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(09/24/2025 / sbr)

FachPack 2025: Verbände beleuchten EUDR, PPWR und Recyclingfähigkeit faserbasierter Verpackungen

Mit einem abwechslungsreichen und hochaktuellen Vortragsprogramm haben der Fachverband Faltschachtel-Industrie e.V. (FFI), Pro Carton und die Branchenallianz 4Evergreen auf der FachPack 2025 wichtige Impulse gesetzt. Am 23. und 24. September bot der Gemeinschaftsstand in Halle 3A eine kompakte Bühne für die Themen, die die Verpackungsindustrie derzeit am stärksten bewegen: die Europäische Entwaldungsverordnung (EUDR), die geplante Verpackungsverordnung (PPWR) sowie die Recyclingfähigkeit faserbasierter Verpackungen. Die Resonanz der Fachbesucherinnen und -besucher zeigte eindrucksvoll, wie groß das Interesse an Orientierung und fundierter Information rund um Regulierung, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit ist.

Verbraucher erwarten Nachhaltigkeit

Zum Auftakt stellte Winnie Mühling (Pro Carton) die aktuelle European Consumer Packaging Perceptions Study 2025 vor. Die Untersuchung macht deutlich, dass faserbasierte Verpackungen europaweit in der Gunst der Verbraucherinnen und Verbraucher ganz oben stehen. Insbesondere in Deutschland ist das Umweltbewusstsein ausgeprägt und wächst weiter. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten und Inflation suchen Konsumenten nach nachhaltigen Lösungen – auch wenn steigende Kosten das Kaufverhalten beeinflussen. Die Studie zeigt, dass gerade jüngere Generationen bereit sind, häufiger nachhaltige Produkte zu kaufen, während Marken gefordert sind, diese zu erschwinglichen Preisen anzubieten.

Die Befragung dokumentiert außerdem eine positive Entwicklung beim Recyclingverhalten: Verbraucherinnen und Verbraucher recyceln heute mehr als im Vorjahr. Recycling und Aufforstung gelten in Deutschland als wichtigste Hebel im Kampf gegen den Klimawandel. Verpackungen müssen daher vor allem einfach zu recyceln sein. Von Unternehmen erwarten Konsumenten die stärkere Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Zugleich zeigt sich, dass zwei von drei Verbraucherinnen und Verbrauchern nach wie vor Einwegverpackungen gegenüber Mehrweg bevorzugen – vorausgesetzt, die Einwegverpackungen sind recyclingfähig.

EUDR: Übergangsregelungen und Missverständnisse im Fokus

Wie die Branche mit den Anforderungen der Europäischen Entwaldungsverordnung umgeht, erläuterte Christian Schiffers (FFI) in seinem Vortrag zu EUDR-konformen Faltschachteln. Besonders praxisrelevant waren seine Ausführungen zu Aufträgen, die im kommenden Jahr auf den Markt kommen, obwohl das Ausgangsmaterial Holz noch im Übergangszeitraum bis Ende 2025 geschlagen wurde. In diesen Fällen sind nach der aktuellen Rechtslage keine Sorgfaltserklärungen mit Geodaten oder Referenznummern erforderlich und möglich. „Die Weitergeltung der bisherigen Regelungen der EU-Holzhandelsverordnung hat der Gesetzgeber ausdrücklich vorgesehen, damit Wertschöpfungsketten nicht blockiert werden“, erklärte Schiffers.

Ein weiterer Schwerpunkt war die Abgrenzung von Pflichten entlang der Lieferkette. Schiffers stellte klar, dass Markenartikler nicht automatisch EUDR-Pflichten übernehmen müssen, sobald Verpackungen befüllt sind. Ab diesem Zeitpunkt gilt die Verpackung rechtlich als funktionales Produkt zum „Stützen, Tragen und Schützen“ – und fällt nicht mehr unter die Verordnung. Ein Anspruch auf EUDR-Daten gegenüber den Verpackungsherstellern lasse sich daher nicht begründen. Entscheidend für die Einordnung sei stets der anzuwendende Zoll-Code: Für leere Verpackungen gelte der Verpackungscode, bei befüllten Verpackungen der Code des Produkts. Diese Differenzierung stieß bei den Zuhörenden auf großes Interesse, da sie für Klarheit im Umgang mit Auftraggebern und Lieferanten sorgt.

