelt, die Nutzen automatisch ausgeschossen und auf mehreren Digitaldrucksystemen ausgegeben. Auf Polar Schneidetechnik berechnet Compucut Auto-Control vollautomatisch die Schneideprogramme. Täglich werden so rund 700 Aufträge ausgeführt. Bestellungen, die bis 19:00 Uhr eingehen, werden noch am selben Tag ab 21 Uhr ausgeliefert. Für die jährlich mehr als 600 Millionen produzierten Faltschachteln arbeitet Bauer Packaging u.a. mit einer neuen Hochleistungsstanze Mastermatrix 106 CSB.
Prinect Touch Free hebt Potenziale in der Digitalisierung
In der Druckindustrie ist das Spektrum, das digitalisiert und automatisiert werden muss, besonders groß. Es reicht vom Eingang eines Auftrags, über die Planung, die Produktion und die Materialwirtschaft bis zum Versand mit Rechnungsstellung und der Bewertung der KPI’s (Key Performance Indicators). Dieser weiten Thematik war der zweite Tag der Veranstaltung im Home of Print am Standort Wiesloch-Walldorf gewidmet. Heidelberg präsentierte sich gemeinsam mit Partnern als Lösungsanbieter und Systemintegrator für eine End-to-End-Produktion im Akzidenz- und Verpackungs-druck– von der PDF-Datei bis zum gelieferten Produkt.
Ein besonderes Augenmerk galt der hybriden Druckproduktion mit der Speedmaster Technologie einerseits und Digitaldruck mit der Jetfire 50 bzw. Versafire Systemen andererseits. Im Zentrum stand die vollautomatische Workflow-Steuerung über den neuen Workflow Prinect Touch Free. Die KI-gestützte Software leitet einen Auftrag eigenständig und ohne menschliches Zutun durch den gesamten Herstellungsprozess, immer unter Berücksichtigung des kostengünstigsten Produktionsweges, der jeweils freien Kapazitäten, des aktuellen Auftragsbestands und der Liefertermine. Prinect Touch Free soll wie geplant ab Ende 2025 verfügbar sein.
„Mit Shift hat Heidelberg eine einzigartige Plattform ins Leben gerufen, auf der sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer vernetzen, das Thema digitale Transformation diskutieren und Impulse für Lösungsansätze erhalten können, sagt Dr. David Schmedding, Vorstand für Technologie und Vertrieb bei Heidelberg. „Wir wollen Kunden mit unserem ganzen Prozess-Know-how und unserer Erfahrung bei der Prozessdigitalisierung partnerschaftlich begleiten.“ Heidelberg wird das Format daher aufgrund der überaus positiven Rückmeldungen weiterführen. Die Branche darf sich schon jetzt auf die Shift 2026 freuen!