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(02/16/2022 / sbr)

Innovationen gefragt wie nie zuvor

Wie innovationsfreudig ist die Weinbranche in puncto Packaging? Und inwiefern fordert der Handel – Fachhandel, Lebensmitteleinzelhandel, Onlinehandel – dies ein? Innovationsforscher Prof. Dr. Nikolaus Franke und Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar überreichten am Jahresende 2021 via persönlicher Videobotschaft offiziell die Auszeichnung „Top-Innovator 2021“ an den Etikettenspezialisten Vollherbst in Endingen. Unter anderem ein Anlass für Vollherbst, mit fünf Branchenexperten aktiv in den Dialog zu gehen.

Umschwung zur Einzigartigkeit

Werden Ideen rund um innovative Packaging-Konzepte von Verantwortlichen der Wein-, Spirituosen- und Sektbranche angenommen oder wird sogar danach verlangt? Matthias Vollherbst, geschäftsführender Gesellschafter Vollherbst: „Ich habe das Gefühl, das Interesse ist so groß wie nie. Die Covid-19-Pandemie ist hier nicht die Ursache, sondern der Katalysator. Die generelle Entwicklung unserer Kunden ging schon vor Corona tendenziell weg von ‚mehr Masse für weniger Geld‘ hin zu ‚mehr Einzigartigkeit für mehr Wert‘.“ Vollherbst arbeitete in den letzten Jahren aktiv daran, seinen Kunden innovative Verpackungslösungen für deren Marken zu bieten. Zum Beispiel wurden – nach eingängiger Beleuchtung der Zielgruppen, Bedürfnisse und Trends – das „CraftLabel“ oder die Augmented-Reality-App „Labelinmotion“ entwickelt, um nur zwei Innovationen zu nennen. Matthias Vollherbst wünscht sich, dass Innovationen noch stärker genutzt werden. „Wir ermutigen unsere Kunden: Geht raus aus der Vergleichbarkeit! Schwimmt nicht mit der Masse! Denn damit ist der Preiskampf vorbestimmt. Entwickelt eigene Ideen, erzählt uns davon. Seid mutig. Wir helfen euch bei der Umsetzung.“

Der Markt sucht Innovationen

Und weiß der Handel diese Innovationslust, diesen Mut in puncto Packaging denn zu schätzen? Ergeben sich neue Chancen und Marktmöglichkeiten? Rentiert sich die Investition? Erwartet der Verbraucher Innovationen vom Handel?

Jan Wolff führt erfolgreich den Fachhandel „Wein Wolff“ in Leer. „Als ich vor 18 Jahren in unserem Weinhandel angefangen habe, verkosteten wir die Weine immer verdeckt. Heute würde ich das auf gar keinen Fall mehr so machen: Ich schaue zuerst die Ausstattung an. Nur wenn sie mich überzeugt, kommt der Wein überhaupt in die Auswahl. Innovation auf der Flasche und um sie herum sind für mich wichtiger als in der Flasche. In der Flasche kann man das Rad schwer neu erfinden.“

Thomas Krause, Weineinkäufer der sechs Edeka Ueltzhöfer im Großraum Heilbronn, agiert sehr bedacht. „Die Produktqualität und das Geschmacksprofil müssen immer stimmen. Wenn das nicht der Fall ist, verlaufen die Innovationen im Sande. Wenn mich ein Weingut neu interessiert, beobachte ich es zunächst zwei bis drei Jahre.“

Antonios Askitis, bekannt unter #asktoni, ist Sommelier, Moderator und Entertainer, und findet: „Generell: Mich catched mehr der Inhalt einer Weinflasche als ihre Aufmachung. Es zählt, was innen ist; nicht, was außen ist. Innovationen sind Door-Opener, ja. Aber nicht, weil sie technisch oder grafisch gut gemacht sind. Innovationen mit einem zusätzlichen Mehrwert würden mich beeindrucken. Ein Etikett, das man noch als Ausgießer nutzen kann! Wie cool wäre das denn?“

Prof. Dr. Ruth Fleuchaus und Friederike Watzl von der Hochschule Heilbronn kennen sich in ihrem Fachbereich „Weinmarketing & Management“ bestens aus. „Ein guter Tipp: Was machen andere? Man sollte sich Innovationen aus anderen Branchen und Ländern in das Unternehmen holen. Dieses Rechts-Links- und Über-den-Tellerrand-Schauen macht die deutsche Weinbranche viel zu wenig. Eigentlich bräuchte man gezielt Trend-Scouts in anderen Ländern.“