Recyclingfähigkeit als Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft

Gleich zwei Vorträge widmeten sich der Frage, wie sich faserbasierte Verpackungen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft gestalten lassen. Erkam Narinc (Stora Enso, für 4Evergreen) zeigte, dass auch beschichtete Faltschachteln recyclingfähig sind. Durch innovative Materiallösungen lassen sich hohe Barriereeigenschaften erreichen, ohne dass Qualität oder Leistung beeinträchtigt werden. Damit können Markeninhaber nachhaltige Verpackungen einsetzen, die gleichzeitig den Ansprüchen der Verbraucher entsprechen.

Im Anschluss stellte Andreas Helbig (Seda Group, für 4Evergreen) die 4Evergreen Toolbox vor, ein umfassendes Set an Instrumenten zur Bewertung der Recyclingfähigkeit. Die Allianz, die mehr als 75 Experten aus der gesamten Wertschöpfungskette vereint, verfolgt das ambitionierte Ziel, die Recyclingquote von faserbasierten Verpackungen bis 2030 auf 90 Prozent zu steigern. Die Toolbox basiert auf einem „Design for Recycling“-Ansatz, einem einheitlichen Laborverfahren, Bewertungsprotokollen und praxisnahen Richtlinien. Damit können Hersteller und Marken gezielt prüfen, ob ihre Verpackungen mit bestehenden Abfallbewirtschaftungs- und Recyclingprozessen kompatibel sind.

Helbig betonte, dass die Toolbox nicht nur eine theoretische Grundlage bietet, sondern bereits auf umfangreichen Praxistests basiert. Mehr als 100 reale Recyclingversuche wurden ausgewertet, um klare Handlungsempfehlungen etwa für Extrusionslaminierungen, Metallisierung oder Barrierebeschichtungen abzuleiten. Im Dezember 2022 erstmals veröffentlicht, liegt inzwischen eine erweiterte Version des Protokolls vor, die auf noch breiterer Datenbasis aufbaut.

PPWR: Neue Chancen für Karton und Faltschachteln

Abschließend nahm Horst Bittermann (Pro Carton) die geplante Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) in den Blick. Die Verordnung, die ab August 2026 schrittweise umgesetzt werden soll, bringt umfangreiche Pflichten für Lieferanten entlang der Verpackungskette mit sich. Faltschachtelhersteller (als sog. PPWR-Lieferanten) sind künftig verpflichtet, Abfüllern die relevanten Informationen zur Verfügung zu stellen, damit diese ihre Konformitätsverpflichtungen erfüllen können.

Bittermann machte deutlich, dass die PPWR nicht nur Herausforderungen, sondern auch Wachstumschancen für faserbasierte Verpackungen bietet. Kartonverpackungen profitieren von Ausnahmeregelungen bei Mehrwegvorgaben für Transport- und Mehrstückverpackungen. Auch die ambitionierten Recyclingquoten – 70 Prozent bis 2030 und 80 Prozent bis 2038 – sind nach seiner Einschätzung für Kartonverpackungen erreichbar. Damit droht ihnen kein Marktverbot. Anhand zahlreicher aktueller Beispiele zeigte Bittermann, welche Formate weiterhin zulässig bleiben und bei welchen Anpassungen erforderlich sind, etwa aufgrund von Minimierungsanforderungen. Diese Vorgaben orientieren sich an der Funktionalität der Verpackung und eröffnen gerade durch Verbote alternativer Materialien neue Marktoptionen für Karton und Faltschachteln.

Plattform für Austausch und Orientierung

Mit den Vorträgen auf der FachPack 2025 haben FFI, Pro Carton und 4Evergreen eine zentrale Plattform geschaffen, die Information und Diskussion zu den wichtigsten europäischen Regulierungen und Nachhaltigkeitsinitiativen bündelt. Die Vortragsreihe machte deutlich, dass EUDR, PPWR und Recyclingfähigkeit nicht nur regulatorische Themen sind, sondern entscheidende Faktoren für die Zukunftsfähigkeit der Verpackungsbranche. Das große Interesse am Gemeinschaftsstand zeigt: Die Branche sucht nach klaren Antworten – und findet sie zunehmend in den Lösungen, die faserbasierte Verpackungen bieten.