NEWS

(06/10/2015 / saj)

Flexo kann auch Kleinauflagen

Für die Installation der Nilpeter FA-4 Next hat die Marschall GmbH in Porta Westfalica ihren Einstieg in den Digitaldruck noch einmal zurückgestellt.

Etiketten für technische Anwendungen bilden den Schwerpunkt, seit das Unternehmen 1986 in die Produktion von Rollenhaftetiketten eingestiegen ist. Kleine bis mittelgroße Auflagen sind für die Firma in diesem Segment an der Tagesordnung. Auch wenn ein Digitaldrucksystem hier prädestiniert schien, hat sich Geschäftsführer Friedel Sellmann bei der letzten Maschineninstallation für eine Sechsfarben-Flexodruckmaschine vom Typ Nilpeter FA-4 Next entschieden. 

 

"Wir haben die Entwicklung im Inkjet-Druck ständig beobachtet. Den erwarteten Durchbruch haben wir in der Zeit leider nicht erkennen können", so Sellmann. "Trotz großer Fortschritte gibt es aus unserer Sicht noch einige Fragezeichen. Als vergleichsweise kleine Firma wollten wir nicht die Rolle eines Pioniers übernehmen, was eventuell die Existenz unseres Unternehmens hätte gefährden können." So stand am Ende die Entscheidung, den Einstieg in den Digitaldruck zurückzustellen. 


Die ursprünglichen Planungen sahen z.B. vor, analog zum bestehenden Maschinenpark eine weitere Flexodruckrotation mit einer Arbeitsbreite von 330 mm zu installieren. Dass Marschall am Ende eine mit 420 mm Bahnbreite in Betrieb genommen hat, ist auf verschiedene Gründe zurückzuführen. Bei dem jüngsten Modell aus der FA-Baureihe ist der Preisunterschied zwischen der 13- und 16-Zoll-Ausführung verhältnismäßig gering. Da die Rüstzeiten bei beiden Maschinenmodellen gleich sind, eröffnet diese Investition den Vorteil, gelegentliche größere Aufträge schneller und wirtschaftlicher produzieren zu können. 
Wirtschaftliche Alternative zum Digitaldruck


Die flexible Reaktion auf Kundenanforderungen wie kleinere Auflagen und kürzere Lieferfristen war ein zentrales Kriterium für die Auswahl der passenden Druckmaschine. Die FA-4 Next stellt dabei für  Sellmann eine echte Alternative zu digitalen Drucklösungen dar, wenn es um die Produktion von Kleinauflagen geht. Die verschiedenen Systeme zur Automatisierung wie die automatische Druckformpositionierung APPS oder das P2C-Registersystem beschleunigen das Rüsten bei Jobwechseln. Außerdem erleichtern der einfache und schnelle Werkzeugwechsel mittels "Easy Load Tooling" und das von Nilpeter entwickelte Kammerfarbsystem "CleanInking" dem Personal die Arbeit ebenso wie das geringe Gewicht der Druckzylinder oder das Abspeichern der Auftragsdaten in der Maschine. Die Erfahrungen bei Marschall zeigen, dass beim Rüsten eines Wiederholauftrags rd. 95% aller Einstellungen mit Hilfe der gespeicherten Daten automatisch erfolgen können, wenn der Erstauftrag präzise eingerichtet wurde. 


Eine Voraussetzung für diese hohe Genauigkeit beim passgenauen Reproduzieren eines Auftrags, so Bernd Fiebig von der Nilpeter GmbH, sei auch die Bauweise des Druckwerkblocks. Durch ein innovatives Fertigungskonzept lässt sich das komplette Grundgestell in einem Arbeitsgang herstellen, was  einerseits enge Fertigungs- und Drucktoleranzen ermögliche und gleichzeitig die Kosten der Maschinenproduktion senke. 


Jeder Meter weniger Makulatur ist bares Geld wert


Die innovative Druckwerkskonstruktion bietet zudem einen äußerst kurzen Bahnweg innerhalb der Maschine. Dieser Aspekt spielt eine wichtige Rolle, da so der Makulaturanteil niedrig gehalten wird. "Für spezielle Anwendungen setzen wir Haftverbunde ein, die teilweise 15 Euro pro Quadratmeter oder mehr kosten können", erklärt Sellmann, „deshalb sind wir natürlich dankbar für jeden Meter, der nicht im Abfall landet.“ Auf den älteren Maschinen beträgt die Einrichtmakulatur für einen Vierfarbdruck meist 600 bis 800 m Bahnlänge. Mit der neuen Nilpeter-Maschine wird dagegen bereits nach 80 Laufmetern verkaufbare Qualität gedruckt. 


Neben dem kurzen Bahnweg sieht das Bedienpersonal bei Marschall auch die Präzision der Bahnführung als Vorteil. Aufträge, die eine zusätzliche Laminierung beinhalten, mussten bisher besonders sorgfältig überwacht werden, weil Abweichungen ein häufiges Nachjustieren erforderten. Bei der FA-4 Next wird der Bahnzug an vier verschiedenen Stellen der Maschine gesteuert, so dass die Einstellungen während der gesamten Produktion konstant bleiben. 

 

Zum Ausstattungspaket der FA-4 Next gehört auch eine Stanzeinheit mit QC-System. Das mit Kocher + Beck entwickelte Schnellwechselmodul für das Inline-Stanzen sorgt auch in diesem Bereich für eine Reduzierung der Rüstzeiten.


Zusätzlich zur UV-Härtung, mit der alle Druckstationen versehen sind, verfügt das erste Druckwerk über eine Heißlufttrocknung. Sie dient zur Produktion von Thermoetiketten, die mit speziellen wasserbasierenden Farben bedruckt werden, um so eine besonders hohe Abriebfestigkeit zu erzielen und ein Abschmieren der Farben bei der späteren Verarbeitung im Thermodrucker zu vermeiden. 


Die Druckmaschine ist ferner mit einer Inspektionskamera zur Druckbildkontrolle ausgestattet. Damit erfolgt gleichzeitig eine Überprüfung auf Fehletiketten, was teure Stillstandszeiten während späterer Applikationsprozesse beim automatischen Spenden der Etiketten verhindert. 


Eine Besonderheit der FA-4 Next ist die Möglichkeit zum funkgesteuerten Maschinenbetrieb mittels ACS (Air Control Satellite). Damit ist sie das erste Nilpeter-Modell, das sich über i-Pad steuern lässt. Das Personal gewinnt dadurch an Freiraum und ist nicht mehr an Bedienterminals gebunden. Eingaben über i-Pad werden von der Maschine verzögerungsfrei umgesetzt.  Das Personal an der Maschine empfindet die ACS-Steuerung als sehr bedienerfreundlich, auch aufgrund der intuitiv zu handhabenden Menü-Steuerung. Die innovative iPad-Steuerung fördert zudem die Motivation, mit dieser Maschine zu arbeiten. 


Die ersten Praxiserfahrungen haben gezeigt, heißt es abschließend, dass sich Möglichkeiten eröffnen, die Produktion auch in den Bereich größerer Auflagen auszuweiten. Diese Chancen will Marschall in den kommenden Monaten nutzen.